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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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etwas fragen?“
    Der Mönch schaute auf und musterte Ursula. „Du bist doch die, die sich immer dort hinten in das Eck kauert, oder?“, fragte er. Ursula war erstaunt. Sie hätte nicht geglaubt, dass irgend jemand sie bemerkt hatte. „Ja“, antwortete sie.
    „Was ist deine Frage?“
    „Vater, ich möchte das Kreuz nehmen und die Wallfahrt nach Jerusalem machen. Mein Leben war bisher schlecht, ist es der richtige Weg?“
    „Das kann ich dir nicht beantworten. Gehst du für Gott oder für dich?“
    Ursula sah den Mann an. Sein Bart und der Haarkranz auf seinem Schädel waren dunkelbraun und standen im starken Kontrast zu seiner hellen Haut. Er schien nicht oft in die Sonne zu kommen. Seine Augen waren braun, von seinem Mund konnte sie zwischen dem Bartgestrüpp kaum etwas erkennen. Die Antwort auf seine Frage fiel ihr schwer.
    „Ich würde so gerne von all meiner Schuld befreit werden. Der Einsiedler sagte, dies habe der Papst den Pilgern zugesagt. Außerdem hält mich nichts hier. Ich habe alles verloren, sogar mein Kind“, versuchte sie sich zu erklären.
    Der Mönch nickte, als würde er verstehen. „Nun ich denke, Gott wird deine Wallfahrt an deinen Taten messen. Die Befreiung der heiligen Stätten ist aber Kriegshandwerk, ein Weib wird da wenig ausrichten. Was gedenkst du dazu beizutragen?“
    „Ich kenne die Kräuter“, gab Ursula zur Antwort. „Vielleicht kann ich mit dem, was ich weiß, helfen.“
    Der Mönch nickte erneut. „Dann geh, mein Kind“, sagte er, hielt Ursula aber noch zurück. „Warte. Knie nieder“, befahl er ihr, und als Ursula vor ihm auf die Knie gefallen war, legte er ihr die Hand auf und spendete ihr den Segen. „So, nun geh“, verabschiedete er sich und verschwand zwischen den Säulen. Ursula fühlte sich gestärkt und kehrte sogleich in das Fischerviertel zurück. Dort wartete bereits Bertram auf Hilde und sie. „Was ist nun?“, fragte er die eintretende Ursula. „Wollt ihr noch immer mit?“
    „Ja“, antwortete sie, „wenn ihr mit unserem Angebot einverstanden seid.“
    „Dann kommt morgen zu unseren Flößen. Wir wollen übermorgen los, wenn die Sonne aufgeht.“
    „Gut, wir werden kommen.“ Ursula spürte, wie ihr Herz bei dem Gedanken etwas schneller zu schlagen begann. Wieder lag vor ihr eine neue Wegstrecke, von der sie nicht wusste, wohin sie sie führen würde. Aber sie war neugierig. Als Hilde zurückkam, berichtete Ursula ihr, was Bertram gesagt hatte, und auch Hilde schien von einer Art Reisefieber gepackt zu sein. Aus ihrer Schürze holte sie einen roten Lappen und riss ihn in vier Streifen. Zwei davon gab sie Ursula. „Hier, hefte das an dein Kleid. Es ist das Zeichen für die Wallfahrt und das Pilgergelübde, nicht umzukehren.“ Ursula war fast feierlich zumute, als sie sich die roten Streifen überkreuz an ihr Kleid nähte.
    In dieser Nacht konnte sie kaum schlafen. Zu viele Gedanken schwirrten ihr im Kopf umher. Sie dachte an Jerusalem, wie es einst der Mönch den Bauernkindern geschildert hatte. Sie fragte sich, wie es jetzt wohl auf dem Hof des Bauern Matthes war. Dann kramte sie aus ihrer Tasche ihre beiden Figürchen. Der Bär war sie selber – und der kleine Engel? Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie küsste das Engelchen zärtlich. „Ja, meine kleine Ester, du bist jetzt bestimmt ein Engel. Bete für mich, bitte Gott um seinen Beistand für uns.“ Mit diesen Gedanken schlief sie schließlich ein.

Regensburg,
7. Mai 1096
    Am nächsten Morgen war sie noch vor Hilde wach. Kaum hatte sie die Augen aufgeschlagen, war da schon der aufregende Gedanke: „Heute geht es los. Wir machen uns auf den Weg nach Jerusalem.“ Jetzt konnte sie nichts mehr auf dem Lager halten. Sie stand auf, räumte ihre Sachen zusammen und legte sie gleich zu den anderen Dingen auf den Wagen. Als sie anschließend in die Fischerhütte kam, war Jakobs Frau gerade dabei, Brei zu bereiten. Ursula half ihr und setzte auch gleich einen Kräutersud an. Sie, Jakob und seine Frau löffelten bereits ihren Brei, als Hilde endlich auch erschien. Sie hatte anscheinend nicht so gut geschlafen. Wortkarg wünschte sie einen guten Morgen und machte sich dann über ihre Schale Brei her. Erst nach einigen Schlucken des warmen Kräuteraufgusses wurde sie lebendiger.
    „Jakob, sag, wo liegen die Baumstämme der Flößer?“, wollte sie wissen. „Ist es weit bis dahin?“
    „Nun, ihr werdet schon ein Stück flussab laufen müssen“, antwortete der Alte ihr. „Ich denke, es sind

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