Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
er es nicht hatte benutzen müssen.
»Das ändert gar nichts«, zischte Amanon. »Was hat der Sohn von Emaz Chebree hier zu suchen? Ich kann nicht fassen, dass du ihm vertraust!«
»Emaz?«,
fragte Nolan und warf Keb einen erstaunten Blick zu.
Die drei haben einander anscheinend viel zu erklären,
dachte Cael. Die Schaulustigen traten näher und spitzten neugierig die Ohren, um zu erfahren, worum es bei dem Streit ging.
»Wir müssen hier weg«, flüsterte Cael Amanon zu und wies mit dem Kopf auf die Umstehenden.
Die anderen musterten die Menschenmenge, als merkten sie erst jetzt, dass sie sich mitten auf einem belebten Platz befanden.
»Kennst du einen ruhigen Ort?«, fragte Amanon Nolan. »Euer Haus ist vermutlich nicht sicher, oder?«
»Es wird überwacht. Eryne, Keb und ich übernachten in einer Herberge am Hafen.«
»Und was ist mit deinen Eltern?«
Als er Nolans traurigen Gesichtsausdruck sah, ahnte Cael, dass auch ihnen etwas zugestoßen war. Im Grunde hätte er es wissen müssen, denn dass sich der junge Mann am Brunnen eingefunden hatte, sagte alles.
»Ich habe keine Ahnung, wo sie sind«, antwortete Nolan seufzend. »Sie sind spurlos verschwunden. Schon seit fünfTagen.«
»Unsere Eltern sind ebenfalls verschwunden. Aber wir werden sie finden«, versprach Amanon. Damit brachte er Nolan zum Schweigen, bevor dieser ihn mit Fragen löchern konnte. »Gehen wir in ein Wirtshaus. Ich bin gespannt auf die Geschichte deines neuen Freundes.«
»Ich bin niemandes Freund«, fuhr Keb grob dazwischen. »Ich soll nur eine Nachricht überbringen. Eure kindischen Sorgen sind mir egal.«
»Umso besser, denn ich habe nicht vor, dich einzuweihen!«, gab Amanon zurück.
Diesmal legte Keb warnend die Hand an den Griff seiner Waffe. Cael wünschte, sie würden endlich gehen. Die Spannung zwischen seinem Cousin und dem Krieger wuchs mit jeder Dezille. Zum Glück mischte sich Nolan abermals ein: »Wenn wir ohnehin in ein Wirtshaus wollen, lasst uns doch einfach in unsere Herberge gehen. Eryne wartet immer ungeduldig auf unsere Rückkehr. Sie wird sich freuen, euch zu sehen.«
»Wart ihr schon mehrmals hier?«, fragte Cael verwundert.
»Heute zum dritten Mal. Ihr seid die Einzigen, die wir bisher getroffen haben. Aber das habt ihr euch bestimmt schon gedacht.«
Cael nickte traurig. Also waren Yan und Leti in den letzten Tagen nicht am Treffpunkt erschienen. Vielleicht würden sie morgen kommen? Ihr erster Versuch war schließlich recht ermutigend gewesen.
»Gut, gehen wir zu eurer Herberge«, entschied Amanon. »Aber ihr müsst vorgehen und uns den Weg zeigen.«
Niemand ließ sich von seinen Worten täuschen. Er wollte nur verhindern, dass der Wallatte hinter ihm lief. Keb schenkte ihm ein zähnefletschendes Grinsen, dann folgte er Nolan durch die Menschenmenge. Bevor auch er sich in Bewegung setzte, warf Cael einen letzten Blick zum Gericht, wo der Ankläger gerade sein Plädoyer hielt. Er hatte keine Ahnung, welcher Fall dort verhandelt wurde, aber was soeben am Brunnen geschehen war, war sicher hundertmal wichtiger.
»Hüte dich vor diesem Keb«, raunte Amanon ihm zu. »Seine Eltern haben unseren Familien die Züu auf den Hals gehetzt. Ich glaube dem Kerl kein Wort!«
Mehr sagte Amanon nicht, und so blieb Cael wieder einmal mit seinen Fragen allein. Hatte der Wallatte etwas mit dem Verschwinden seiner Eltern zu tun? Warum misstraute Amanon ihm? Stammte sein Wissen aus Corenns Tagebuch? Und was stand noch in dem Testament?
Und schließlich: War Eryne, an die er sich nicht erinnert, ebenso streitlustig wie die anderen Erwachsenen? Hoffentlich nicht …
Erynes Herz schlug höher, als sie nicht nur Nolan und Keb, sondern auch fremde Stimmen auf der Treppe hörte. Sie stürzte zur Zimmertür und kämpfte mit dem Riegel, der wie üblich klemmte. Wer mochte die beiden begleiten? Ihre Eltern konnten es jedenfalls nicht sein, denn sie erkannte den Tonfall nicht. Aber vielleicht sprachen Rey und Lana einfach nur zu leise?
Endlich gelang es ihr, die Tür zu öffnen. Voller Hoffnung stürzte sie auf den Treppenabsatz und blieb dort wie angewurzelt stehen. Vier junge Männer starrten ihr verdutzt entgegen.
Die Enttäuschung war groß. Für einen Moment hatte Eryne an ein Wunder geglaubt. Sie riss sich zusammen, lächelte den Neuankömmlingen zu und begrüßte sie mit einem Kopfnicken. Einen der Fremden, der ganz in schwarzes Leder gekleidet war, glaubte sie zu kennen. Es war der Sohn des mürrischen Grigan. Sein Name
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