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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Friedrichs II. in Frankreich verbreitet wurde, nicht jedoch, dass zu einem Kreuzzug gegen den Kaiser aufgerufen wurde.
    [621] In seiner frühen Regierungszeit hatte Ludwig einige Kenntnisse in der Kriegsführung erworben, allerdings noch keine kriegerische Begabung oder irgendwelche strategischen Visionen entwickelt, die etwa mit denen eines Richard Löwenherz zu vergleichen waren. Dabei verfügte der Kapetinger durchaus über die Fähigkeit, seine Männer zu Treue und Ergebenheit zu motivieren, nicht zuletzt dadurch, dass er sich intensiv um ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden kümmerte. Ludwigs Stil als König und Heerführer war stark beeinflusst von seinen Vorstellungen von Ehre, Gerechtigkeit und Verpflichtung. Diese Prinzipien bildeten das Kernstück des ritterlichen Verhaltenskodex, der sich im Lauf des späten 12. und frühen 13. Jahrhunderts herausgebildet hatte und mittlerweile fast alle Bereiche christlich-ritterlicher Kultur prägte. Schon von Anfang an hatten die Ideale des Rittertums für die Kreuzzugsbewegung ansatzweise eine Rolle gespielt; ganz sicher waren sie für den dritten Kreuzzug ausschlaggebend gewesen. Und nun, in den 1240er-Jahren, waren sie allgemein akzeptiert und beeinflussten die Kreuzzugsidee in hohem Maß.
    Für Ludwig IX. und seine Gefolgsleute war das Kreuzzugswesen ein Mittel, Gott einen Dienst zu erweisen, den der Gläubige ihm schuldete, und es war ein Kampf, in dem der Einzelne sein Ansehen bestätigen und fördern konnte. Man konnte durch Tapferkeit auf dem Schlachtfeld Ruhm und Ansehen gewinnen, obwohl natürlich auch Feigheit und Scheitern – und damit die Gefahr von Schmach und Schande – nicht ausgeschlossen waren. Nach wie vor verlockte der spirituelle Lohn der Sündenvergebung potentielle Kreuzfahrer zur Teilnahme, doch während sich viele noch selbst als Pilger sahen, wurde diese Vorstellung vom heiligen Krieg als einer Pilgerreise zunehmend abgelöst durch das Bild des Kreuzzugs als einer ritterlichen Bewährung. Diese Verschiebung sollte auf dem Schlachtfeld zu bezeichnenden Veränderungen führen, nicht zuletzt, weil sich damit eine Kluft zwischen Gehorsam und dem Streben nach persönlichem Ruhm auftat.
    Möglicherweise hegte Ludwig bereits in den 1230er-Jahren den Plan, bei einem Kreuzzug mitzuwirken, jedenfalls unterstützte er den Kreuzzug der Barone finanziell, doch erst Ende 1244 fasste er den Entschluss, selbst das Kreuz zu nehmen. Damals war im Abendland wohl schon bekannt, dass Jerusalem von den Choresmiern erobert worden war, wenn auch Bischof Galeran mit der Nachricht von der vernichtenden Niederlage [622] bei La Forbie noch nicht eingetroffen war. Im Winter jedoch erkrankte der König an einem heftigen Fieber, im Dezember war sein Befinden so schlecht und er war »dem Tod so nah, dass einer [seiner Diener] ihm bereits das Leintuch über das Gesicht ziehen wollte, denn er glaubte, der König sei tot«. In dieser Situation äußerster Hinfälligkeit erklärte Ludwig seinen festen Entschluss, einen Kreuzzug anzuführen, und es hieß, er habe verlangt, dass man ihm sofort und auf der Stelle »ein Kreuz in die Hand geben möge«. Der Kreuzzug veränderte sein Leben; durch ihn wurde er erwachsen und unabhängig, weil er sich dieser Sache ganz und gar verschrieb. 1
    KRIEGSVORBEREITUNGEN
    Fast vier Jahre verstrichen, bis Ludwig IX. sich zum Kreuzzug einschiffte. Der Aufschub ergab sich nicht aus bewussten Verzögerungsmanövern, sondern war eher eine Folge der Akribie, mit der er seinen Aufbruch vorbereitete. Das ganze Unternehmen war klar französisch dominiert. Der Konflikt zwischen den Staufern und dem Papsttum schloss deutsche und italienische Beteiligung aus, obwohl Friedrich II. dem Kapetinger die Häfen und Märkte Siziliens öffnete. Einige wenige englische Edelleute nahmen trotz der Bedenken Heinrichs III. das Kreuz, allen voran William Longsword, Earl von Salisbury, der Halbbruder des Königs.
    In Frankreich stieß der Aufruf zum Kreuzzug wegen der Begeisterung des Königs und durch die Bemühungen des päpstlichen Legaten Odo von Châteauroux auf große Resonanz. Alle drei Brüder des Königs schlossen sich an: Robert von Artois, Alfons von Poitiers und Karl von Anjou. Bei einer großen Zusammenkunft in Paris im Oktober 1245 nahmen weitere Grafen, Herzöge und Prälaten das Kreuz. Der Graf von Champagne hielt sich zu dieser Zeit zwar in Nordspanien auf, doch viele führende Mitglieder seines Hofes schlossen sich an, unter ihnen auch ein

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