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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Erzbischöfe und zwölf Bischöfe, um die 40 Grafen und 500 weitere namhafte Edelleute. Die Könige von England und Frankreich kämpften nicht von Anfang an mit, doch trugen sie natürlich viel dazu bei, dass alles so triumphal endete. Vor der Ankunft der Könige hatten sich die gegnerischen Seiten in einen Zustand der Stagnation hineinmanövriert. Der neue Kampfesmut und die Ressourcen, die Richard und Philipp August mitbrachten, verschob dann die Balance zugunsten der Kreuzfahrer. Am Ende konnten die beiden Monarchen diesen Sieg als ihre Leistung proklamieren, was sie auch taten. Als die Garnison entwaffnet war, zogen sie in die Stadt ein, um sich ihre Belohnung zu sichern.
    Schon vor ihrem Aufbruch hatten sich Richard und Philipp August darauf geeinigt, dass sie ihre Eroberungen im Heiligen Land gerecht teilen wollten. So erhoben sich also ihre beiden Standarten gemeinsam über Akkon: Richard besetzte den Königspalast und nahm al-Mashtub und die Hälfte der Gefangenen in Gewahrsam, während Philipp August die alten Viertel der Templer übernahm und außerdem noch Qaragush und die restlichen Gefangenen. Wegen der Habgier der beiden blieb nun allerdings nur wenig Beute für die anderen übrig. Um seine königlichen Rechte durchzusetzen, riss Richard eine Fahne von den Mauern herunter, die Herzog Leopold V. von Österreich gehörte, einem Kreuzfahrer, der im April vor Akkon eingetroffen war. Von Historikern wurde dieser Akt oft als Beweis für die Hitzköpfigkeit und Brutalität Richards angeführt, doch damit tut man ihm Unrecht. Richard sollte die durch diesen Zwischenfall ausgelösten unguten Gefühle noch bedauern, doch zunächst stand ihm der Sinn einfach nur nach einer robusten Verteidigung [479] seiner unveräußerlichen Rechte, und die Art, wie er mit Leopold umsprang, fand durchaus auch Philipp Augusts stillschweigende Billigung. Es gab vereinzelt Verstimmung unter den Kreuzfahrern, weil ihnen nur ein so geringer Anteil an der Beute zufiel, doch die meisten Männer im fränkischen Heer genossen einfach ihr Leben, das nun nicht mehr ständig vom Tod bedroht war. Sie strömten »tanzend und freudig erregt« nach Akkon hinein, wo sie, wie ein lateinischer Zeitgenosse steif bemerkte, »sich jetzt nach Herzenslust amüsierten und die langersehnte Ruhe fanden«. Es dauerte wahrscheinlich nicht lang, bis sich die meisten den unter Soldaten üblichen Erholungsbeschäftigungen hingaben: Trinken, Spielen und Herumhuren. 15
    Auswirkungen der Eroberung von Akkon
    Die Einnahme Akkons markierte nicht das Ende des Kreuzzugs, doch sie bedeutete immerhin einen riesigen Schritt in Richtung Rückeroberung des Heiligen Landes – unter anderem, weil der Hafen jetzt als Brückenkopf für die Truppen aus dem christlichen Abendland dienen konnte, doch die Vorstellung von Akkon als dem einen entscheidenden »Tor nach Palästina« darf nicht überstrapaziert werden. Tyros im Norden war die ganze Zeit über in christlicher Hand gewesen, und wenn Akkon nicht gefallen wäre, hätte Tyros durchaus als zweiter Stützpunkt vor dem Festland fungieren können. Die eigentliche Bedeutung dieser Kapitulation lag woanders.
    Saladins ägyptische Flotte, das Juwel seiner militärischen Kriegsmacht, lag im geschützten inneren Hafen Akkons vor Anker. Für die Versorgung der Stadt war sie unentbehrlich gewesen, doch als die Belagerung andauerte, war der Großteil der Seestreitmacht Saladins – alles in allem rund 70 Schiffe – im Hafen eingeschlossen worden. Die Kreuzfahrer nahmen diese Armada jetzt in Besitz, womit sie ihre eigene Seestreitmacht beträchtlich vergrößerten und mit einem Schlag sämtliche Hoffnungen des Sultans zerschlugen, den Christen ihre Vormacht im Mittelmeer streitig zu machen. Im weiteren Verlauf des dritten Kreuzzugs blieben dann auch die Franken die unangefochtenen Herren des östlichen Mittelmeers.
    Die Eroberung Akkons hatte auch weniger handfeste Auswirkungen. Das Selbstbewusstsein der Kreuzfahrer wurde nachhaltig und genau im [480] richtigen Augenblick gestärkt. Nun erhielten die Kreuzfahrer Grund zur Hoffnung, dass sich das Blatt gewendet hatte: dass die Schrecken von 1187, die Niederlage von Hattin und der Verlust Jerusalems hinter ihnen lagen; dass es ihnen wieder gelingen sollte, in Gottes Krieg zu triumphieren. Den Königen Richard Löwenherz und Philipp August fiel nun die Aufgabe zu, das neue Selbstvertrauen und die keimende Hoffnung in Richtung auf eine Rückeroberung der Heiligen Stadt zu

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