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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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Männer ohne Rüstung, vor einem Zelt arbeitete ein Schmied am Feuer, vor einem anderen zerteilte ein Metzger ein geschlachtetes Schwein, ein Wagner saß vor einem Bock und schnitzte an einer Radspeiche. Sie kamen an einen Platz, wo Händler verschiedenste Waren anboten, es gab Früchte, Gemüse, Brot, aber auch Teller und Schüsseln aus Holz, lederne Schuhe und Kleidung, Kessel und Waffen. Hilde fragte im Vorbeigehen einen Mann, wo die Zelte der Normannen seien. Er wies ihr den Weg, und sie zog Ursula mit sich.
    „Zu den Normannen?“, fragte Ursula „Sind das nicht Barbaren aus dem Norden?“
    „Nein, es sind stattliche Krieger aus Sizilien und dem Süden von Rom. Ich habe ein paar davon in Konstantinopel kennengelernt. Zwischen ihren Zelten sind wir gut aufgehoben“, erklärte Hilde ihr.
    Sie kamen in den beschriebenen Bereich des Heerlagers. Die Männer hier waren größer, als Ursula es kannte, und sie hatten langes, teils in Zöpfe gelegtes Haupthaar und lange, wilde Bärte. Ihre Zelte waren braun-rot, und es standen viele mächtige Schilde vor den Eingängen. Sie fanden einen Platz hinter einer Reihe der Zelte und begannen, ihr eigenes Lager aufzuschlagen. Nachdem sie die Planen gespannt hatten, entluden sie ihren Karren. Hilde schirrte den Esel aus und brachte ihn zu einer Koppel, in der bereits andere Saumtiere standen. Mehr war an diesem Tag nicht zu tun. Sie errichteten sich noch eine Feuerstelle.
    „Für Holz werden wir ein Stück laufen müssen“, seufzte Hilde. „In der Nähe des Lagers wird es sicher nichts mehr geben.“
    Sie machten sich auf und mussten noch Hunderte Zelte passieren, bevor sie an den Rand des Lagers gelangten. Hilde hatte recht. Hier in der Nähe der Zelte gab es keinen Baum, keinen Strauch oder Ast mehr. So liefen sie weiter, bis sich aus dem Gras und Gestrüpp wieder Büsche und einige niedrige Bäume erhoben. Sie brachen Äste von den Bäumen und sammelten alles trockene Holz, das sie finden konnten, vom Boden auf. Schwer bepackt machten sie sich dann wieder auf den Rückweg, und ohne Hilde hätte Ursula nie mehr zu ihrem Zelt zurückgefunden. Während Ursula sich um das Feuer kümmerte, ging Hilde nachsehen, ob sie einen ihrer Bekannten fände. Da Ursula nicht tatenlos rumstehen mochte, begann sie schon einmal damit, das Abendmahl vorzubereiten. Auch an den Feuern der anderen sah sie Frauen und Männer, die in Kesseln rührten oder Fladenbrot bereiteten.
    Sie hatten Brot mitgenommen, und so kochte Ursula eine Suppe aus Wurzeln, einem Schweineknochen mit reichlich Fleisch daran und jungen Zwiebeln.
    Hilde blieb lange weg, und als sie endlich wieder zwischen den Zelten auftauchte, war die Suppe schon beinahe fertig.
    „Wo bist du so lange gewesen?“, fragte Ursula, der das Alleinsein zwischen all den Fremden nicht besonders angenehm gewesen war. „Ich habe mir schon Gedanken gemacht, ob du dich vielleicht zwischen all diesen Menschen verlaufen hast.“
    „Ich habe die Kerle wirklich wieder gefunden.“ Hilde war bester Laune. „Sie haben mich auf ein Becherchen Wein eingeladen und mir erzählt, wie es weitergehen soll.“
    „Und?“ Ursula machte keinen Hehl aus ihrer Neugierde. „Erzähl schon.“
    „Es wird wohl noch einige Tage dauern, bis das gesamte Heer hier angekommen ist. Ein Bischof und Bohemund, der Führer der Normannen, wollen dann alle Heerführer zusammenrufen und sich beraten. Wahrscheinlich wird die Streitmacht zuerst zu der Stadt Nikaia ziehen. Auf dem Weg dorthin liegt ein Lager der Griechen. Mit ihnen gemeinsam wollen sie die Stadt angreifen. Die Männer sind heiß darauf, nach dem langen Marsch endlich ihre Schwerter zu schwingen. Die Stadt ist von Fremden besetzt. Kundschafter haben berichtet, es gäbe noch ein Heer, das weiter im Osten stände und vielleicht angreifen könnte, wenn wir die Stadt erreicht haben. Die Männer machen sich aber keine Sorgen deswegen.“
    „Das bedeutet, wir werden hier über eine Woche bleiben.“ Ursula überlegte. „Dann werden wir einen Teil unserer Vorräte bereits verbraucht haben, bevor wir wirklich aufbrechen.“
    „Wir können uns bei den Normannen durchschlagen. Ich kenne zwei von ihnen schon recht gut, und zwei so hübsche, saubere Weiber wie wir sind an deren Feuer sicherlich willkommen. Wir müssen nur ein wenig nett zu ihnen sein.“ Hilde zwinkerte Ursula vielsagend zu, und diese verzog ihr Gesicht.
    „Komm schon, Ursula, ein bisschen Spaß wird auch dir gut tun. Es sind anständige Kerle, und sie

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