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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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und Ursulas Habe in dem Kahn verstauten und zum Ufer ruderten. Dort schichteten sie alles auf einen Haufen, und Jobst blieb dabei, um aufzupassen. Den leeren Kasten des Wagens banden sie an ein Seil und zogen ihn über das Wasser an den Strand. Dann verabschiedeten sich die Männer von den beiden Frauen. Lange hielt Bertram Hildes Hand und wünschte ihr beinahe verlegen eine weitere Wohlfahrt. Hilde zählte ihm die vereinbarten weiteren sieben Kreutzer in die Hand und bedankte sich. Das schien Bertram noch verlegener zu machen. Ursula hatte indes den Eindruck, Peter würde ihr gleich schluchzend um den Hals fallen. Am Ufer angekommen half Gilg den beiden Frauen als erstes, die beiden Räder wieder an der Karre zu befestigen. Nachdem sie schließlich ihre sämtliche Habe wieder aufgeladen hatten, ließen Gilg und Hilde Ursula zurück, um sich nach einem Esel umzusehen. Die Neugierde der Leute war längst verflogen, und Ursula saß alleine im Schatten des Karren. Von nun an würden sie auf sich selber gestellt sein. Zwischen den sieben Männern hatte Ursula sich sicher gefühlt, nun kam sie sich sehr fremd und alleine vor. Ein halbwüchsiger Junge, nur mit einer Hose aus Sacktuch bekleidet, traute sich näher an sie heran. Der Tonfall in seiner Stimme ließ Ursula vermuten, dass er sie irgend etwas fragte. Sie konnte aber nicht ein Wort von dem, was die helle Stimme formulierte, verstehen. Also lächelte sie den Jungen nur an und gab ihm ihr Nichtverstehen mit einem Kopfschütteln kund. „Wie heißt du?“, fragte sie ihn. Und das Erstaunen in seinem Gesicht zeigte ihr, auch er verstand sie nicht.
    Schließlich kehrten Hilde und Gilg zurück. Zwischen ihnen schritt mit leicht gesenktem Kopf ein kleiner Esel, und auf dessen Rücken lagen zwei Säcke. „Schau Ursula“, Hilde strahlte über das ganze Gesicht, „wir haben einiges zum Essen und dieses hübsche Langohr. Und es hat uns nicht einmal viel gekostet. Gilg ist ein besonders begabter Händler und hat gute Preise für uns erstritten.“
    „Die Leute hier sind sehr freundlich. Von den Pilgern haben sie noch nichts gehört“, erklärte Gilg. „Ich glaube auch nicht, dass die Bekreuzigten den Weg über die Berge nehmen wollen. Sie sind sicherlich von Beograd weiter in den Süden gezogen und werden sich erst später wieder nach Osten wenden. Seid aber auf der Hut. Es wird nicht allzu lange dauern, und ihr werdet auch auf das Pack stoßen.“ Man merkte ihm deutlich seine Verbitterung über das Leid an, das seinen Verwandten in Beograd widerfahren war. „So, ich muss mich sputen, um das Floß einzuholen.“ Er gab Ursula und Hilde noch einmal die Hand, setzte sich in den Kahn und war schon bald um die nächste Flussbiegung herum verschwunden.
    Ursula und Hilde luden die Säcke vom Esel auf die Karre und schirrten das Tier zwischen die beiden Stangen des einachsigen Gefährts. Zum Glück hatte Gilg auch daran gedacht, für die Frauen ein entsprechendes Zaumzeug herauszuhandeln. Hilde fasste den Esel am Halfter und gab ihm einen kleinen Klapps. „Auf nach Jerusalem oder was auch immer auf uns zukommen mag“, scherzte sie, und langsam setzten sie sich in Bewegung, weg vom Fluss ins Landesinnere, Richtung Süden. Das Eselchen erwies sich als gutmütiges, williges Tier. Es zog fleißig den Karren. Wenn es bergauf ging, schob eine der Frauen mit an, um das Tier zu entlasten, und abends war das Tier zufrieden, wenn es da, wo man es anband, einige saftige Gräser gab. Je länger sie so unterwegs waren, desto mehr verstanden Ursula und Hilde auch die Zeichen, die ihnen das Tier gab. Hatte der Esel Durst und witterte einen Bach, beschleunigte er seine Schritte, und wenn die Frauen nicht aufpassten, verließ er den Weg, um zu dem Wasser zu gelangen. Es hatte wohl hier lange nicht geregnet, denn die Stellen, an denen sie frisches Wasser fanden, waren sehr selten. Außerdem brauchte das Tier mehr, als sie beide erwartet hatten. Abends waren sie zu faul, das Zelt aufzubauen, und so legten sie sich kurzerhand mit ihren Strohsäcken einfach unter den Karren. So waren sie einigermaßen geschützt und nahe bei ihrem Hab und Gut. Den Esel banden sie an einen Strick, so dass er noch ausreichend Freiheit hatte zu grasen. Die Frauen machten sich ein kleines Feuer, gerade groß genug, um etwas Brei zu kochen. Sie wollten niemanden anlocken und achteten sehr darauf, so wenig Rauch wie möglich zu erzeugen, und schirmten den hellen Schein der Flammen mit Steinen oder belaubten Ästen

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