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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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sein Bruder Andreas. Auch Ludwig III. von Thüringen, einer der mächtigsten deutschen Aristokraten, traf ein. Bis zum Ende des Monats hatte sich sogar Konrad von Montferrat, offenbar auf das Drängen Ludwigs hin, entschlossen, Tyros zu verlassen und sich dem Belagerungsheer anzuschließen. Er kam mit einigen tausend Rittern und 20 000 Fußsoldaten. 10
    Auch Saladin erhielt Verstärkung. In der zweiten Septemberwoche war der Großteil des nach Akkon gerufenen Heeres eingetroffen. Zusammen mit al-Afdal, al-Zahir, Taqi ad-Din und Kukburi rückte der Sultan in die Ebene von Akkon vor und bezog entlang einer halbrunden Linie Stellung, die sich von Tell al-Ayadiya im Norden über Tell Kaisan (später umbenannt zu Saladins Toron) zum Belus im Südwesten hinzog. Er hatte seine neue Front gerade aufgestellt, als die Franken den Versuch machten, Akkon in einem lockeren Halbkreis vom Land aus ganz zu umzingeln, ausgehend von der nördlichen Küste über den Berg Toron und über den Belus (der als Wasserversorgung genutzt wurde) bis zu der sandigen Küste im Süden. Saladin beendete diesen ersten lateinischen Blockadeversuch ohne größere Anstrengung. Noch verfügten die Kreuzfahrer [436] nicht über die Ressourcen, um den Zugang zur Stadt effektiv abriegeln zu können, und ein kombinierter Angriff der Garnison Akkons und einer Gruppe muslimischer Kämpfer unter Taqi ad-Din durchbrach den schwächsten Teil der nördlichen Reihen der Franken. Am Samstag, dem 16. September, konnte die Stadt durch das St. Antonius-Tor betreten werden, und auf Kamelen gelangten Vorräte in die Stadt.
    Saladin selbst hatte sich an diesem Vormittag nach Akkon begeben und war auf die Festungsmauer gestiegen, um sich einen Überblick über das feindliche Lager zu verschaffen. Als er von oben auf die wimmelnden Reihen der Kreuzfahrer herunterschaute, die sich in hellen Haufen in der Ebene unter ihm drängten und jetzt von einem Meer muslimischer Kämpfer umstellt waren, muss er sich seiner Sache sehr sicher gewesen sein. Die Stadt war gerettet; sein Heer, mit langem Atem versammelt, konnte sich nun der Aufgabe zuwenden, die Franken zu vernichten, die sich angemaßt hatten, Akkon zu bedrohen, und der Sieg wäre ihm sicher. Aber der Sultan hatte zu lange gewartet. In den nächsten drei Tagen versuchten seine Truppen immer wieder, die lateinischen Stellungen entweder zu überrennen oder den Feind zu einer offenen Entscheidungsschlacht zu zwingen, doch der Erfolg blieb aus. In den Wochen seit Guidos Ankunft hatten sich die ständig größer werdenden Reihen der Kreuzfahrer in ihren Stellungen fest eingegraben, und nun konnten sie sämtliche Angriffe abwehren. Ein muslimischer Zeuge beschreibt, dass sie »hinter ihren Schilden und Lanzen, mit den Armbrüsten im Anschlag, wie hinter einer Wand standen« und dass ihre Formation einfach nicht aufgebrochen werden konnte. Die Christen klammerten sich hartnäckig in ihrer Stellung fest, und nun machte sich die angespannte Situation wohl auch bei Saladin bemerkbar. Einer seiner Ärzte berichtete später, Sorgen hätten den Sultan derart niedergedrückt, dass er tagelang fast nichts zu sich nahm. Die Unbezwingbarkeit der Franken ließ auch den Kreis seiner Berater bald unschlüssig und uneinig werden. Einige vertraten die Auffassung, man solle auf die Ankunft der ägyptischen Flotte warten; andere plädierten dafür, dass man es dem nahen Winter überlassen solle, die Reihen der Kreuzfahrer zu lichten; der Sultan konnte sich nicht entscheiden, und die Angriffe auf die Christen wurden abgebrochen. Ein Brief an den Kalifen in Bagdad stellte die Ereignisse in positivem Licht dar – die Lateiner seien einer Flutwelle gleich angekommen, doch »durch ihre Kehlen wurde ein Zugang zur Stadt geschlagen«, und nun seien sie praktisch bezwungen [437] – in Wahrheit dämmerte es Saladin nun wohl allmählich, dass die Belagerung von Akkon so schnell nicht zu beenden war. 11
    Die erste Schlacht
    In den nun folgenden Wochen kam es immer wieder zu kleineren Scharmützeln, während weiterhin unablässig immer mehr Kreuzfahrer auf fränkischen Schiffen eintrafen und sich den Belagerern Akkons anschlossen. Am 4. Oktober 1189 war die Zahl der Christen so stark angewachsen, dass eine Offensive – ein Überfall auf Saladins Lager – geplant werden konnte; dieser Zusammenstoß sollte die erste regelrechte Feldschlacht des dritten Kreuzzugs werden. König Guido ließ seinen Bruder Gottfried zurück, um den Berg Toron zu verteidigen;

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