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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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Gassen runter zum Fluss leicht ab.
    Jakob der Fischer wartete schon auf sie. Er zeigte ihnen den Schuppen, in dem sie ihren Karren unterstellen konnten und wo sie die Nacht verbringen durften. Dann lud er sie ein, zu ihm ins Haus zu kommen. Jakobs Frau begrüßte sie freundlich. In der Fischerhütte war nicht viel Platz, und am Tisch saßen noch zwei Männer. Jakob forderte Hilde und Ursula auf, sich zu setzen. „Das sind Notger und Bertram, Notger ist auch Fischer und Bertram ist Flößer“, stellte er die beiden Männer vor. „Sie wissen mehr, als wir hier in der Stadt mitbekommen.“ Er setzte sich auch und forderte Notger auf: „Komm, erzähl, was du mir bereits gesagt hast.“ Notger räusperte sich und hob an: „Ich war in den letzten Wochen flussabwärts unterwegs. Die Scharen, die hier vor der Stadt lagern, sind nur ein Teil des Volkes, das sich auf den Weg gemacht hat. Man hört aber nichts Gutes. Das Volk ist wie ein Schwarm Heuschrecken. Sie plündern, vergewaltigen und morden. Die Leute, die jetzt von hier aufbrechen, werden weiter südlich nicht willkommen sein.“
    Hilde schnaufte. „Was willst du uns damit sagen?“
    „Es ist besser, wenn ihr euch nicht dem Zug anschließt“, sagte Notger sehr bestimmt. Hilde wollte etwas erwidern, aber Jakob legte seine Hand auf ihren Arm. „Wart ab, Hilde, was Bertram euch vorzuschlagen hat.“
    „Wenn ihr unbedingt nach Osten wollt, kann ich euch mitnehmen“, sagte er. „Aber ihr müsstet was dafür bezahlen und auf der Reise für uns kochen. Wir bringen Eichenstämme die Donau runter. Nach etwa vierzig bis fünfzig Tagen erreichen wir eine Stelle, von der aus es über Land nicht weit bis Konstantinopel ist.“
    „Wieviel?“, wollte Hilde gleich wissen.
    „Konstantinopel?“, fragte Ursula irritiert. „Wir wollen doch nach Jerusalem.“
    Bertram lachte. „Konstantinopel ist das Nadelöhr, durch das alle Pilger nach Jerusalem müssen. Es ist die Hauptstadt von Byzanz, und dort müsst ihr über die Meerenge, um weiter nach Jerusalem zu kommen.“
    Hilde ließ sich nicht beirren. „Wieviel?“, fragte sie erneut.
    „Wir werden uns schon einig“, meinte Bertram mit einem Grinsen und einem Augenzwinkern. Hilde wusste, worauf er hinauswollte. Zornig schaute sie Jakob an. „Wo sind wir hier? Auf dem Sklavenmarkt? Jakob, sag mir, dass das nicht wahr ist. Du willst uns doch nicht an die Flussmänner verkaufen, oder?“
    „Nein, nein“, wehrte Jakob ab. „Beruhig dich, Hilde. Sie sind bereit, euch mitzunehmen, wenn ihr für sie kocht und wenn ihr auch eure Heilkünste den Leuten zur Verfügung stellt. Bertram, ist es nicht so? Und einige Münzen, sagtest du. Also was ist?“
    Bertram schaute Hilde herausfordernd an. „Es ist, wie der Alte sagt. Aber Hilde, man kennt dich in der Stadt und auch auf dem Fluss. Du brauchst gar nicht so tun. Wir wissen, womit du noch handelst. Wir vom Fluss sind auch nur Menschen, und wenn dir einer etwas dafür gibt, kannst du zufrieden sein.“
    „Wir suchen uns die Mannsleute selber aus und nehmen bare Münze“, erwiderte Hilde knapp. „Wieviel Tage ist dir ein Schäferstündchen denn wert?“
    Bertram wurde verlegen. „Ich habe darüber nicht nachgedacht. Es geht auch nicht um mich. Wir sind zu siebt. Ich entscheide das nicht allein. Aber ich muss schon etwas zu bieten haben, damit die anderen einwilligen. Wir nehmen sonst nie jemanden mit. Überlegt es euch. Ich komme morgen früh wieder“, sagte er und stand auf. Jakob folgte ihm bis vor die Tür. Als er nach einer Weile zurückkam, schüttelte er den Kopf. „Hilde, Hilde. Was ist in dich gefahren? Du bist doch sonst nicht so abweisend. Der Kerl ist drauf und dran, das ganze wieder zu vergessen.“
    „Ihr solltet euch das wirklich überlegen“, schaltete sich Notger ein. „Vierzig Tage, die ihr nicht laufen müsst und sicher seid vor erbostem Volk und dem ganzen Mob da drüben.“ Und er wies mit einer Kopfbewegung zum anderen Ufer hin.
    „Wir haben gerade alles verloren, und ich lasse uns wegen unserer Not nicht verschachern“, maulte Hilde. „Ich hasse es, dem guten Willen anderer ausgesetzt zu sein. Das ist alles“, fügte sie hinzu.
    Ursula dachte nach. Sie fand Bertram gar nicht unfreundlich. Eine so lange Fahrt auf dem Wasser war ihr nicht geheuer, aber über vierzig Tage zu Fuß? War Jerusalem so weit weg? Das hätte sie nicht gedacht. Sie stand auf und ging nach draußen. Zwischen zwei Hütten gelangte sie ans Wasser. Auf der anderen Seite des

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