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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sporen und zog auch seinen Degen. Martha sah das Flirren des Metalls, bekam Angst, denn sie rechnete damit, daß der andere sie eiskalt umbringen würde.
    Nicht schon jetzt, denn er hieb mit dem Degen auf die Marienfigur und haute sie in zwei Stücke.
    Geduckt saß er auf seinem Gaul, der böse und schrill wieherte, so daß er den nächsten Schrei des Mädchens übertönte.
    Martha wußte nicht, wohin sie hätte fliehen sollen. Der Ausgang war versperrt. Sie konnte nurmehr in die Wohnung und dort vielleicht durch das Fenster.
    Um die Räume erreichen zu können, mußte sie zwei Stufen hoch. Eine schaffte sie, dann war der Reiter bei ihr. Sein linker Arm jagte nach unten. Die Hand war zur Faust geballt und traf die Schulter des Mädchens. Ein Wehlaut drang über Marthas Lippen, bevor sie auf der Treppe zusammenbrach. Ehe sie ganz fiel, beugte sich der andere noch weiter von dem Pferderücken und griff zu.
    Er riß Martha in die Höhe, schleuderte sie herum, so daß sie rücklings und quer über dem Pferderücken lag. Jetzt erst konnte sie nach oben schauen und starrte in das Gesicht unter der Hutkrempe. Es war grauenhaft.
    Ein schwarzes zerfließendes Etwas mit seltsam grauen, sich bewegenden Augen, die aus einer Masse bestanden, die an Pudding erinnerte. Ein breiter Mund war zu sehen, aus dem nach Moder richender Atem drang und es Martha fast schlecht wurde.
    »Dich nehme ich als erste«, versprach der unheimliche Reiter ihr. »Denn du bist die schönste von allen. Noch schöner, als es Wanda damals gewesen war.«
    Er lachte kehlig auf und schaffte es trotz der Enge des Flurs, sein Tier zu drehen.
    Dann ritt er an.
    Die Hufe rutschten auf dem glatten Boden aus, aber das Tier schaffte es und erreichte den Ausgang. In einer Hand hielt der Reiter seinen Degen, mit der anderen wuchtete er das Mädchen hoch, so daß es aufrecht vor ihm saß, als er durch die Tür preschte.
    Bis er das Wort hörte.
    »Stopp!«
    ***
    Ich hatte den Befehl gerufen!
    Mit schußbereiter Beretta stand ich drei Schritte vor der Haustür, während sich der Mönch rechts neben mir aufgebaut hatte und ebenso wie ich spannungsgeladen auf das schaurige Bild starrte, das uns beiden geboten wurde.
    Zum erstenmal sah ich den Reiter. Er sah so aus, wie ihn St. Immel auch beschrieben hatte.
    Pechschwarz. Selbst sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, weil es so dunkel war. Es lag nicht allein am Schatten der Hutkrempe, sondern auch daran, daß er das junge bildhübsche Mädchen mit einem Arm umklammert und so vor sich gepreßt hielt, daß es ihm Deckung gab. Wenn ich schoß, traf ich nicht nur ihn, sondern auch die schwarzhaarige Geisel.
    Aber er hatte dennoch einen Fehler begangen. Martha deckte nicht seinen gesamten Körper ab, die Beine lagen frei. Auf sie zielte ich. Es kam mir vor, als könnte der andere Gedanken lesen. Ich kam nicht dazu, abzudrücken, denn der unheimliche Reiter bewegte blitzschnell seinen rechten Arm und damit auch die Klinge. Plötzlich lag sie waagerecht vor der Kehle des Mädchens. Er brauchte nur ein wenig zuzudrücken und sie von links nach rechts zu ziehen, dann hatte Martha ihr Leben verloren.
    Das wußte ich, das wußte der Reiter, und das wußte auch Marcus St. Immel. Deshalb flehte mich der Mönch an. »Schießen Sie nicht, Mr. Sinclair! Er würde sie töten.«
    »Ich weiß«, erwiderte ich und entspannte mich wieder. Dabei sank auch mein Waffenarm nach unten.
    Der Reiter stieß ein Geräusch aus, das wohl ein Lachen sein sollte. Plötzlich hatte er wieder die besseren Karten. Dicht unter seiner Hutkrempe sah ich zwei graue Flecken. Das mußten seine Augen sein. Von den übrigen Gesichtsmerkmalen war nichts zu erkennen. Ich war gespannt, wie es weitergehen würde. Von uns beiden konnte keiner die Initiative ergreifen. Da mußte sich schon der Unheimliche etwas einfallen lassen.
    Martha atmete schwer. Die seufzenden Laute drangen aus ihrem Mund und wurden auch von uns gehört. In diesen Sekunden machte sie ungemein viel durch. Daß wir ihr nicht helfen konnten, brachte sie fast um den Verstand.
    Auch das Pferd blieb ruhig. Das wunderte mich. Nicht einmal schlug es mit dem Kopf. Es stand ebenso still wie der Eremit, der seine Hand auf das Kreuz an seiner Hüftseite gelegt hatte und es nicht wagte, sich zu rühren.
    Den Anfang machte der Reiter. Seinen Oberkörper bewegte er nicht, nur die Beine. Mit den Hacken »kitzelte« er die Flanken des Pferdes. Das Tier verstand den Befehl.
    Es setzte sich in Bewegung. Langsam

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