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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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Frauen mit Handschlag, doch ohne ein Wort. Erst als alle um das Feuer saßen, Fisch und Brot verteilt worden waren, richtete er sich an die Frauen so, dass alle anderen es mithören konnten. „Morgen, bei Sonnenaufgang werden wir das Lager abbrechen und alles auf die Flöße verladen. Wir haben euch einen Platz auf dem Hauptfloß eingerichtet. Da könnt ihr euer Zelt aufschlagen. Euren Karren könnt ihr aber nicht mitnehmen. Gib mir wie vereinbart für jeden Mann einen Kreutzer jetzt und den anderen, wenn ihr uns verlasst.“
    „Halt, halt, nicht so schnell.“ Hilde hatte wieder ihre feste Verhandlungsstimme. „Was glaubst du eigentlich, wie wir ohne die Karre mit unseren Sachen weiterkommen sollen, wenn wir den Fluss verlassen, hä? Nein, der Karren muss mit, und wenn ich dafür fünf Heller extra gebe.“
    „Nein, das geht nicht.“ Bertram blieb stur. „Die Räder werden zwischen die Stämme rutschen, und euer Kram wird ins Wasser fallen. Ein Floß ist keine Fähre.“
    Bevor Hilde etwas dazu sagen konnte, schaltete sich der jüngste der Männer ein: „Wir könnten die Räder entfernen und sie in den Kasten des Wagens legen. Wenn die Weiber es so wollen, dann sollen sie ihren Platz mit der Kiste teilen.“
    Bertram sah den Jungen mürrisch an. „Dieser vorlaute Neunmalkluge ist übrigens mein Bruder. Er hört auf den Namen Peter, aber nicht auf das, was man ihm sagt, und er hat die schlechte Angewohnheit, sich in alles einzumischen.“ Nachdenklich schwieg Bertram kurz, und mit einem weiteren, mahnenden Blick zu seinem Bruder willigte er schließlich ein. „Na gut, fünf Heller extra, und ihr teilt euren Platz mit der Karre“, sagte er und hielt Hilde seine Hand hin. Hilde zögerte nur kurz, dann schlug sie ein. Ihr kräftiger Händedruck machte auf Bertram keinen schlechten Eindruck, und er begann zu grinsen, noch bevor er ihre Hand wieder entließ. Hilde holte aus dem Beutel an ihrer Schürze die Lederbörse mit ihrem Geld. Sie zählte Bertram sieben Kreutzer und fünf Heller in die Hand. Damit war die Sache endgültig besiegelt.
    „So, wir sind Hilde und Ursula, und wir wollen nach Jerusalem wallfahren. Dich, Bertram, und deinen Bruder kennen wir nun schon“, wechselte Hilde das Thema. „Haben die anderen auch Namen?“
    Bertram räusperte sich. Hildes herausfordernder Ton war ihm nicht recht. Dennoch antwortete er ihr: „Neben dir hockt Will, der daneben ist Jobst. Bei Peter sitzen Kilian und Gilg, der älteste von uns. Er kennt den Fluss besser als jeder andere. Und der da“, er zeigte auf den Mann, den Hilde wegen der Mücken angesprochen hatte, „ist Lentz.“ So wie Bertram sie vorgestellt hatte, nickten alle Männer den beiden Frauen zu. Besonders gesprächig schienen sie aber alle nicht zu sein. Ursula schenkte den Kräutersud aus. Die Flößer schnupperten zuerst misstrauisch an dem ungewohnten Getränk, nahmen vorsichtig einen Schluck und schmeckten den ungewohnten Aromen nach. „Warmes Wasser mit Geschmack?“ Der alte Gilg schüttelte den Kopf. „Ist das nicht eher was für die Kranken?“
    „Nein, nein“, erklärte Ursula, „das sind vor allem getrocknete Früchte der Hagebutte, Brombeerblätter und Melisse. Trinkt ruhig, das erfrischt und tut dem Körper gut. Aufgüsse aus Kräutern, die heilen, schmecken meistens nicht so gut.“ Artig schlürften die Männer weiter. Es war ungewöhnlich, aber es schmeckte nicht schlecht. Ursula schaute sich die Versammlung genauer an. Jeder der Männer trug eine kurze lederne Hose, die etwa bis zu den Knien reichte. Sie trugen keine Schuhe, und ihre Schienbeine und Unterschenkel waren braun und voller Schrammen und Narben. Über der Hose trugen sie einen weiten Kittel, dessen Ärmel sie aufgekrempelt hatten. Ihre Arme waren muskulös und so braun wie die Beine. Jeder von ihnen trug eine Kopfbedeckung. Einige waren aus Stroh oder Gräsern geflochten, andere schienen aus Filz zu sein. Alle außer Peter hatten kräftige Bärte, und die Augen leuchteten in den gebräunten Gesichtern. Ihr Leben war sicherlich hart, aber die Augen zeigten, sie liebten es, ihr Dasein auf dem Fluss und ihre Freiheit durch die ständigen Reisen. Nachdem sie aufgegessen hatten, trollte sich einer nach dem anderen und verschwand in einem der Zelte. Auch Hilde und Ursula zogen sich zurück. Doch es dauerte lange, bis der Schlaf zu ihnen kam. Die Aufregung angesichts der am nächsten Tag beginnenden Reise und die Insekten ließen beide noch lange wachliegen.

An der Donau

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