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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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von [316] Nur ad-Din gerückt und er, Saladin, sei als »Diener« bereit und willens, al-Salih gegen alle Rivalen zu verteidigen. In einem anderen Brief verkündete der Sultan, er werde »als Schwert gegen [al Salihs] Feinde« kämpfen, und er wies gleichzeitig darauf hin, dass Syrien »von allen Seiten« von Feinden wie den Franken umgeben sei, gegen die es zu streiten gelte.
    Diese beiden Dokumente belegen, dass Saladin schon wenige Wochen nach Nur ad-Dins Tod mit dem Programm an die Öffentlichkeit trat, unter dem sein Handeln für den größten Teil der 1170er-Jahre stehen sollte. In den nun folgenden Jahren sollte er sich mit nahezu unerschütterlicher Beharrlichkeit darum bemühen, seine persönliche Autorität über die Reste von Nur ad-Dins Reich immer weiter auszudehnen. Doch blieb dieser zunehmend festere Griff nach der Macht grundsätzlich hinter dem Schleier der Proklamation zweier paralleler Prinzipien verborgen: Saladin versicherte, er sei zum einen als ausgesuchter Beschützer al-Salihs ebenso unermüdlich wie uneigennützig nur am Machterhalt der Zangiden interessiert; und zum andern sei sein Einsatz für die Einheit des Glaubens von überragender Bedeutung, gerade weil die muslimische Welt in einen historischen Kampf gegen einen unerbittlichen christlichen Feind verwickelt war, in dessen Händen sich nach wie vor die Heilige Stadt Jerusalem befand. 2
    Natürlich gab es unter den Feinden des Sultans viele, die nur allzu genau begriffen, dass Saladin in Wahrheit am Aufbau seines eigenen Reiches arbeitete, auch wenn dies im Interesse des Dschihads geschah; und häufig waren sie auch bereit, ihre Ängste und Anschuldigungen öffentlich zu äußern. Wenn das geschah, verlegte sich Saladin auf eine Politik der Erzeugung von Angst, um seiner geheimen Strategie Nachdruck zu verleihen. Wenn die Ereignisse in Syrien sich harmonisch entwickelten, dann würde der Sultan keinen Grund haben einzugreifen – und so kam es, dass Saladin im Jahr 1174 ironischerweise hoffen musste, seine Rivalen würden al-Salihs Interessen zuwiderhandeln und die Franken einen Angriff wagen.
    DIE BESETZUNG VON DAMASKUS
    Saladins Operationsbasis befand sich in Ägypten, infolgedessen musste sein erstes Ziel, wenn er den Herrschaftsbereich Nur ad-Dins unter seiner eigenen Regentschaft versammeln wollte, Damaskus sein. Der Sultan erinnerte also an Ibn al-Muqaddams Entscheidung, sich bei Banyas aus [317] der Belagerung durch die Christen freizukaufen, und warf dem Hof von Damaskus Schwäche vor. Aus dieser Schwäche im heiligen Krieg konstruierte Saladin einen ausreichenden Grund, sich in die Angelegenheiten Syriens einzumischen. Der frühere Sekretär Nur ad-Dins, der persische Schreiber und Gelehrte Imad ed-Din al-Isfahani, hielt den Briefwechsel fest, der sich daran anschloss. Ibn al-Muqaddam tadelte Saladin und schrieb an ihn: »Es kann ja wohl nicht sein, dass Ihr nach dem Haus dessen trachtet, dem Ihr alles verdankt, denn das stünde Eurem guten Charakter nicht wohl an.« Der Sultan antwortete mit einer nachdrücklichen Beteuerung seiner guten Absichten:
    Wir wählen für den Islam und für das Volk des Islams nur das, was ihre Einheit fördert, und für das Haus [der Zangiden] nur das, was seine Wurzeln und seine Zweige schützt. [. . .] Ich befinde mich im einen Tal; die, die Schlechtes von mir denken, sind in einem anderen Tal. [. . .] Hätten wir uns für einen wie auch immer gearteten anderen Pfad entschieden, dann hätten wir nicht das Mittel der Beratung und des Schreibens gewählt.
    So lautete die Botschaft, die Saladin gern in ganz Syrien verbreitet sehen wollte, doch so pathetisch seine Worte auch klangen, war es doch unwahrscheinlich, dass sie für sich genommen die Politik entscheidend zu beeinflussen vermochten. Viel eher war es wohl die Angst vor einem Bündnis zwischen Mosul und Aleppo, die Ibn al-Muqaddam Ende des Sommers 1174 bewog, für Saladin Partei zu ergreifen und ihn zu bitten, Damaskus zu Hilfe zu kommen. Das war genau die Gelegenheit, auf die der Sultan gehofft und gewartet hatte. Er übergab die Regierungsgeschäfte in Ägypten an seinen Bruder al-Adil und marschierte im Oktober 1174 nach Syrien, ausgestattet mit zwei entscheidenden Waffen: einem Heer, mit dem er jedes Widerstandsnest ausheben konnte; und zudem, vielleicht noch wichtiger, mehreren zehntausend Gold-Dinaren, mit denen er sich Unterstützung zu kaufen gedachte. Sein Einzug in die alte Stadt am 28. Oktober verlief ganz friedlich.
    Einer der

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