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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Ein anderer Augenzeuge beschrieb die entsetzlichen Verluste, die den Lateinern zugefügt wurden, als sie zu den Hörnern zurückgetrieben wurden: Die »federnden Lanzen« der sie verfolgenden Muslime »tanzten und wurden gefüttert mit Eingeweiden«, ihre »Schwerter saugten das Leben aus ihnen heraus und zerschmetterten sie an den Hängen«. Dennoch, so die Erinnerung al-Afdals,
    [. . .] sammelten sich die Franken noch einmal und stürmten heran wie zuvor und trieben die Muslime dorthin zurück, wo mein Vater stand, wir aber zwangen sie wieder, sich auf den Hügel zurückzuziehen. Ich rief aus: »Wir haben sie geschlagen!«, doch mein Vater wandte sich zu mir und sagte: »Sei still! Wir haben sie nicht geschlagen, bevor dieses Zelt nicht fällt.« Aber während er sprach, wurde das Zelt eingerissen. Der Sultan stieg vom Pferd, fiel auf die Knie, dankte Gott und weinte vor Freude.
    Als die Stellung des Königs gefallen war, erbeuteten die Muslime auch noch das Wahre Kreuz, und die letzten Reste des christlichen Widerstands fielen in sich zusammen. Guido und die anderen Führer des lateinischen [381] Königreichs, außer den wenigen, die geflohen waren, wurden gefangen genommen, und mit ihnen viele tausend fränkische Überlebende. Tausende mehr waren gefallen. 9
    Als der Lärm der Schlacht verstummt war, saß Saladin im Eingang seines prächtigen Zeltes – das noch gar nicht vollständig aufgebaut war –, um seine wichtigsten Gefangenen zu empfangen und in Augenschein zu nehmen. Der Brauch wollte es, dass man sie höflich behandelte und eventuell zu gegebener Zeit gegen Lösegeld freiließ. Besonders zwei Gefangene empfing der Sultan zu einer persönlichen Audienz: seinen Gegner, den König von Jerusalem; und seinen erklärten Feind, Rainald von Châtillon. Als die beiden sich neben ihm niederließen, wandte sich Saladin zu Guido, »der vor Durst fast umkam und vor Angst wie ein Betrunkener zitterte«. Huldvoll reichte ihm der Sultan einen eisgekühlten Trunk in einem goldenen Kelch. Der König nahm einige Schlucke von der erfrischenden Flüssigkeit, doch als er den Kelch an Rainald weitergab, schaltete sich der Sultan ein und ließ dem König durch einen Dolmetscher sagen: »Ihr hattet nicht meine Erlaubnis, ihm etwas zu trinken zu geben; diese Gabe bedeutet also nicht, dass er von meiner Hand nichts zu befürchten hat.« Denn nach arabischer Tradition versprach derjenige, der einem Gast Nahrung anbot, damit gleichzeitig, dass er ihn beschützen werde. Ein muslimischer Zeitzeuge beschreibt, wie Saladin sich dann an Rainald wandte und »ihn für seine Sünden und [. . .] seine heimtückischen Taten tadelte«. Als der Franke das Angebot, zum Islam zu konvertieren, rundweg ablehnte, »stand der Sultan auf und schlug ihm den Kopf ab [. . .]. Nachdem er getötet war und man ihn fortgeschafft hatte, zitterte Guido vor Furcht, doch Saladin beruhigte ihn«, er versicherte ihm, dass er nicht dasselbe Schicksal erleiden werde, und der König von Jerusalem wurde in die Gefangenschaft abgeführt. 10
    Der Privatsekretär des Sultans, Imad ed-Din, nahm all seine schriftstellerischen Fähigkeiten zusammen, um die Atmosphäre zu beschreiben, die herrschte, als sich an diesem Abend die Dämmerung über Galiläa senkte. Er schrieb: »Der Sultan lagerte auf der Ebene von Tiberias wie ein Löwe in der Wüste oder der Mond in seinem vollen Strahlenglanz«, während »die Toten über die Hügel und Täler verstreut waren, unbeweglich lagen sie da. Dem Ort Hattin waren ihre Leichen gleichgültig, und der Duft des Sieges war ganz durchsetzt mit ihrem Gestank.« Imad ed-Din ging über das Schlachtfeld, das zu einem »Meer von Blut« geworden [382] war, die Erde war »blutgetränkt«, und er bezeugt das entsetzliche Ausmaß des Gemetzels an diesem Tag:
    Ich ging an ihnen vorbei und sah die Gliedmaßen der Gefallenen, die nackt auf dem Schlachtfeld herumlagen. Sie waren auf dem Kampfplatz verstreut, zerfleischt, abgetrennt: aufgespaltene Schädel, aufgeschlitzte Kehlen, gebrochene Wirbelsäulen, zerschmetterte Nacken, abgetrennte Füße, verstümmelte Nasen, abgerissene Arme und Beine, zerstückelte Gliedmaßen, zerfleischte Körperteile.
    Sogar zwei Jahre später, als ein Muslim aus dem Irak an der Kampfstätte vorbeikam, konnte man noch von weitem die Gebeine der Toten sehen: »Einige waren aufgehäuft, andere lagen verstreut herum.«
    Am 4. Juli 1187 wurde das Heer des fränkischen Palästinas vernichtend geschlagen. Die Muslime hatten

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