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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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allerdings Ursulas Arm.
    „Hier, stütz dich auf mich“, sagte er besorgt. „Wenn es gar nicht geht, setze ich dich auf mein Ross.“
    „Es wird schon gehen“, antwortete Ursula, ließ aber für den Rest des Tages den Arm Roderichs nicht mehr los.
    Am Abend fasste sie sich dann ein Herz. Als Hilde bereits in Richtung Normannenzelte verschwunden war, drückte sich Roderich noch immer vor ihrem Zelt herum. Ursula fand nichts mehr, womit sie sich hätte beschäftigen können, und musste zur Tat schreiten. „Roderich, willst du mir nicht einmal dein Zelt zeigen?“, fragte sie und hatte Mühe, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Roderich schien erstaunt. „Doch sicher, aber“, druckste er herum, „du musst wissen, ich teile mir das Zelt mit einem anderen Ritter und unseren Knappen. Wenn du die anderen kennenlernen möchtest, können wir gerne hingehen.“
    Ursula merkte, er wollte weitersprechen, und schwieg.
    „Ich möchte aber lieber mit dir alleine sein“, sagte Roderich endlich nach einem unendlich scheinenden Schweigen. Ursula nahm den Wasserschlauch, der neben ihr lag. Trat zu dem Ritter hin. „Hast du auch Durst?“
    „Ja danke.“ Er nahm den Schlauch und trank. Dann reichte er ihn Ursula, und auch sie nahm noch einen kräftigen Schluck. Beide spürten die Spannung zwischen sich.
    Roderich fasste sich ein Herz, nahm Ursulas Hand und zog sie ans Feuer. Beide setzten sich. „Die Hitze und der Staub werden uns noch ausdörren wie Trockenfisch“, versuchte Roderich eine Unterhaltung zu beginnen.
    „Ja, und in der Nacht ist es so kalt, dass man sich am liebsten Glut unter die Decke schaufeln möchte“, antwortete Ursula.
    „Frierst du sehr in der Nacht? Ich könnte dir aus meinem Zelt eine zusätzliche Decke holen.“
    Ursula wurde das Gespräch zu dumm. „Ich will aber keine Decke“, versuchte sie dem schmucken Ritter auf die Sprünge zu helfen.
    Roderich schwieg. Ursula rutschte etwas näher und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Roderich traute sich nicht, sich zu rühren. Endlich nahm er Ursulas Hand in die seine, hielt sie fest und streichelte sie mit seinem Daumen. Ursula drehte ihren Kopf ihm zu, und zart berührten ihre Lippen seinen Hals. Roderich nahm sie in den Arm und gab ihr behutsamer, als Ursula es je erfahren hatte, einen Kuss auf den Mund.
    Ursula griff in sein Haar und presste seine Lippen fester gegen die ihren. Leicht öffnete sie den Mund und ließ ihre Zungenspitze über seine Lippen huschen. Er spielte mit, und seine Zunge begegnete ihrer. Ursula wollte nie mehr aufhören, Roderich zu küssen. Sie vergaß alles um sich herum, spürte nur die Zärtlichkeit seines Mundes, die Kraft seiner Arme, die sie hielten, und atmete seinen männlich Duft, der ihr berauschender als Wein vorkam.
    Ein Räuspern direkt hinter ihnen ließ sie auseinanderfahren.
    „Ähm, Herr Roderich“, dem Knappen war die Situation nicht weniger unangenehm, „die Ritter haben eine Zusammenkunft. Es geht um die Vorräte und die Versorgung des Trosses. Man fragt nach euch.“
    Wie unter Schmerzen verzog Roderich sein Gesicht. Er sprang auf und gab Ursula noch einen kurzen Kuss. „Es tut mir leid“, hauchte er ihr noch in das Ohr, und folgte seinem Knappen.
    Ursula saß noch lange alleine am Feuer und spürte, wie das Erlebte in ihr nachklang. Doch nicht lange, und es wurde zu kalt, um vorm Zelt sitzenzubleiben. Sie kroch auf ihr Lager, deckte sich sorgfältig zu und schloss die Augen. Sie stellte sich Roderichs Gesicht vor und schlief lächelnd ein.
    Der nächste Tag zog sich endlos dahin. Ursula hoffte bei jedem Reiter, der vorbeikam, darauf, dass er sein Pferd zügeln und sie das geküsste Gesicht wiedersehen würde. Doch es dauerte bis in den Nachmittag hinein, bevor Roderich auftauchte. Er saß ab, übergab die Zügel einem Knappen und schritt neben Ursula her. Ihre Hände fanden sich und hielten einander fest. Hilde grinste. Roderichs Gesicht war deutlich von Sorge gezeichnet. Er war schweigsam und tief in Gedanken. Ursula hielt das nicht lange aus.
    „Erzähl, was ist geschehen?“, forderte sie Roderich auf.
    „Die Lage wird immer kritischer. Die Hitze hat bereits ihre ersten Opfer gefordert. Einige von den Viehhirten haben nicht aufgepasst, und eine ganze Reihe Pferde haben vergiftetes Wasser getrunken. Auch ein paar Leute vom einfachen Volk sollen aus einem verseuchten Brunnen getrunken haben. Die Stimmung unter den Männern ist gereizt.“
    „Ist es noch weit bis zu der

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