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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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sich auch noch bedanken, aber irgend etwas gab ihr das Gefühl, ein Dank wäre jetzt nicht angebracht. Der Bauer hatte mit dem Privileg eines eigenen Lagers Aufgaben und Forderungen verbunden. Diese musste sie erfüllen, und er würde wissen, dass sie dankbar dafür war. Hätte sie sich jetzt bedankt, wäre die Veränderung wie ein Geschenk im Raum gestanden, und Ute, die Magd, wäre vielleicht neidisch geworden. Ursula schaute zu ihr hinüber, Ute nickte ihr zu. Wahrscheinlich war sie selber froh, künftig in ihrer Ecke mehr Platz zu haben.
    Gleich nach dem Essen holte sie sich vom Bauer die Erlaubnis, ein neues Spreu für das Lager zu holen, und lief mit erteilter Erlaubnis in die Scheune, sich das Stroh zu holen. Esters Lager war längst weggeschafft worden. Ursula breitete das Stroh aus, holte sich ihre Sachen und bereitete sich das neue Bett. Dann sah sie sich im Verschlag um und ordnete die Töpfe und Kräuterbüschel nach ihrem Gutdünken.
    Schließlich legte sie sich hin und schloss die Augen. Ihre beiden Holzfiguren in Händen erfüllten sie Stolz und Gedanken über die Zukunft. Sie wollte dem Bauern beweisen, dass sie das alles schaffte. Sie wollte darüberhinaus viele Kräuter sammeln und jedem vom Hof damit helfen. Wenn alle zufrieden mit ihr wären, könnte Ludger sie dann vielleicht eher zur Frau nehmen. Eine fleißige Magd kann auch eine gute Jungbäuerin sein. Ursula freute sich auf den nahen Frühling, auf ein Jahr, in dem sie es allen zeigen wollte. Ester und auch ihre Eltern sollten stolz auf sie sein. Gott dankend überließ sie sich dem Schlaf mit dem festen Vorsatz, bei Anbruch des Tages noch vor Ingrid am Herdfeuer zu sein.
    Im Traum lief sie über Waldwiesen, dann sah sie einen schwarzen See, geriet in einen dichten Wald, und plötzlich standen um sie herum riesige Exemplare dieses weißen Stinkpilzes. Die Szene verschwamm, und sie sah das Gesicht einer Frau, die sie nicht kannte. Die Frau lächelte traurig, und das Bärchen in Ursulas Hand wuchs, bekam Fell und brüllte fürchterlich.

Vor den Mauern Arqas,
15. April 1099
    Ursula schrak auf. Zuerst wusste sie nicht, wo sie sich befand, doch eine weitere Wehe holte sie rasch in die Realität zurück. Die Sonne stand nun schon so tief, dass Felsen und Sand einen rötlichen Schimmer hatten. Es war immer noch sehr heiß zwischen den Steinen, aber Ursula wusste, wenn die Sonne erst einmal verschwunden war, würde schneller, als man glauben mochte, die Kälte kommen. Im Schlauch war noch etwas Wasser. Ursula nahm nur einen kleinen Schluck. Sie zerkaute noch ein paar Minzblätter und sah sich um. Dem Stand der Sonne nach lag ihr Heerlager vor ihr hinter einigen Hügeln verborgen. Die Stadt musste sich schräg links hinter ihrem Rücken befinden. Wenn sie langsam in Deckung der Hügel vor den Schützen auf den Zinnen weiterlief, müsste sie nach einiger Zeit nicht nur außer Schuss- und Sichtweite sein, sondern auch nicht allzu weit von ihrem Zelt entfernt. Vielleicht begegnete sie ja auch jemandem aus dem Heerlager, der ihr half.
    Sie musste auf jeden Fall weiter. Die Wehentätigkeit hatte scheinbar abgenommen. Vorsichtig rappelte sie sich auf. Zuerst verweilte sie in der Hocke und hielt sich an den Felsen. Langsam und in sich hineinhorchend traute sie sich mehr zu und richtete sich fast vollends auf. Ängstlich spähte sie über die Schulter in Richtung Stadt, doch sie war in guter Deckung. Aufatmend machte sie den ersten Schritt. Sie konnte keine großen Schritte machen, aber sie kam vorwärts. Wieder spürte sie den Schmerz kommen. Breitbeinig stützte sie sich vorneübergebeugt auf ihren Knien ab, bis die Wehe verklungen war, dann stapfte sie weiter. Das Gehen verkürzte die Abstände der Schmerzen erneut. Ursula steckte sich kleine Ziele, die sie sich vornahm, bis zur nächsten Wehe zu erreichen. Als sie an einem großen Steinblock angelangt war, musste sie sich setzen. Erneut nahm ihr der Schmerz die Luft. Sie harrte aus, versuchte ruhigzubleiben und schob sich erneut einige Blätter aus ihrem Beutel zwischen die Zähne. Es half nichts, sie musste jetzt eine Pause machen. Sicherlich vermisste Hilde sie bereits und hatte Roderich aufgesucht. Gemeinsam würden die beiden sicherlich zu erkunden versuchen, wo sie war. Dass sie noch einmal nach Kräutern gegangen war, lag auf der Hand, und so würden sie bestimmt auch außerhalb des Lagers nach ihr suchen. Mit etwas Glück würde sie sicherlich bald gefunden werden. Erschöpft und mit Hoffnung

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