Die Kreuzweg-Legende
auf den Boden geschlagen.
Sofort dachte der Chinese an den Reiter. Er fuhr herum, die Finger der rechten Hand lagen auf dem Griff der Dämonenpeitsche, aber er sah nichts, was ihm hätte gefährlich werden können.
Trotzdem hatte er sich nicht getäuscht! Sogar die Richtung, aus der das Geräusch aufgeklungen war, hatte sich Suko merken können. Das war links von ihm gewesen. Dort lag der Hang.
Zu sehen war nichts. Nur der dunkle Waldstreifen, in den die Grasfläche überging.
Hatte der Wind etwas bewegt oder gelöst?
Das wollte Suko genau feststellen. Sehr wachsam schritt er dorthin, wo das Geräusch seiner Ansicht nach aufgeklungen war. Sein Blick war lauernd. Die Lippen hatte er zusammengepreßt. Er schaute den Hang hinab, rutschte noch ein wenig weiter und entdeckte trotz der hinunterfließenden Nebelschwaden die graue Insel inmitten des grünen Grases.
Das war keine Insel, sondern ein viereckiger Stein, schon eine Platte. Und jemand hatte sie zur Seite geschoben, nachdem sie aus der Schräge gestemmt worden war.
Wenn das tatsächlich so gewesen war und Suko niemand sah, blieb nurmehr eine Möglichkeit.
Hinter dem Stein, von Suko noch nicht sichtbar, mußte es eine Höhle, ein Versteck oder einen Gang geben, der in die Erde hineinführte, vielleicht auch die ehemalige Burg.
Suko schaute nach.
Der Stein war ein Stück gerutscht. Die Annahme des Inspektors wurde auf schaurige Art und Weise bestätigt. Er sah nicht nur den Eingang zur Höhle, sondern auch die schreckliche Gestalt, die dort lauerte. Ein Zombie!
Das Herz trommelte stärker, als der Inspektor das Wesen anschaute. Er sah in ein Gesicht mit widerlich entstellten Zügen, erkannte auch die aschgrauen Haare, die teigigen Klauen und bekam mit, wie sich die Arme des weiblichen Zombies gierig streckten, um die Beine des Menschen anfassen zu können.
»Du kommst mir gerade richtig!« keuchte Suko, ging einen Schritt zurück und zog die Peitsche.
Eiskalt ließ er die Schreckensgestalt kommen. Ein Zombie ist einem Menschen immer überlegen, davon gingen diese Wesen jedenfalls aus, und sie griffen immer an.
Hier allerdings geriet die Untote an den Falschen. Suko wartete sogar, bis sich der weibliche Zombie zur Hälfte aufgerichtet hatte, erst dann drosch er zu.
Die drei Riemen pfiffen dem Unhold entgegen. Kopf, Arme und Oberkörper wurden getroffen.
Lange Zeit hatte der Zombie gelebt.
Die zahlreichen Jahre hatten ihm nichts anhaben können, anders die drei Riemen der Dämonenpeitsche. Sie zerfetzten die Gestalt. Ein letztes Gurgeln drang noch aus dem Maul, dann kippte der Zombie zur Seite. Bis über die Hälfte seines Körpers schaute er aus der Öffnung hervor, die Beine steckten noch im Gang. Sie würden nie mehr hervorgezogen werden, denn der Körper löste sich auf, wobei stinkender Dampf aus den breiten Wunden quoll.
Suko wandte sich ab. Einen hatte er erwischt. Wer sagte ihm, daß dieses Wesen der einzige Zombie…
Der Schuß!
Urplötzlich hörte Suko den Knall. Er erkannte am Klang die Beretta, wußte, daß Kasimir geschossen hatte und wurde blaß. Nicht nur ein Zombie trieb sich auf diesem Gelände herum. Der Pole mußte auf einen zweiten oder sogar auf mehrere gestoßen sein. Suko hatte seine Erfahrungen mit den lebenden Leichen gemacht. Für den anderen mußte es die erste Begegnung gewesen sein, und vielleicht hatte er sie trotz des Schusses nicht überstanden. Für Suko gab es kein Halten. Er mußte dem anderen zur Seite stehen. Zum Glück wußte er die Richtung, in die sich der Pole gewandt hatte. Suko kletterte den Hang hinauf. Von oben her wurden ihm die Nebelschwaden entgegengeweht. Noch immer schickte der Mond sein Licht über die Trümmer der alten Burg.
Es war richtiges Zombiewetter, wie Suko selbst zugab. Und er sah die zweite Untote!
Am Rand des Abhangs stand sie, hatte die Arme erhoben und stemmte einen gewaltigen Stein, der schon fast einem kleinen Felsbrocken glich. Das Ziel war klar.
Dieses Wesen mit den rostroten Haaren und der weißen teigigen Haut wollte dem Chinesen den Stein auf den Schädel schmettern. Bevor Suko etwas unternehmen konnte, drückte die Untote ihre Arme nach vorn und wuchtete den Stein auf Suko zu. Sie konnte dabei das Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel dem Chinesen entgegen. Suko lag so schnell am Boden, als hätte ihm jemand die Beine unter dem Körper weggezogen. Er winkelte sie auch noch an und hatte Glück, denn der Stein verfehlte ihn und schlug hinter ihm auf den Hang, wobei er in
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