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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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geschlagen hatte, großes Selbstbewusstsein an den Tag und konnte mit gewissem Recht durchaus von sich behaupten, er sei der eigentliche Vorkämpfer des islamischen Dschihads. Saladin verbreitete denunzierende Äußerungen, mit denen er das seldschukische Oberhaupt in Misskredit bringen wollte: Er behauptete, Kilidsch Arslan sei ein Gegner der Einheit – Saladin ging so weit, in Bagdad zu erklären, dass sein eigener Vertrag mit den Franken Jerusalems aus dem Jahr 1180 nur deswegen zustande gekommen [345] sei, weil er es nicht gleichzeitig mit der gravierenden Bedrohung durch Kilidsch Arslan und die lateinischen Christen aufnehmen konnte. Im Sommer 1180 übergab Saladin die Herrschaft über Damaskus an seinen Neffen Farrukh-Shah und zog mit Truppen in den Norden, um sich mit mehreren Städten im Gebiet des oberen Euphrats zu verbünden und damit Kilidsch Arslans Ambitionen in Kleinasien zu vereiteln. Saladin zwang außerdem mit militärischem Druck den damaligen armenischen Herrscher über Kilikien, Ruben III., einen Nichtangriffspakt zu unterzeichnen, womit er die armenischen Christen als mögliche Gegner der ajjubidischen Expansion wirkungsvoll ausschaltete.
    In diesen Jahren veränderten mehrere Todesfälle die politische Landschaft. Im Jahr 1180 starb der byzantinische Kaiser Manuel Komnenos; er hinterließ einen elfjährigen Sohn und Erben, der zwei Jahre später durch Manuels Vetter Andronikos Komnenos verdrängt wurde. Das Klima war von einer allmählichen Abkühlung der Beziehungen zwischen den Griechen und den Kreuzfahrerstaaten geprägt, was Saladin nur gelegen kommen konnte. Im Jahr 1181 unterzeichneten die Byzantiner einen Friedensvertrag mit dem Sultan, ein erstes Indiz dafür, dass sie in ihrem Verhältnis zur Levante wieder auf einen Neutralitätskurs umschwenkten. Bei der Thronbesteigung des Andronikos im Jahr 1182 wurde dann ein Massaker an den Lateinern begangen, die in Konstantinopel lebten und Handel trieben, und der neue Kaiser unternahm kaum irgendwelche Versuche, die frühere Zusammenarbeit mit Outremer wieder aufzunehmen.
    Ganz ähnliche Veränderungen traten im Osten ein. Im Jahr 1180 starben der Abbasiden-Kalif und sein Wesir. Saladin wusste, dass das einen gefährlichen Rückgang der Unterstützung mit sich bringen konnte, die er bisher von Bagdad erfahren hatte, und er bemühte sich daher mit Nachdruck um gute Beziehungen zu dem neuen Kalifen an-Nasir. Auch die Zangiden hatten Verluste zu beklagen. Im Sommer des Jahres 1180 starb Saif ad-Din von Mosul, sein Nachfolger war sein jüngerer Bruder, Izz ad-Din. Noch schwerer wog Ende des Jahres 1181 der Tod von Nur ad-Dins Sohn und offiziellem Erben: Al-Salih starb infolge von Krankheit im Alter von nur 19 Jahren. Dieses Ereignis war für Saladins Zukunftspläne von entscheidender Bedeutung. In den Jahren zuvor hatte sich al-Salih allmählich zu einem potentiell mächtigen Gegner entwickelt, nachdem er nach dem Tod Gumushtegins, der einer Intrige am [346] Hof von Aleppo zum Opfer fiel, die Macht ergriffen hatte. Als Galionsfigur zangidischer Rechtmäßigkeit repräsentierte al-Salih das Versprechen dynastischer Kontinuität und erfreute sich bei den Bewohnern Aleppos größter Beliebtheit. Hätte al-Salih weitergelebt, dann wäre er für die Expansionsbestrebungen der Ayyubiden zu einer ernsthaften Belastung geworden; zumindest hätte seine Existenz Saladins Behauptung relativiert, der einzige, wahre Vorkämpfer des Islams zu sein, und wahrscheinlich auch die Hoffnung des Sultans zunichte gemacht, sich Nordsyrien ohne offene Kampfhandlungen einverleiben zu können. Obwohl die Macht in Aleppo bald an Saif ad-Dins älteren Bruder Imad ad-Din Zangi von Sindschar überging, bot der Tod al-Salihs dem Sultan doch die lang erhoffte Gelegenheit, seinen Einflussbereich innerhalb der muslimischen Welt weiter auszudehnen. 1
    Sorgfältig bereitete Saladin einen neuen Feldzug gegen die Zangiden in Aleppo und Mosul vor. Nachdem er den größten Teil des Jahres 1181 und die ersten Monate von 1182 mit Regierungsgeschäften in Ägypten zugebracht hatte, brach er im Frühjahr 1182 nach Syrien auf. Al-Adil und Qaragush vertraute er die Verwaltung über die Nilregion an. Rainald von Châtillon wurde von der Nachricht, dass der Sultan im Mai durch Transjordanien ziehen werde, in höchste Alarmbereitschaft versetzt, vor allem, weil er eine Verwüstung der bald erntereifen Getreidefelder befürchtete, und forderte Balduin IV. daher auf, die gesamte militärische

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