Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
Glück war es auch bei Eryne Liebe auf den ersten Blick gewesen.
Dieses und kein anderes!,
hatte sie entzückt ausgerufen. Zweifelsohne hatte der hervorragende Zustand der Gabiere eine entscheidende Rolle gespielt. Der Verkäufer hatte diese Tatsache während der Besichtigung im Übrigen immer wieder betont, und so hatte er schließlich ein Drittel ihres Geldes eingestrichen.
Nachdem das Geschäft besiegelt war, hatte sich Eryne plötzlich zum Feldwebel berufen gefühlt. Sie übernahm die Unterbringung der Gefährten, wies jedem seinen Platz zu und verstaute das Gepäck. Anschließend erstellte sie eine Liste mit nötigen Vorräten und schickte Mano und Cael zum Einkaufen. Keb wiederum behauptete, Wache halten zu wollen, und streckte sich genüsslich auf dem Steg aus, wo er nichts tat, als in die Wolken zu schauen.
So war Nolan für eine Weile mit seiner Schwester allein gewesen, aber er fand einfach nicht den richtigen Moment, um mit ihr zu sprechen. Eryne eilte die ganze Zeit unter Deck hin und her, inspizierte Kojen, Schränke und Staukästen, räumte Dinge von hier nach dort, schrubbte Dielen und schuftete wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Im Haus ihrer Eltern hatte sie nie auch nur einen Finger krummgemacht. Eryne sagte, es gefalle ihr, dass die Gabiere ihnen ganz allein gehörte. Gewissermaßen sei das Schiff nun ihr Zuhause. Doch Nolan ließ sich nicht täuschen: Eryne arbeitete so emsig, um ihre Angst zu vergessen. Es war ganz einfach unmöglich, dass sich seine Schwester tatsächlich darüber freute, in einem Hafen zu übernachten. Trotzdem war es ihm natürlich lieber, wenn sie sich ablenkte, anstatt vor Kummer zu vergehen.
Irgendwann steckte ihn ihr Tatendrang an, und er ging Eryne zur Hand, soweit es sein geschundener Körper zuließ. Gemeinsam bezogen sie in den beiden Kabinen die Betten. Eine der Kabinen hatte die junge Frau in Beschlag genommen, die andere hatte sie Cael zugewiesen, obwohl dieser höflich protestiert hatte. Keb meldete ebenfalls Interesse an, doch angesichts von Erynes empörter Reaktion gab der Krieger klein bei und entschied sich für eine der sechs Kojen in der Kajüte, in der auch Mano und Nolan schlafen würden.
So waren die Dekanten nach dem Mittag wie im Flug vergangen, und da alle hungrig waren, hatten sie beschlossen, früh zu Abend zu essen. Als der Duft nach gebratenem Fleisch und gekochtem Gemüse zu ihm aufstieg, lief Nolan das Wasser im Mund zusammen. Er sah noch einmal zum purpurroten Horizont und warf einen letzten Blick auf den Hafen, wo Hunderte Boote auf den Wellen schaukelten und sanft gegeneinanderschlugen. Die
Rubikant
lag etwas versteckt an einem verlassenen Steg, denn Mano hatte darauf bestanden, sie abseits der anderen Schiffe festzumachen.
Aber deshalb sind wir noch lange nicht in Sicherheit,
dachte Nolan, als er die Treppe hinabstieg. Bei jeder Stufe zuckte er vor Schmerz zusammen.
Ohne seinen Cousin wäre Cael todunglücklich gewesen. Wenn er über seine Lage nachdachte, fragte er sich, was er hier eigentlich verloren hatte. Warum saß er mit Leuten, die er kaum kannte, in der Kajüte eines lorelischen Schiffs im hintersten Winkel eines fremden Hafens? Die einzige Verbindung zwischen ihnen waren die Anhänger, die sie alle um den Hals trugen, und die Freundschaft ihrer Eltern.
Beim Essen waren sie fröhlich und ausgelassen und lobten Erynes Kochkünste. Sie war selbst überrascht von dem Ergebnis. Gewiss, das Gemüse war vielleicht ein wenig bissfest, das Fleisch versalzen und die Mengen nicht richtig bemessen, aber etwas Warmes in den Magen zu bekommen, tat so gut, dass sie sich nicht daran störten, zumal sich Eryne große Mühe gegeben hatte. Sie war es offenkundig nicht gewohnt, sich die Finger in der Küche schmutzig zu machen. Hätte einer von ihnen eine abfällige Bemerkung gemacht, hätte sie vermutlich nie wieder einen Topf angefasst, das war allen klar.
Caels Unbehagen hatte also nichts mit der vergnügten Stimmung bei Tisch zu tun, sondern mit seiner Ungeduld. Sie vertrödelten ihre Zeit! War er denn der Einzige, der daran dachte, warum sie hier waren? Keiner der Erwachsenen hatte bisher den Kampf in der Herberge oder Amanons Ankündigung erwähnt, ihnen etwas Wichtiges mitteilen zu wollen. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihre Pläne für die nächsten Tage schmieden mussten.
Erst nach dem Essen, während Kebree das letzte Stück Fleisch direkt aus dem Topf aß, trat längeres Schweigen ein, und die Gesichter wurden ernst. Nolans
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