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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zunächst. Sehr vorsichtig zirkelte es ein Bein vor das andere, als wollte es zunächst einmal den Boden abtasten und dessen Härte feststellen.
    Dann jagten uns zwei Dinge entgegen. Ein Schrei und das Pferd.
    »Vorsicht!« Ich brüllte dem Mönch die Warnung zu. Sah nicht, ob er reagierte, da ich genug mit mir selbst zu tun hatte, um den wirbelnden Hufen zu entwischen.
    Ich flog zur Seite weg, prallte auf den Boden, überschlug mich dabei, wurde in eine Staubwolke eingehüllt, hörte Schreie und merkte auch den Luftzug, als die gefährlich ausschlagenden Hufe des Pferdes dicht an meinem Kopf vorbeiwischten.
    Ich wagte nicht zu schießen, und so gelang dem unheimlichen Reiter die Flucht mit der Beute.
    So schnell wie möglich rappelte ich mich wieder hoch, drehte mich in die Richtung, in die er geflohen war und sah noch seinen Rücken, bevor er um eine Ecke wischte und in einer schmalen Gasse verschwand. Das Lachen und seine dröhnende Stimme überjönten selbst das Hufgetrappel. »Die Kreuzweg-Legende!« brüllte er. »Sie wird ihre blutige Erfüllung finden, das schwöre ich euch…«
    Es brachte zwar nichts, trotzdem nahm ich die Verfolgung auf. Als ich die Einmündung der Gasse erreichte, war von dem Reiter und seiner Beute schon nichts mehr zu sehen.
    Der in der Luft hängende Staub schien ihn vollends verschluckt zu haben.
    Ich unterdrückte mehrere Flüche und ging wieder zurück. Nach wenigen Schritten sah ich die Gestalt am Boden liegen. Auf dem Rücken und mit ausgebreiteten Armen.
    Es war Marcus St. Immel!
    Plötzlich klopfte mein Herz oben in der Kehle. Mehr als warnen hatte ich ihn nicht können. Wahrscheinlich war er nicht mehr dazu gekommen, schnell genug zu reagieren.
    Jetzt lag er da. Neben ihm ging ich in die Knie. Dabei entdeckte ich das Blut in seinem Gesicht, aber ich hörte gleichzeitig den leisen Atem. Dem Himmel sei dank. Er lebte. Am Haaransatz mußte ihn ein Huf erwischt haben, allerdings nur gestreift, einen Volltreffer hätte er bestimmt nicht überlebt.
    Ich schlug leicht gegen seine Wangen, rief auch seinen Namen und hörte das Stöhnen. St. Immel wurde wach. Mit einem Tuch tupfte ich das Blut aus der unmittelbaren Umgebung seiner Augen und half ihm, hochzukommen, als ich merkte, daß er sich aufstützen wollte. Schließlich saß er und spürte meine Hand als Stütze in seinem Rücken. Zunächst wußte er nicht, wo er sich befand, bis er mich anschaute und nach seinem Kopf fühlte.
    »Ein Huf hat Sie gestreift, Pater«, erklärte ich.
    »Ist mir übel!« flüsterte er.
    »Aber Sie leben, das allein zählt. Fühlen Sie sich in der Lage, ein paar Schritte zu gehen?«
    »Ich will es versuchen.«
    Es war nicht einfach, St. Immel in die Höhe zu bekommen. Schließlich stand er, ich stützte ihn ab. Gemeinsam gingen wir auf das kleine Haus zu, aus dem der Reiter das Mädchen geraubt hatte. Im Flur fand ich die zerbrochene Marienstatue. Über die Trümmer stieg ich hinweg, ging in die Wohnung und sah die alte, schon leicht zerschlissene Couch. Am liebsten hätte ich die Verfolgung des Reiters aufgenommen. Einige Tatsachen sprachen vorerst dagegen. Ich wußte nicht genau, wohin er sich gewandt hatte, zudem fehlte mir ein fahrbarer Untersatz, und ich hatte auch keine Ahnung, wo dieser verdammte Galgenbaum stand. Einen Dorfbewohner konnte ich nicht fragen. Da verstand keiner meine Sprache.
    Es war zum Heulen.
    St. Immel lag stöhnend auf dem Sofa und hielt sich den Kopf. Ich hätte ihn gern in Ruhe gelassen, doch die Zeit drängte. Er mußte mir einige Antworten geben.
    »Können Sie mir noch zwei Minuten geistig folgen, Pater?« fragte ich mit drängender Stimme.
    »Sicher«, erwiderte er leise. »Ich weiß, Sie wollen sich den Reiter holen.«
    »Genau.«
    »Der Galgenbaum ist weit…«
    »Wie komme ich am schnellsten dorthin?«
    Er erklärte es mir und lachte dann kratzig auf. »Sie werden immer zu spät sein, glauben Sie mir. Der Reiter ist viel zu schnell.«
    »Ich brauche einen fahrbaren Untersatz.«
    »Hier gibt es keinen Wagen, soviel ich weiß.«
    »Hat jemand ein Motorrad oder sonst etwas?«
    »Auch nicht, Mr. Sinclair. Aber das Mädchen besitzt ein altes Fahrrad.«
    Die Antwort elektrisierte mich. »Wo steht es?«
    »Irgendwo am Haus«, gab er stöhnend zurück. »Sie müssen da mal nachschauen.«
    »Gut, das mache ich.«
    Wieder lief ich zurück, fand den Anbau, kam da nicht raus und mußte durch den normalen Eingang gehen.
    Natürlich war den Bewohnern nicht verborgen geblieben, was

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