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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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nachhaltig.
    Während Richard in Zypern aufgehalten wurde, erreichte ihn eine Gesandtschaft von Guido von Lusignan. Richard war als Graf von Poitou der Feudalherr der Lusignan-Dynastie, und Guido wollte diese Beziehung nun ausnutzen, indem er Richard bat, ihn in seinem Machtkampf gegen Konrad von Montferrat zu unterstützen. Außerdem trafen Neuigkeiten aus Palästina ein, die von Philipp August und seinen Fortschritten vor Akkon berichteten. Ein Kreuzfahrer notierte, dass »der [angevinische] König, als er das hörte, tief aufseufzte [und sagte]: ›Gott möge verhüten, dass Akkon in meiner Abwesenheit eingenommen wird.‹« Richard, zur Eile genötigt, verließ Zypern daher am 5. Juni 1191 und ließ, als er in Syrien an Land ging, Isaak Komnenos in Marqab, einer Burg der Johanniter, internieren. Dann wandte er sich nach Süden, und als ihm die Garnison von Konrad von Montferrat den Einzug in Tyros verweigerte, reiste er zu Schiff weiter und traf am 8. Juni in Akkon ein. 2
    DIE KÖNIGE GREIFEN EIN
    Richards Ankunft – ebenso wie die Anwesenheit Philipp Augusts – veränderte die Erfolgsaussichten der Lateiner grundlegend. Das Eintreffen der beiden Monarchen erfüllte den Kreuzzug mit neuem Leben, die Belagerung von Akkon erhielt neuen Schwung und neue Schubkraft; auch die Ressourcen – an Menschen, Geld und Material – wurden gewaltig [464] aufgestockt und ließen ein siegreiches Ende dieser verbissen durchgehaltenen Belagerung in erreichbare Nähe rücken.
    Die Ankunft Philipp Augusts
    In einem Punkt entsprachen die Gerüchte, die Richard auf Zypern erreichten der Wahrheit: Philipp August konnte tatsächlich seit seiner Ankunft am 20. April 1191 vor Akkon beträchtliche Fortschritte verzeichnen. Baha ad-Din hielt zwar einerseits fest, dass der König nur mit der relativ überschaubaren Zahl von sechs Schiffen eingetroffen war, doch er vermerkte auch, dass er »ein bedeutender Mann und ein von allen respektierter Führer [war], einer ihrer großen Könige, dem alle Mitglieder des Heeres gehorchen würden«. Mit ihm kamen viele französische Adlige: so der Kreuzfahrerveteran Graf Philipp von Flandern (der schon am 1. Juni starb) und der stolze, mächtige Graf Hugo von Burgund. Zeitgenössische Autoren, die eher zu den Anhängern Richards gehörten, pflegten die Leistungen des Königs von Frankreich vor Akkon zwar herunterzuspielen; tatsächlich aber machte sich Philipp Augusts Einfluss von Anfang an bemerkbar: Er verstärkte den militärischen Druck auf die Garnison von Akkon und festigte die Stellung der Franken.
    Der König wies »seine Armbrust- und Bogenschützen an, ständig zu schießen, damit keiner auch nur seinen Finger über die Mauern der Stadt erheben konnte«; gleichzeitig beaufsichtigte er den Bau von sieben massiven Steinschleudermaschinen und die Verstärkung der Palisaden, die die Gräben der Kreuzfahrer absicherten. Am 30. Mai waren die Katapulte einsatzbereit, und Philipp August begann mit einem derart intensiven Bombardement der Stadt, dass »Steine Nacht und Tag auf [Akkon] regneten« und Saladin zwangen, seine Truppen an die Frontlinie zurückzubeordern. Am 5. Juni traf der Sultan in Tell al-Ayyadiya ein und griff täglich die lateinischen Gräben an. Er hoffte, den schweren Beschuss der Franken zu stören oder zu beenden, doch offenbar waren die französischen Belagerungsmaschinen durch nichts aufzuhalten.
    Gleichzeitig bereiteten sich die Kreuzfahrer auf einen frontalen Bodenangriff vor. Sie versuchten erneut, an einzelnen Abschnitten den Festungsgraben der Stadt aufzufüllen, um direkten Zugang zu den Mauern zu gewinnen. Die Franken warfen tote Pferde, ja sogar menschliche Leichen in den Graben, und der muslimischen Garnison fiel die grauenhafte [465] Aufgabe zu, den Graben schneller auszuräumen, als die Franken ihn auffüllen konnten. Ein muslimischer Zeuge beschreibt, dass die Verteidiger sich in drei Gruppen aufteilten: Die erste Gruppe »stieg in den Festungsgraben hinunter und zerstückelte die Leichen der Menschen und Pferde, damit sie wegtransportiert werden konnten«, eine zweite Gruppe schaffte die grausige Last zum Meer, und eine dritte hatte die Aufgabe, Angriffe der Christen abzuwehren. Es hieß, dass eigentlich »kein beherzter Mann« eine so fürchterliche Tätigkeit »aushalten konnte«, aber »trotzdem hielten sie durch«, zumindest fürs Erste.
    In einem nur wenig später veröffentlichten profranzösischen Dokument heißt es, dass sich die Dinge deutlich auf einen

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