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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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abzuschießen. Amanon verfluchte seine Unvorsicht. Die Gefährten hatten keine Waffen für die Distanz, nicht einmal eine simple Steinschleuder.
    Obwohl er nie zuvor einem Zü begegnet war, begriff er auf Anhieb, dass er es mit zwei Mitgliedern dieser mörderischen Sekte zu tun hatte. Zwei
weiblichen
Mitgliedern. Er hatte nicht gewusst, dass es unter den Züu auch Frauen gab. Was hatten die beiden hier zu suchen? Waren noch mehr Züu auf der Insel? Wenn ja, wie viele? Und würden sie angreifen?
    »Wir sollten langsam zurückweichen!«, raunte Nolan ihm zu.
    Amanon'sah unschlüssig zwischen der jungen Bogenschützin und der alten Frau hin und her. Irgendwie faszinierten sie ihn – ihre Anwesenheit auf der Insel konnte kein Zufall sein. Vielleicht war das endlich die Gelegenheit, etwas über den Verbleib ihrer Eltern herauszufinden.
    »Keb ist verschwunden«, wisperte Eryne panisch.
    Amanon warf einen kurzen Blick über die Schulter und stellte verwundert fest, dass sie Recht hatte. Wann hatte er sich aus dem Staub gemacht? Hatten die beiden Frauen ihn überhaupt gesehen? Der Gedanke, er könnte sich von hinten auf den Felsen schleichen und die Zü entwaffnen, ließ ihn hoffen. Vielleicht zeigte der Krieger aber auch endlich sein wahres Gesicht und hatte sie verraten. Obwohl sie Seite an Seite gekämpft hatten, konnte Amanon einfach nicht vergessen, wer Kebs Eltern waren. Womöglich stand er sogar mit den Anhängern Zui'as im Bunde.
    Während sie sich gegenseitig belauerten, erhob sich die alte Frau von ihrem Platz vor der Höhle. Aus dem purpurfarbenen Gewand ragten dürre Gliedmaßen hervor, die Kapuze bedeckte graues Haar und umrahmte ein faltiges Gesicht. Trotz ihres Alters strahlte die Priesterin eine ungeheure Kraft aus, und ihr Blick ging den Gefährten durch Mark und Bein. Sie hob eine Lanze auf, die keinen Zweifel daran ließ, dass sie imstande war zu töten, und trat ein paar Schritte vor. Die Frau war eine gewissenlose Mörderin, wie jeder andere Bote Zui'as auch.
    Bowbaq wand sich in Amanon's Griff, aber die Bogenschützin verhinderte jeden Angriffsversuch. Vermutlich würde er niemals einer alten Frau kaltblütig den Schädel einschlagen, aber wenn er gekonnt hätte, hätte er sie wohl geschüttelt wie einen Pflaumenbaum, um etwas über das Schicksal seiner Familie zu erfahren.
    Nichts anderes hätte Amanon am liebsten getan. Doch merkwürdigerweise blieb die Zü furchtlos und ohne jeden Ausdruck des Hasses vor ihnen stehen. Die Spitze ihrer Lanze zeigte friedlich gen Himmel.
    »Da seid Ihr ja«, sagte sie gelassen. »Ich habe Euch erwartet.«
    »Ihr wisst, wer wir sind?«, fragte Nolan.
    »Natürlich. Ihr tragt die Dara-Steine«, antwortete sie mit einem rätselhaften Lächeln.
    »Ihr seid die Erben der weisen Gesandten.«
    Amanon'starrte sie entgeistert an. War sie eine Hellseherin? »Woher wisst Ihr das?«
    »Ich kann nicht in Eure Gedanken eindringen. Daraus schließe ich, dass Ihr Gwel bei Euch habt. Nur eine Handvoll Sterblicher besitzt Steine aus dem Jal. Und das seid Ihr.« Amanon lief es eiskalt den Rücken herunter. Die Zü schien über übersinnliche Kräfte zu verfügen. Und dann die Art, wie sie das Wort »Sterbliche« gebrauchte … »Könnte es sein, dass Ihr … dass auch Ihr … aus dem Jal stammt?«, wagte er zu fragen. Im Grunde kannte er die Antwort bereits. Als die Zü langsam nickte, begann ihm der Kopf zu schwirren. Aber wie sollte einem bei einer solchen Begegnung auch nicht schwindelig werden? Wer hätte sich nicht vom Schicksal auserwählt und zugleich vollkommen unbedeutend gefühlt? Sie standen einer leibhaftigen Göttin gegenüber! »Ich bin Zui'a, die Strafende«, verkündete die alte Frau feierlich. In diesem Moment schabten die Stiefel der Bogenschützin über den Felsen. Mit Schrecken sahen die Gefährten, wie sie ihre Waffe auf Kebree richtete, der sich wie ein Raubtier auf sie stürzte und sie ihr aus der Hand riss.
    Einen Moment lang rangen die beiden miteinander. Dann strauchelte einer von ihnen, verlor den Halt und schlug vor dem Höhleneingang auf, doch Amanon hatte sich schon abgewandt. Alle Angst, die er in den letzten Dekanten ausgestanden hatte, und aller Hass, der seine Familie und die Mördersekte verband, wallten plötzlich in ihm auf. Ohne zu überlegen, packte er Zui'a und legte ihr das Krummschwert an den Hals.
    Würde er es tatsächlich über sich bringen, einer Göttin die Kehle durchzuschneiden? Nolan hatte die Bogenschützin nicht aus den Augen

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