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Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Titel: Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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lautete Ganamon oder so ähnlich. Der andere war noch ein Junge und ihr völlig unbekannt. Sein kleiner Bruder? Beide hatten sonnengebräunte Haut und ausdrucksstarke Augen.
    »Auch Euch einen guten Tag!«, polterte Keb.
    »Lasst uns schnell ins Zimmer gehen«, sagte Nolan. »Der Wirt hat uns seltsame Blicke zugeworfen, als wir zu viert die Treppe hochgegangen sind«, erklärte er Eryne. »Ich befürchte, dass er uns Scherereien machen könnte.«
    Bevor Eryne protestieren konnte, schoben sich die Männer an ihr vorbei und drangen in das letzte bisschen Privatsphäre ein, das ihr geblieben war. Als sie Schritte auf der Treppe hörte, folgte sie ihrem Bruder und den anderen hastig und verriegelte die Tür von innen.
    Kurz darauf blieben mehrere Männer auf dem Treppenabsatz stehen. Sie sprachen kein Wort, ebenso wenig wie die jungen Leute hinter der Tür. Nach einem Moment, der ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, machten die Fremden kehrt und trampelten die Stufen hinunter.
    Dass weiter nichts passiert war, beruhigte Eryne keineswegs. Sie fürchtete sich vor jeder Begegnung mit den zwielichtigen Gästen der Herberge. In den letzten Tagen hatte ihr der Gedanke keine Ruhe gelassen, ein Rohling könnte mit Gewalt in ihr Zimmer eindringen. Ängstlich hatte sie dem Kommen und Gehen auf der Treppe und dem Gebrüll und den Flüchen aus der Schankstube gelauscht. Selbst nachts hatte sie häufig wach gelegen.
    Um sich abzulenken, hatte Eryne viel gebetet. Etwas Besseres war ihr nicht eingefallen. Diese Prüfung musste ihr von den Göttern auferlegt worden sein. Welchen Frevel sie auch begangen haben mochte, sie fand, dass es Strafe genug war, in dieser Kaschemme zu übernachten.
    Außerdem verbrachte sie viel Zeit damit, über Keb nachzudenken. Der Wallatte war aber auch kaum zu überhören! Seine laute Stimme übertönte meistens die der anderen Trunkenbolde. Im Grunde fand sie alles, was er tat oder sagte, abstoßend, und doch musste sie zugeben, dass er eine seltsame Anziehungskraft auf sie ausübte. Er war so anders als die jungen Edelmänner, mit denen sie sonst verkehrte. So frei und unbekümmert … Nichts war für Keb von Belang, selbst Geld nicht. Noch dazu hatte seine Stärke, ja selbst seine Grausamkeit eine beruhigende Wirkung auf sie! Eryne war froh, ihn in ihrer Nähe zu wissen. Wenn er mit Nolan in der Stadt war, konnte sie sicher sein, dass er ihren kleinen Bruder beschützen würde.
    Doch Gebete und Tagträume füllten keine drei Tage, und so hatte sich Eryne noch eine andere Beschäftigung suchen müssen. Gleich als Erstes hatte sie die schmuddelige Bettwäsche abgezogen und Nolan losgeschickt, um saubere Laken und Kleider zum Wechseln zu kaufen. Weil sie diese Verbesserung als tröstlich empfand, nahm sie sich als Nächstes die Waschschüssel vor, deren Verzierungen unter einer Schmutzkruste verschwanden. Sie überwand ihren Ekel und schrubbte die Schüssel von allen Seiten, als wäre sie eine Reliquie. Als Putzlappen benutzte sie eins der Seidenhemden, die ihr Bruder gekauft hatte. Das blasse Rosa hatte ihr ohnehin nicht gefallen …
    Obwohl sie eigentlich eine tiefe Abneigung gegen jegliche Hausarbeit hegte, verschönerte Eryne so nach und nach das ganze Zimmer. Sie wünschte sogar, es wäre größer gewesen, denn dann hätte sie mehr zu tun gehabt. Allerdings war es mit einem Schrank, einem Tisch, zwei Stühlen und der Waschschüssel vergleichsweise herrschaftlich eingerichtet. Kebs und Nolans Kammer waren winzig: drei Schritte breit und vier lang.
    Deshalb hatte ihr Bruder die anderen vermutlich auch in ihr Zimmer gebeten. Wie immer hatte sich Keb sogleich auf das Bett mit den makellos glattgezogenen Laken gefläzt. Die beiden Neuen standen am Fenster und blickten auf die schäbige Gasse hinunter, während Nolan verzagt darauf wartete, dass er sie einander vorstellen konnte.
    Aber darum brauchte er sich nicht zu kümmern. Grigans Sohn trat rasch auf Eryne zu, hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken und verbeugte sich knapp. Offenbar waren ihm die Sitten und Gebräuche des höfischen Lebens vertraut.
    »Eryne, bitte verzeiht den unangekündigten Besuch«, sagte er zu ihrer Überraschung. »Vielleicht erinnert Ihr Euch an mich? Als Kinder sind wir uns im Haus Eurer Eltern begegnet. Amanon Derkel.«
    Keb prustete los und überließ es den anderen, den Grund für seinen plötzlichen Heiterkeitsausbruch zu erahnen. Eryne nahm es dem Krieger übel, dass er ihr diesen Moment verdarb. Es schien ihr eine Ewigkeit

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