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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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jedenfalls erholte sich Eduard nach wenigen Wochen wieder vollständig. Nachdem er dem Tod so knapp entronnen war, verließ er Palästina Ende September 1272. 3
    Neue Ziele
    Da die Franken sich nun in den ausgehandelten Verträgen zu Wohlverhalten in Palästina und Tripolis verpflichtet hatten, konnte Baibars seine Aufmerksamkeit auf die Mongolen richten. Ende 1272 begann Abaqa eine weitere, besser koordinierte Offensive, die erst nach mehreren erbitterten Gefechten zurückgeschlagen werden konnte, in denen sich besonders Qalawun auszeichnete. Der Sultan beschloss, sich der Herausforderung durch die Mongolen jetzt direkt zu stellen und, statt auf weitere Invasionen zu warten, den Kampf in feindliches Territorium zu tragen. Daher begann er nach seiner Rückkehr nach Ägypten mit der Ausarbeitung von Plänen für den ehrgeizigsten Feldzug seiner bisherigen Laufbahn.
    1273 jedoch wurde er durch zwei Ereignisse abgelenkt. Seit Jahren schon war sein verrufener Intimus, der Sufi Hadir al-Mirani, den führenden Emiren des Sultans ein Dorn im Auge. Hadir stand im durchaus verdienten Ruf zügelloser sexueller Perversion und wiederholten Ehebruchs; außerdem warf man ihm vor, die heiligen Stätten anderer Religionen zu entweihen und etwa am Heiligen Grab beträchtlichen Schaden angerichtet zu haben. Im Mai 1273 konnten ihm die Emire schließlich unwiderlegbare Fälle von Unterschlagung nachweisen, und sie zwangen den Sultan, die Untaten seines Wahrsagers bei einem in Kairo einberufenen Tribunal zur Kenntnis zu nehmen. Vorgeschlagen war die Todesstrafe, doch wurde sie in eine Gefängnisstrafe umgewandelt, als Hadir prophezeite, auf seinen eigenen Tod werde Baibars’ Tod unmittelbar folgen.
    Im Juli desselben Jahres ging der Sultan auch gegen die Assassinen vor. Die Gefährlichkeit des ismailitischen Ordens, der seinen Sitz nach wie vor an den westlichen Hängen der Ansariyah-Berge hatte, hatte im Lauf des 13. Jahrhunderts stark nachgelassen. Obwohl Baibars die Dienste der Assassinen 1272 noch in Anspruch genommen hatte, wollte er ihre traditionelle Unabhängigkeit nicht länger hinnehmen. Er kommandierte daher Mamlukentruppen ab, die alle Festungen, die noch in [692] ihrem Besitz waren, darunter auch Masyaf, einnehmen sollten. Seitdem standen die Überlebenden des Ordens unter der Kontrolle des Sultanats.
    Abgesehen von diesen kleineren Ablenkungen konzentrierte Baibars in der Mitte der 1270er-Jahre seine gesamte Energie und all seine Ressourcen darauf, das Territorium des Ilkhanats anzugreifen. Einen Überfall auf den Irak schloss er aus, wahrscheinlich, weil die Truppen der Mamluken und der Mongolen sich ebenbürtig waren; der Sultan traf vielmehr sorgfältige Vorbereitungen für eine Invasion in Kleinasien, das damals im Besitz des Ilkhanats war. Zu Beginn des Jahres 1277 führte er seine Truppen von Nordsyrien aus nach Anatolien hinein und war dort sensationell erfolgreich: Im April besiegte er das in Kleinasien stationierte mongolische Heer bei Elbistan. 7000 feindliche Soldaten wurden in der Schlacht getötet, Baibars ließ sich umgehend zum Sultan von Anatolien ausrufen, doch er konnte seinen Sieg nicht lange genießen. Während ein weiteres großes mongolisches Heer heranrückte, befanden sich die Mamluken in einer gefährlich isolierten Position und mussten damit rechnen, von Syrien abgeschnitten zu werden. Der Sultan erkannte, dass er seine Kräfte überschätzt hatte, und befahl einen schnellen Rückzug. Er hatte bewiesen, dass es möglich war, der Bedrohung durch die Mongolen entgegenzutreten, doch musste er auch hinnehmen, dass sie auf ihrem eigenen Territorium nicht zu schlagen waren.
    Baibars’ entschlossenes Vorgehen gegen das persische Ilkhanat hatte ihn vom Krieg gegen die Franken abgelenkt. Auch dieser Kampf wäre womöglich noch ausgefochten worden, doch der Sultan erkrankte nach seiner Rückkehr nach Damaskus Mitte Juni 1277 an heftiger Dysenterie. Eine seiner letzten Handlungen bestand darin, einen Boten zu entsenden, der die Freilassung des Wahrsagers Hadir in die Wege leiten sollte. Am 28. Juli starb Baibars, der Löwe von Ägypten. Seine Botschaft kam in Kairo zwar an, aber da war es für eine Begnadigung zu spät. Hadir war bereits von Berke Qan, Baibars’ Sohn und Erben, erdrosselt worden. Sei es durch Zufall oder weil der abergläubische Berke Qan den Tod seines Vaters beschleunigen wollte – jedenfalls hatte sich Hadirs Prophezeiung bewahrheitet. 4
    Baibars, Geißel der Franken
    Sultan Baibars

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