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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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gewesen, der jedoch mit der Verteidigung Transjordaniens völlig ausgelastet war. Ungefähr Mitte Mai 1185 starb Balduin IV. im Alter von erst 23 Jahren und wurde neben seinem Vater Amalrich in der Grabeskirche beigesetzt. Während fast der gesamten Regierungszeit hatte sich Balduin in einer tragischen Zwangslage befunden: Er wusste, dass er nicht in der Lage war, sich als Herrscher wirklich durchsetzen zu können, doch er konnte auch keinen angemessenen Ersatz finden oder eine tragfähige Teilung der Macht in die Wege leiten, selbst dann nicht, als eine muslimische Invasion immer bedrohlicher am Horizont auftauchte. Sein ganzes Leben lang hatte er seine Behinderung mit größter Tapferkeit ertragen. Trotzdem war es ihm nicht gelungen, den Ehrgeiz seiner mächtigsten Untertanen zu bändigen, und es waren ihm einige herbe Fehleinschätzungen unterlaufen; die verhängnisvollste war wohl seine Entscheidung, dem Grafen Guido von Lusignan Ende 1183 seine Unterstützung zu entziehen. Man muss ihn als tragische Figur in Erinnerung behalten – als einen Mann, der sich nach Kräften bemühte, das Heilige Land zu verteidigen, dessen Herrschaft jedoch in eine Phase gefährlichen Niedergangs fiel.
    VERWANDLUNG
    Im Jahr 1185 nahm Saladin seine Anstrengungen wieder auf, Mesopotamien für sich zu gewinnen. Erneute Versuche, mit Mosul eine Einigung auf Verhandlungsbasis zu erreichen, waren zu Beginn des Jahres 1184 gescheitert, obwohl der Sultan seinen Einfluss in der Region weiterhin [362] ausdehnte und sich mit einer Mischung aus Einschüchterung, Überredung und schlichter Bestechung die Unterstützung benachbarter irakischer Siedlungen sicherte. Bis zum Jahr 1185 war es dann völlig klar, dass er einen zweiten Feldzug über den Euphrat unternehmen musste, wenn er seine Autorität wirklich durchsetzen und Mosul gefügig machen wollte. Für Syrien und Ägypten verschaffte er sich in jenem Frühjahr durch einen auf ein Jahr befristeten Waffenstillstandsvertrag mit Raimund von Tripolis einen gewissen Sicherheitsspielraum, und dann brach Saladin von Aleppo aus mit einem großen Heer in Richtung Osten auf; in seiner Begleitung befanden sich Isa und al-Mashtub, später gesellte sich auch noch Kukburi dazu.
    Nach wie vor war Saladin daran gelegen, sein Ansehen als Verteidiger und Integrationsfigur für alle Muslime zu festigen, er entsandte daher Boten nach Bagdad, um seinen Feldzug zu rechtfertigen, wobei er auf die mittlerweile bekannte Serie von Behauptungen zurückgriff. Zunächst sah es so aus, als wäre Izz ad-Din von Mosul bereit, sich auf Verhandlungen einzulassen, aber er brachte letztlich nur halbherzige diplomatische Vorschläge vor, möglicherweise ging es ihm einfach darum, dem militanten Vorgehen der Ajjubiden die Spitze zu nehmen. Es dauerte nicht lang, bis der Sultan – mitten in einem glühend heißen Sommer – mit einer zweiten Belagerung Mosuls begann. Das Unternehmen entwickelte sich zu einer relativ ereignisarmen Angelegenheit – Saladin machte so wenig Fortschritte, dass er sogar die verwegene Möglichkeit in Betracht zog, den Widerstand Mosuls durch Umleiten des Tigris zu brechen: Er erwog, den mächtigen Fluss von der Stadt weg umzuleiten und sie so zum Aufgeben zu zwingen. Im August zog er in den Norden und machte in der Diyar-Bakr-Region am oberen Tigris einige einfachere Eroberungen. Im Herbst standen die meisten muslimischen Herren in Mesopotamien entweder auf seiner Seite, oder er hatte sie zur Unterwerfung gezwungen. Noch war Izz ad-Din ungebeugt, aber sein Widerstand schien allmählich nachzulassen.
    Im Angesicht des Todes
    Zu dieser Zeit, am 3. Dezember 1185, erkrankte der Sultan an einem Fieber und zog sich nach Harran zurück. Aus Wochen wurden Monate, seine Kräfte schwanden zusehends, und sein Gefolge wurde immer besorgter. [363] Während dieser ganzen Zeit wechselte Imad ad-Din, der Saladin in den Osten begleitet hatte, mit al-Fadil in Damaskus zahlreiche angsterfüllte Briefe. Sie verraten die tiefe Sorge und Bestürzung, die Saladins Krankheit in der ajjubidischen Welt hervorrief. Zweimal sah es so aus, als würde der Sultan wieder gesund, als sei die Gefahr vorüber – einmal berichtet al-Fadil glücklich, er habe eine handschriftliche Mitteilung von Saladin erhalten –, doch beide Male erlitt der Sultan einen Rückfall. Seine Hofärzte, die nun aus Syrien eintrafen, berieten mögliche Behandlungsmethoden, während Saladin gleichzeitig immer wieder das Bewusstsein verlor und stark abmagerte.

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