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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Kaiser Michael VIII. Im Spätsommer 1266 jedoch erfuhr König Ludwig IX. von Frankreich von dem geplanten Unternehmen. Ludwig, Veteran des heiligen Krieges, war jetzt Anfang 50, und seine Lebensführung war noch asketischer geworden; in dem von Clemens geplanten Kreuzzug erkannte er eine Chance, die bitteren Erfahrungen von Mansourah versöhnlich auszugleichen. Im September informierte er den Papst unter vier Augen von seinem Wunsch, sich dem Kreuzzug anzuschließen. In gewisser Hinsicht war Ludwigs Bereitschaft zur Teilnahme, die er öffentlich am 25. März 1267 mit einem Kreuzzugsgelübde besiegelte, ein Segen, ließ sie doch auf einen wesentlich umfangreicheren und mächtigeren Feldzug hoffen. Diese Perspektive veranlasste dann auch den Papst, das kleinere Unternehmen, das er ursprünglich geplant hatte, aufzuschieben. Unglücklicherweise führte dieser Aufschub – die Folge von Ludwigs Enthusiasmus – dazu, dass Baibars 1268 ungehindert Antiochia zerstören konnte.
    Wie schon in den 1240er-Jahren traf Ludwig auch für seinen zweiten Kreuzzug sorgfältige finanzielle und logistische Vorbereitungen. Die Rekrutierung für die neue Kampagne gestaltete sich zäher – der alte Mitstreiter des Königs Jean de Joinville etwa ließ sich nicht mehr anwerben. Bedenkt man jedoch die Rückschläge durch die letzten Kreuzzüge [686] sowie die Bedenken, die in einigen Kreisen angesichts des eklatanten Missbrauchs des Kreuzzugsideals durch den Papst kursierten, dann war die Zahl der Teilnehmer doch immer noch überraschend hoch. Der bedeutendste Aspirant unter den zukünftigen Kreuzfahrern war der spätere König Eduard I. von England, damals noch als Lord Eduard bekannt. Er hatte gerade den Aufstand niedergerungen, der seinen Vater, König Heinrich III., bedroht hatte, und verpflichtete sich im Juni 1268, am Kreuzzug teilzunehmen. Ungeachtet früherer Animositäten gegen Frankreich erklärte er sich einverstanden, seinen Zug mit dem Unternehmen unter Ludwigs Führung zu koordinieren.
    Im November 1268 jedoch starb Clemens IV., und da in der Kirche Uneinigkeit bestand hinsichtlich der Verhandlungen Roms mit dem ehrgeizigen und nach Ansicht gewisser Kreise unzuverlässigen Karl von Anjou (dem Bruder Ludwigs IX., mittlerweile König von Sizilien), konnte bis 1271 kein Nachfolger auf dem Stuhl Petri gefunden werden. Während dieses Interregnums löste sich das Gefühl von Dringlichkeit, das Clemens den Kreuzfahrern zu vermitteln versucht hatte, weitgehend auf, und der Aufbruch verzögerte sich nun, weil der Schwung dahin war, bis in den Sommer 1270. In der Zwischenzeit wurden neue Versuche unternommen, mit dem mongolischen Ilkhan Abaqa in Kontakt zu treten, und im März 1270 nahm auch Karl von Anjou das Kreuz.
    Nachdem sich Ludwig dann im Juli 1270 endlich in Aigues-Mortes eingeschifft hatte, wuchs sich sein zweiter Kreuzzug zu einer tragischen Enttäuschung aus. Aus Gründen, die nie eindeutig aufzuklären waren, allerdings sehr wohl mit den Machenschaften seines intriganten Bruders Karl zusammenhängen könnten, wich Ludwig von seiner geplanten Route nach Palästina ab. Er segelte stattdessen nach Tunis, das damals von dem unabhängigen muslimischen Kriegsherrn Abu Abdallah regiert wurde. Als der französische König in Nordafrika eintraf, erwartete er offenbar, dass Abu Abdallah zum Christentum übertreten und mit ihm zusammen einen Angriff auf das mamlukische Ägypten unternehmen werde. Als das nicht geschah, wurde ein direkter Angriff auf Tunis geplant – doch dazu kam es nie. In der hochsommerlichen Hitze griffen im Lager der Kreuzfahrer Seuchen um sich, und Anfang August wurde auch Ludwig selbst krank. Innerhalb von drei Wochen verschlimmerte sich sein Zustand rapide, und am 25. August starb der fromme Kreuzfahrer-König Ludwig IX. Seine letzte Tat war eine nutzlose Kampagne gewesen, [687] weit vom Heiligen Land entfernt. Die Legende weiß, dass seine letzten geflüsterten Worte »Jerusalem, Jerusalem« waren. Die Träume des Königs, die Heilige Stadt zurückzuerobern, hatten sich in Luft aufgelöst, was seiner tiefen Frömmigkeit jedoch keinen Abbruch getan hatte. 1297 wurde Ludwig heiliggesprochen. 1
    Nach Ludwigs Tod begannen die Kreuzfahrer Mitte November, sich zum Aufbruch zu rüsten und in die Levante weiterzusegeln, als jedoch ein großer Teil der Flotte in einem schweren Sturm sank, kehrten die meisten Franken nach Europa zurück. Der einzige, der von den Ereignissen profitierte, war Karl von Anjou: Er schloss

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