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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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er selbst versammelte den Großteil des fränkischen Heeres am Fuß des Hügels und stellte mit Hilfe der Ritterorden und von Fürsten wie Everard von Brienne und Ludwig von Thüringen die Kampflinie auf. In den vordersten Reihen standen die Fußsoldaten und Bogenschützen, sie schirmten die berittenen Kämpfer hinter sich ab. Nun setzten sich die Christen in Marsch und überquerten die offene Ebene in Richtung der Muslime, langsam rückten sie geschlossen vor. Die Kreuzfahrer wollten keinen Blitzangriff riskieren, sondern diszipliniert vorrücken, um als kompaktes Heer und im Schutz ihrer dicht geschlossenen Formation auf den Feind zu treffen. Saladin überblickte das Feld von seinem Posten oben auf dem Tell al-Ayyadiya aus, und er hatte ausreichend Zeit, seine eigenen Truppen in der Ebene aufzustellen. Schwadrone unter bewährten Kommandanten wie al-Mashtub und Taqi ad-Din stellte er neben Gruppen, die noch relativ unerfahren waren, wie die Männer aus Diyar Bakr am oberen Tigris. Er selbst hielt neben Isa die Stellung in der Mitte des Heeres, wobei er sich als Oberbefehlshaber auch immer wieder in Bewegung setzte und zu den Stellen im Heer eilte, an denen Kampfmoral und Disziplin seines Zuspruchs bedurften. Nun war auch der Sultan auf die Konfrontation mit den Franken vorbereitet.
    Vor den Toren Akkons bot sich in der Morgendämmerung dieses Tages ein außergewöhnlicher, beunruhigender Anblick. Mehr als zwei Stunden lang bewegten sich Tausende Kreuzfahrer in geordneten Reihen mit erhobenen Bannern langsam und stetig auf die kampfbereiten Truppen Saladins zu. Es muss den Soldaten beider Seiten schwer gefallen [438] sein, Ruhe zu bewahren. Dann, als die linke Flanke der Christen auf die muslimischen Reihen im Norden traf, wo Taqi ad-Din stand, begann schließlich am späteren Vormittag die Schlacht. Taqi ad-Din hoffte, die Franken in einen Kampf zu verwickeln, mit dem er ihre Formation auflösen konnte, und er beorderte Einzelkämpfer gegen die fränkischen Reihen und täuschte dann einen begrenzten Rückzug vor. Fatalerweise war sein Manöver derart überzeugend, dass Saladin glaubte, sein Neffe sei tatsächlich bedroht, und Truppen aus der Mitte seines Heeres abstellte, die den Kämpfenden an der nördlichen Front zu Hilfe kommen sollten. Durch diese Störung des Gleichgewichts bot sich den Kreuzfahrern eine günstige Gelegenheit. Sie rückten weiter mit äußerster Disziplin vor und griffen den rechten Flügel von Saladins Hauptabteilung an – »als wären sie nur ein Mann, ein Pferd und ein Fuß« –, und schnell waren die unerfahrenen Männer aus Diyar Bakr, die dort standen, in die Flucht geschlagen. Panik breitete sich aus, und die rechte Hälfte der mittleren Formation um den Sultan herum brach ein.
    Einen Moment lang sah es so aus, als stünde die Niederlage des Sultans kurz bevor. Plötzlich war der Weg zum Lager der Muslime auf dem Tell al-Ayyadiya frei, und die Franken eilten den Hügel hinauf. Eine Abteilung von Kreuzfahrern langte tatsächlich am Zelt des Sultans an, und einer der Bediensteten Saladins wurde getötet. Die sichere Erwartung eines Sieges jedoch und natürlich reicher Beute ließ die Situation kippen. In der Hitze des Gefechts brach die Formation der Kreuzfahrer, die bis dahin mit solcher Umsicht aufrechterhalten werden konnte, auseinander: Viele Männer begannen mit der Plünderung, während die Tempelritter weiterhin verbissen die zurückweichenden Muslime verfolgten, nur um schließlich feststellen zu müssen, dass die Verbindung zur Hauptstreitmacht abgebrochen war und dass sie keine Unterstützung mehr erwarten konnten. Sie versuchten einen verzweifelten Rückzug, doch Saladin hatte die Ordnung in seinen Truppen wiederhergestellt. In Begleitung von nur fünf Leibwächtern ritt er die Reihen ab, feuerte seine Männer aufs Neue an und fiel über die fliehenden Templer her. Im anschließenden Kampf wurden die Brüder dieses stolzen Ordens systematisch niedergemacht. Gerhard von Ridefort, ihr Großmeister, der Veteran von Hattin, wurde mitten im Gefecht gefangen genommen. Da jedoch »seine Männer rund um ihn herum dahingemetzelt wurden«, lehnte er es ab, sich in Sicherheit zu bringen, und wurde erschlagen.
    [439] Der Verlauf der Schlacht entwickelte sich nun zugunsten Saladins, und dann besiegelten zwei Zwischenfälle das Schicksal der Christen. Während der Kampf in der Ebene zwischen dem Berg Toron und Tell al-Ayyadiya tobte, machte die muslimische Garnison von Akkon einen Ausfall

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