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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Emire nach erbitterter Konfrontation im Schwinden begriffen war. Sogar in Jaffa lud Richard am 1. August eine Gruppe hochrangiger ajjubidischer Befehlshaber ein, ihn während einer Kampfpause in seinem Lager zu besuchen. Man verbrachte den Abend mit Unterhaltung und Scherzen, und Richard sprach »über ernste wie auch über unbelastete Themen«. Fatalerweise verlor er den Vorsprung, den er durch dieses Vorgehen erzielen konnte, weitgehend dadurch, dass er Mitte August schwer krank wurde. Bis dahin hatte er hartnäckig darauf bestanden, dass Askalon – die Stadt, die er selbst mit so viel Aufwand nur wenige Monate zuvor hatte wieder aufbauen lassen – in der Hand der Christen zu bleiben hatte, wobei er regelmäßig hinzufügte, dass er auf jeden Fall bis Ostern 1193 in der Levante zu bleiben gedachte. Ende August jedoch, als er vom Fieber sehr geschwächt war, hatte es mit dem Feilschen ein Ende. 7
    Nach langwierigen diplomatischen Verhandlungen wurden die Bedingungen für einen dreijährigen Waffenstillstand dann am Mittwoch, dem 2. September 1192, festgeschrieben. Jerusalem sollte in Saladins Hand bleiben, doch sollten christliche Pilger ungehinderten Zugang zum Heiligen Grab haben. Die Franken behielten den schmalen Küstenstreifen zwischen Jaffa und Tyros, den sie während des Kreuzzugs erobert hatten, Askalons Verteidigungsanlagen aber mussten wieder eingerissen werden. Seltsamerweise scheint das Wahre Kreuz in den Verhandlungen nicht vorgekommen zu sein – jedenfalls blieb die von den Christen so hoch verehrte Reliquie in der Hand der Ajjubiden.
    Selbst in dieser letzten Phase der Einigung kam es zwischen Saladin und Richard nicht zu einer persönlichen Begegnung. Al-Adil brachte Richard den schriftlich festgehaltenen Vertrag nach Jaffa. Den arabischen Text hatte Imad ad-Din, der Sekretär des Sultans, niedergeschrieben. Der kranke König war so schwach, dass er das Dokument nicht einmal lesen konnte, und er bot lediglich seine Hand als Zeichen für sein Einverständnis. Heinrich von Champagne und Balian von Ibelin legten einen Schwur ab, sich an die Vereinbarungen zu halten; auch die Templer und die Johanniter stimmten zu. Am nächsten Tag wurde eine lateinische Delegation, in der sich auch Humfried von Toron und Balian befanden, in Ramla vor den Sultan geführt. Dort »ergriffen sie ehrfürchtig seine Hand und empfingen seinen Eid, sich nach den vereinbarten Bedingungen [549] an den Friedensschluss zu halten«. Wichtige Mitglieder aus Saladins Familie – al-Adil, al-Afdal und al-Zahir – und einige führende Emire legten dann ihrerseits Eide ab. Und mit dem Ende dieses ausgeklügelten Rituals war dann auch der Krieg zu Ende. 8
    Im Monat danach machten sich drei Gruppen von Kreuzfahrern auf den Weg nach Jerusalem – der Friedensvertrag ermöglichte ihnen, was ihnen der Krieg vorenthalten hatte. Unter denen, die nun ihr Pilgergelübde erfüllten, befanden sich auch Andreas von Chauvigny und Hubert Walter, der Bischof von Salisbury. Richard jedoch unternahm keinen Versuch, in die Heilige Stadt zu reisen. Das mag an seiner Krankheit gelegen haben; aber vielleicht empfand er es auch als zu große Schmach, das Heilige Grab zu besuchen, während sich Jerusalem noch in der Hand der Muslime befand. Am 9. Oktober 1192, nach 16 Monaten in der Levante, trat der König von England seine Rückreise nach Europa an. Als seine königliche Flotte in See stach, soll er ein Gebet gesprochen haben, in dem er Gott darum bat, er möge ihn eines Tages wieder zurückkehren lassen.
    DAS ERGEBNIS DES DRITTEN KREUZZUGS
    Am Ende konnte weder Saladin noch Richard Löwenherz für sich beanspruchen, den Krieg um das Heilige Land gewonnen zu haben. Dem König war es nicht gelungen, Jerusalem zurückzuerobern oder wieder in den Besitz des Wahren Kreuzes zu gelangen. Aber die lateinische Christenheit konnte durch Richards Einsatz und den seiner Kreuzzugsgefährten ihre Stellung in Palästina behaupten, und die Eroberung Zyperns durch die Franken hatte eine neue Fackel der Hoffnung für das Überleben von Outremer entzündet.
    Nachdem Saladin den Islam im Jahr 1187 zum Sieg geführt hatte, musste er während des dritten Kreuzzugs einige demütigende Rückschläge hinnehmen – in Akkon, Arsuf und Jaffa. Trotz unerschütterlicher Hingabe an die Sache des Dschihads war er außerstande gewesen, die Wiedereroberung der Küste durch die Franken zu verhindern. In Belagerungen und Schlachten hatte Richard gesiegt, und in der Kunst der Diplomatie

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