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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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irgendwie als Werkzeug Gottes zu dienen.
    Einen schweren Schlag erlitten die Erfolgsaussichten des vierten Kreuzzugs, als Thibaut von Champagne, kaum zwanzigjährig, krank wurde und im Mai 1201 starb. Der Oberbefehl ging nun an den norditalienischen [567] Aristokraten Bonifaz von Montferrat, der durch seine Brüder Wilhelm und Konrad über einen eigenen eindrucksvollen »Kreuzfahrer-Stammbaum« verfügte; dennoch führte Thibauts Tod zu einem Rückgang der Werbungen in Nordfrankreich. Als die Kreuzfahrer ab dem Juni 1202 in Venedig zusammenströmten, wurde schnell klar, dass es ein Problem gab. Bis zum Sommer 1202 waren lediglich ungefähr 13 000 Kreuzfahrer zusammengekommen. Viel weniger Franken als erhofft hatten das Kreuz genommen, und von denen, die sich verpflichteten, hatten viele beschlossen, von anderen Häfen wie etwa Marseille in den Orient aufzubrechen.
    Selbst nachdem sie auch den letzten Rest an verfügbaren Geldern zusammengekratzt hatten, standen die Anführer des Kreuzzugs noch vor einer massiven finanziellen Lücke. Die Venezianer hatten ihren Teil des Vertrags erfüllt – die große Armada stand bereit –, doch es waren noch 34 000 Mark zu bezahlen. Nur durch das Eingreifen des allseits verehrten Dogen von Venedig, Enrico Dandolo, wurde das Unternehmen vor dem sofortigen Zusammenbruch gerettet. Dandolo, ein alter, halbblinder Mann von über 80 Jahren, strafte sein Alter mit seinem Temperament und seiner unbändigen Energie Lügen; er verfügte außerdem über ein ausgeprägtes politisches und militärisches Gespür. Und er kannte nur ein einziges Ziel, nämlich alles zu tun, was den Interessen Venedigs irgend nützen konnte. Nun bot er an, die Schulden der Kreuzfahrer zu begleichen und seine eigenen Männer als Teilnehmer für den Krieg in der Levante zur Verfügung zu stellen, wenn sich die Kreuzfahrer im Gegenzug bereit erklärten, Venedig gegen seine Feinde zu verteidigen. Die Anführer des vierten Kreuzzugs ließen sich auf diesen Handel ein, kamen damit allerdings zugleich vom Weg ins Heilige Land ab.
    Es dauerte nur wenige Monate, bis die Kreuzfahrer die christliche Stadt Zara, einen politischen und wirtschaftlichen Rivalen Venedigs an der dalmatinischen Küste, eingenommen hatten. Innozenz war entsetzt, als er von diesem Affront erfuhr, und exkommunizierte umgehend den gesamten Kreuzzug. Zunächst schien durch diese Strafmaßnahme – die härteste, die dem Papst zur Verfügung stand – der Kreuzzug akut vom Scheitern bedroht. Innozenz jedoch kam inkonsequenterweise den französischen Kreuzfahrern, die um Vergebung baten, entgegen und machte die Bestrafung für sie rückgängig (die Venezianer dagegen, die keine Zeichen von Reue erkennen ließen, blieben exkommuniziert). Gleichzeitig [568] begannen unterschiedliche Stimmen im Kreuzfahrerheer, die Zielsetzung des Feldzugs in Frage zu stellen; einige Franken gingen sogar so weit, in eigener Regie ins Heilige Land aufzubrechen. Die Mehrheit jedoch folgte auch weiterhin dem Rat und der Führung von Männern wie Bonifaz von Montferrat und dem Dogen Dandalo.
    Die Beute aus der Eroberung von Zara erwies sich als recht dürftig, weswegen der Kreuzzug sich nun in Richtung Konstantinopel auf den Weg machte. Die »gerechte Sache«, die für diese ungewöhnliche Entscheidung bemüht wurde, war das Anliegen der Kreuzfahrer, in Byzanz wieder den »legitimen« Erben Prinz Alexios Angelos (den Sohn des abgesetzten Kaisers Isaak II. Angelos) an die Macht zu bringen, der dann die Schulden an Venedig bezahlen und einen Angriff auf den muslimischen Vorderen Orient finanzieren sollte. Seit Jahrzehnten schon hatten die Griechen die Venezianer bei ihren Bestrebungen, den Mittelmeerhandel zu dominieren, stark eingeschränkt. Das Mindeste, was Dandalo sich von dieser Aktion versprach, war, dass er einem »zahmen« Kaiser zum Thron verhalf; vielleicht zielte er auch bereits auf eine direktere Eroberung – auf jeden Fall aber kam es dem Dogen äußerst gelegen, dass er den Kreuzzug nach Konstantinopel zu dirigieren vermochte.
    Als die Kreuzfahrer dann in Konstantinopel eintrafen, verloren sie schnell ihr »heiliges« Ziel, Jerusalem zurückzuerobern, aus den Augen. Nach einer kurzen militärischen Offensive wurde der Kaiser im Juli 1203 gestürzt, wobei nur wenig griechisches Blut floss, und Alexios wurde zum Kaiser ernannt. Als er sich jedoch außerstande sah, seine üppigen finanziellen Zusagen, die er den Kreuzfahrern gegeben hatte, zu halten, verschlechterten

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