Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
den Seltsamen und das Jal wusste, ihr dann von den Erben und ihren Familien erzählt und schließlich die Ereignisse geschildert, die zu ihrer Zusammenkunft in Lorelia geführt hatten.
Seither fühlte sich die Zü ihnen allen weniger fremd, und genau das hatte Nolan wohl erreichen wollen. Gleichzeitig bestätigten seine Worte die Überzeugungen, zu denen sie gelangt war. Ja, Züia war eine Dämonin aus der Unterwelt des Kam und nicht die gerecht strafende Göttin, der zu dienen sie geglaubt hatte. Ja, sie hatte gut daran getan, sie zu verraten und mit den Unbekannten zu fliehen, die sie so bereitwillig in ihrer Mitte aufgenommen hatten. Und ja, sie betrachtete es als ihre Pflicht, ihnen im Kampf gegen Sombre zu helfen – sei es auch nur, um den schützenden Dara-Stein so lange wie möglich behalten zu können.
Dennoch fühlte sich Zejabel in diesem fremden Reich, dessen Sprache sie nicht beherrschte und dessen Sitten sie nicht kannte, nicht wohl in ihrer Haut. Sie ärgerte sich, den Wortwechsel zwischen Amanon und dem Wirt nicht zu verstehen, auch wenn er nur um einen Tisch bat. Außerdem konnte sie sich einfach nicht an ihre neuen Kleider gewöhnen. Da nützte es auch nichts, dass Nolan ihr ständig Komplimente machte. Ihr war klar, dass sie in den Kleidern schöner aussah, aber mit ihrem alten Gewand hatte sie sehr viel besser kämpfen, klettern oder einfach nur schnell laufen können. Nun kam sie sich fast verkleidet vor.
Sie bekamen einen Tisch etwas abseits der übrigen Gäste zugewiesen, wie Amanon es gewünscht hatte. Der Saal war ohnehin nicht voll besetzt. Der Preis der goronischen Spezialitäten, die hier serviert wurden, zwang die meisten Seeleute, sich anderswo nach einer erschwinglichen warmen Mahlzeit umzusehen, weshalb im »Katzenwels« nur einige wenige Offiziere und wohlhabende Kaufleute saßen. Zejabel fiel auf, dass Niss, Eryne und sie selbst die einzigen Frauen im Raum waren.
Amanon gab die Bestellungen auf, aber Zejabel hörte nur mit halbem Ohr hin. Sie kannte nicht einmal die Hälfte der Gerichte, deren Namen er ihnen übersetzte. So überließ sie Nolan die Auswahl und versuchte wieder einmal vergeblich, Eryne in ein Gespräch zu verwickeln. Die Lorelierin war offenbar fest entschlossen, sie zu ignorieren, dabei mussten sie ihre Unterhaltung vom Morgen unbedingt fortsetzen! Zejabel konnte verstehen, dass es eine verwirrende Vorstellung sein musste, eine echte Göttin zu sein, aber Eryne hatte immerhin den ganzen Tag Zeit gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen.
Schließlich wurde der Fisch aufgetragen, eine Art Schleie, wie ihr Nolan erklärte, der das Gericht aus Ith kannte. Sie musste zugeben, dass es vorzüglich schmeckte. Auch die anderen langten kräftig zu und wurden immer fröhlicher, je mehr sich die Teller und Weinkrüge leerten. Bowbaq und Eryne begannen sogar schon, grundlos zu kichern, und Kebree machte der Lorelierin unverhohlen schöne Augen. Amanon hingegen sah im Laufe des Essens immer mürrischer drein und sprach beinahe nur noch mit Niss und Cael. Er zählte ihnen seine Leibgerichte aus den Unteren Königreichen auf, schien aber mit den Gedanken woanders zu sein.
Irgendwann kamen die Söhne des Wirts in Livree aus der Küche und stimmten mit Zupforgel und Posaune eine muntere Weise an. Prompt sprang Keb von seinem Stuhl auf und entführte Eryne zu einem Tanz, den sie ihm offenbar ein paar Tage zuvor versprochen hatte. Auch Nolan brachte eine schüchterne Aufforderung über die Lippen, aber Zejabel lehnte entgeistert ab – solches Gehüpfe hatte nicht zu ihrer Ausbildung als Kahati gehört. Eryne und Keb schien es allerdings großen Spaß zu machen, zwischen den Tischen herumzuwirbeln.
Amanon wirkte weit weniger begeistert. Seine Miene war so finster wie sein Haar und der sorgfältig gestutzte Bart. Er sagte kein Wort, bis sich die beiden Tänzer wieder setzten, und seufzte schwer, als Kebree allen nachschenkte.
»Vielleicht sollten wir diesen Moment der Ruhe nutzen. Wir müssen reden«, murmelte er schließlich.
Erynes Fröhlichkeit verflog schlagartig. Sie warf Zejabel einen vernichtenden Blick zu und wandte sich dann zu Amanon um.
»Fragt sich nur, worüber«, sagte sie schroff. »Ihr wollt uns doch wohl nicht den Abend verderben?«
»Ihr wisst ganz genau, worüber wir sprechen müssen«, entgegnete er.
»Vielleicht ist das nicht der passende Moment, Mano«, mischte sich Nolan ein.
»Seht Ihr, mein Bruder ist ganz meiner Meinung!«, rief Eryne
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