Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
Schwester Eryne, Cael und Bowbaqs Kindern und Enkeln auf ewig verbunden sein würde. Ihre Schicksale waren untrennbar miteinander verwoben. Als er den jungen Mann begrüßte, der ihm im Grunde völlig fremd war, hatte er den Eindruck, einen Bruder in den Arm zu schließen.
»Mano«, sagte Nolan nur.
Trotz seiner Erschütterung oder vielleicht gerade deswegen musste Amanon lachen. »So hat mich seit Jahren niemand mehr genannt!«
»Verzeih mir, ich …«
»Lass nur, es gefallt mir«, sagte Amanon. »Ich mag den Spitznamen. Erinnerst du dich an Cael?«, fuhr er fort und wandte sich zu dem Jungen um.
»Ich hätte ihn nicht wiedererkannt«, gestand Nolan und schüttelte Cael die Hand. »Aber ich war auch erst zwölf, als ich meine Eltern das letzte Mal nach Kaul begleitete. Du musst fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein.«
»Ich erinnere mich noch gut an den Tag«, sagte Cael versonnen. »Wir drei waren bei Tante Corenn und haben miteinander gespielt. Wir waren Seeräuber und ich unser Kapitän!«, ergänzte er grinsend.
»Gut möglich«, bestätigte Nolan. »Als Kind habe ich oft Seeräuber gespielt. Mein Vater hat sich immer mit uns verkleidet …«
Alle drei mussten lächeln, aber dann trat betretendes Schweigen ein. Vermutlich ging ihnen allen das Gleiche durch den Kopf. Wo war diese sorglose Zeit nur hin? Bei den Erinnerungen wurde ihnen schmerzlich bewusst, welche tragischen Umstände sie zusammengeführt hatten.
Ein lauter Pfiff riss sie aus ihren Gedanken. Der Mann, der Nolan begleitete, hatte sich auf recht unhöfliche Art bemerkbar gemacht. Erst jetzt wandte sich Amanon ihm zu. Er war von kräftiger Statur und hatte das wüste Aussehen der Söldner, die in den Unteren Königreichen umherzogen. Was machte dieser grobschlächtige Kerl nur in Gesellschaft eines Herzogssohns?
»Das ist Keb«, sagte Nolan. »Er hat mir und Eryne geholfen.«
Trotz dieser Worte fand Amanon den Krieger auf Anhieb eher unsympathisch. In seinen Augen lag leiser Spott, den er angesichts ihrer Lage unangebracht fand. Was hatte er überhaupt hier zu suchen? Das Geheimnis, das Amanon seit drei Tagen mit sich herumtrug, veranlasste ihn zu tiefem Misstrauen. Es gefiel ihm gar nicht, dass ein Fremder von ihrem geheimen Treffpunkt auf dem Platz der Büßer wusste.
»Was ist denn das für ein Name –
Keb?«,
fragte er barscher als beabsichtigt.
»Jedenfalls kein ramgrithischer«, entgegnete der Krieger ebenso schroff. »Anscheinend ist schwarzes Leder in der Wüste immer noch schwer in Mode.«
»Keb ist Wallatte«, warf Nolan hastig ein. »Er ist ein Prinz, der einzige Sohn Königin Chebrees.«
Der Name traf Amanons wie ein Donnerschlag. Er begriff sofort, was das bedeutete.
Ein Wallatte, ungefähr in seinem Alter. Der Sohn von Königin Chebree.
Entsetzt stieß er Cael beiseite und zog sein Krummschwert.
»Er ist der Sohn des Hexers!«, brüllte er den beiden anderen zu. »Saats Sohn!«
Die Umstehenden wichen zurück und bildeten einen Kreis um die drei Männer und den Jungen neben dem Brunnen. Cael war verwirrt, aber als Amanon den Fremden anstarrte wie ein in die Falle geratenes Tier, zog auch er sein Rapier. Keb hingegen hatte die Arme vor der Brust verschränkt und rührte sich nicht. Dem Jungen grauste bei dem Gedanken, der Krieger könnte das schwere Eisenschwert benutzen, das an seinem Gürtel baumelte. Nolan wiederum schien nicht zu wissen, ob er den Degen ziehen und seinen Freunden helfen oder sich zwischen sie und den Wallatten stellen sollte. Sein Blick huschte von einem zum anderen, während die Umstehenden eifrig zu tuscheln begannen.
»Ich habe keinen Vater«, verkündete Keb schließlich. »Der Mann, von dem du sprichst, bedeutet mir nichts.«
»Er war der Todfeind meiner Eltern!«, rief Amanon. »Ein Ungeheuer, ein feiger Mörder, schuld am Tod Zehntausender Unschuldiger in allen Königreichen!«
»Und? Was geht mich das an? Du kannst ihn verfluchen und auf sein Grab spucken, so viel du willst! Das ist im Übrigen auch die Lieblingsbeschäftigung meiner Mutter«, entgegnete er mit einem schiefen Grinsen.
»Keb hat uns gleich zu Anfang erzählt, dass unsere Eltern Feinde waren«, sagte Nolan beschwörend. »Ich glaube, du solltest deine Waffe jetzt senken, Mano. Sonst verhaften uns noch die Bodonier.«
Angespannt lauerte Cael auf die Reaktion seines Cousins. Als Amanon das Krummschwert widerstrebend zurück in die Scheide steckte, atmete er auf und schob hastig sein Rapier in das Futteral. Er war froh, dass
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