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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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war jedoch nach einer kurzen Belagerung damit einverstanden, die Stadt gegen Zahlung eines beträchtlichen Lösegelds unangetastet zu lassen. Dann zog er an die Küste und nahm ein symbolträchtiges Bad im Mittelmeer – womit er zum Ausdruck brachte, dass sich der Machtbereich des Islams jetzt im Westen bis zum Meer hin erstreckte.
    Die eigentliche Eroberung begann dann Mitte Juli mit einem Angriff auf Harim. Die lateinische Garnison war nach der Schlacht von Inab geschwächt, die Stadt ergab sich sehr bald, und umgehend wurden Schritte unternommen, um ihre Verteidigungsanlagen zu verstärken. Ende desselben Monats marschierte Nur ad-Din nach Süden in Richtung Apamea. Die dort stationierten Franken waren von Antiochia abgeschnitten und konnten nicht auf Unterstützung hoffen, also ergaben sie sich auf das Versprechen hin, dass sie am Leben gelassen würden.
    Wie Il-ghazi im Jahr 1119 hatte Nur ad-Din aus seinem Sieg über die Antiochener strategisches Kapital geschlagen: In seinem Fall war Antiochia [266] jetzt entmachtet und die Vorherrschaft über die Gebiete östlich des Orontes gesichert. Von der Möglichkeit, Antiochia einzunehmen, machte er keinen Gebrauch – vielleicht auch, weil er nicht genug Truppen und Mittel hatte, um die gewaltigen Festungsanlagen der Stadt zu überwinden, und weil er wusste, dass aus Palästina bald fränkische Verstärkung eintreffen würde. Ganz sicher hatte im Jahr 1119 und ebenso wieder 1149 die Eroberung von Antiochia nicht die oberste Priorität.
    Trotz dieser deutlichen Parallelen war die Schlacht von Inab keine schlichte Neuauflage der Kämpfe auf dem Blutfeld. Im Jahr 1119 war König Balduin II. von Jerusalem dem Fürstentum zu Hilfe geeilt und hatte im Lauf der folgenden Jahre die Gebietsverluste wieder gutgemacht. Auch sein Enkel, Balduin III., begab sich im Sommer 1149 in den Norden nach Syrien, doch er war nicht in der Lage, das Geschick Antiochias wirklich zu wenden. Apamea blieb in der Hand der Muslime, und auch ein kurzer Versuch, Harim zurückzuerobern, scheiterte. Nur ad-Dins Soldaten hatten sich in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt festgesetzt; die Möglichkeiten, Aleppo zu bedrohen, waren für das Fürstentum also empfindlich eingeschränkt. Später im selben Sommer wurden die Lateiner zu einem demütigenden Vertrag mit Nur ad-Din gezwungen: Die Rechte Aleppos über das Summaq-Plateau und das Gelände östlich der Belus-Berge mussten anerkannt werden, das bedeutete, dass Antiochia sich stillschweigend mit der Entmachtung abfand.
    Auch mit seinen Beweggründen und Zielen unterschied sich Nur ad-Din im Jahr 1149 grundsätzlich von Il-ghazi, und schon das allein verrät einiges über die Verschiebung der Machtbalance in Syrien. Die Schlacht auf dem Blutfeld war damals ein Ausdruck der Rivalität zwischen Antiochia und Aleppo gewesen, ein letzter verzweifelter Versuch, die nach Osten rollende Woge der fränkischen Expansion zurückzudrängen. Im Unterschied dazu und trotz zunächst scheinbar gegenteiliger Anzeichen ging der Feldzug, der in der Schlacht von Inab kulminierte, letztlich auf innermuslimische Feindseligkeiten zurück. Nur ad-Din wollte Apamea nicht einnehmen, um die Franken abzuwehren, sondern um sich eine sichere Route von Aleppo in Richtung Süden zu seinem eigentlichen Ziel, der von den Buriden beherrschten Stadt Damaskus zu öffnen. Die Antiochener waren jetzt über den Orontes zurückgedrängt und hatten deshalb keine Möglichkeit mehr, sich in dieses größere Spiel einzumischen.
    [267] Generationen moderner Historiker haben die Gründe für die Schlacht von Inab und ihre Bedeutung falsch interpretiert; einige gingen sogar so weit zu behaupten, dass dieser Sieg genau den Moment markierte, an dem aus Nur ad-Din ein wahrer Mudschahid wurde. Natürlich ist nicht abzustreiten, dass der Herr von Aleppo sich mit seinem Erfolg gegen die Christen brüstete. Ein muslimischer Chronist bemerkt, dass »die Dichter Nur ad-Din über die Maßen rühmten und ihm zu seinem Sieg gratulierten, denn der Tod von [Fürst Raimund] hatte große Bedeutung für beide Seiten«, und er zitiert die folgende Strophe von Ibn al-Qaysarani:
    Deine Schwerter haben die Franken erzittern lassen,
    Und die Herzen in Rom schlagen schnell.
    Du hast ihrem Hauptmann mit dem Schwert einen vernichtenden Schlag versetzt,
    Der sein Rückgrat zerbrach und die Kreuze zu Fall brachte.
    Du hast das Land des Feindes von ihrem Blut gereinigt,
    So sehr, dass nun die Schwerter ganz befleckt sind.
    Wer

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