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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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dafür in Kauf nehmen sollte, den Verstand zu verlieren!«, entgegnete Eryne hitzig. »Warum wendet Ihr diese Technik nicht selbst an, wenn Ihr so viel davon haltet?«
    »Weil ich kein Kind des Dara bin«, sagte Zejabel. »Eure Fähigkeiten sind mir nicht gegeben. Ich bin nur darauf vorbereitet worden, den Gedanken eines … eines Dämons zu lauschen.« Sie war selbst überrascht, wie schwer es ihr fiel, das Wort laut auszusprechen. Hastig beschloss sie, ihr Geständnis zu Ende zu bringen. »Gewiss befürchtet Ihr, dass Zui'a eines Tages von meinem Körper Besitz ergreifen wird. Das wird nicht geschehen. Nur wenn die Kahati zu völliger Selbstaufgabe bereit ist, kann die Göttin in ihr wiedergeboren werden. Und das bin ich nicht mehr.«
    »Außerdem trägst du einen Dara-Stein«, erinnerte sie Nolan. »Damit bist du für Zui'a unauffindbar.«
    »Eben!«, trumpfte Eryne auf. »Eure Geschichte ergibt keinen Sinn! Wie kann ich, um es mit Euren Worten zu sagen, Niss' Gedanken gelesen haben, wo wir doch beide von einem Stein geschützt werden?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Zejabel zu. »Aber vor zwei Tagen wusste ich noch nicht einmal, dass es solche Amulette überhaupt gibt. Das alles ist mir neu.«
    »Die Gwelome schützen uns vor Magie und machen uns für die Götter unsichtbar«, überlegte Nolan. »Vielleicht können wir daraus schließen, dass du doch keine Göttin bist.«
    »Oder noch nicht«, mischte sich Amanon ein. Das Lächeln, das sich auf Erynes Gesicht angedeutet hatte, verflog.
    »Von Sombre wissen wir, dass es eine Weile dauerte, bis sich seine Fähigkeiten voll entfaltet hatten«, erklärte Amanon. »Inzwischen, so vermuten wir wenigstens, ist er ›vollendet‹. Womöglich macht auch Ihr eine Entwicklung durch, wer weiß?«
    »Wer weiß? Ja, was weiß denn ich!«, empörte sich Eryne. »Wenn Ihr wie eine Jahrmarktsattraktion behandelt würdet, wärt Ihr bestimmt weniger neugierig. Zum letzten Mal: Ich will kein Wort mehr über Entsinnung, Kinder des Jal und diesen ganzen Hokuspokus hören!«
    Wutentbrannt sprang sie auf, streifte ihren linken Seidenhandschuh ab und hielt ihnen reihum die Hand unter die Nase. Auf ihrer Handfläche verlief ein frischer, daumenlanger Kratzer.
    »Seht Ihr? Diese Wunde habe ich mir selbst zugefügt, um ganz sicher zu sein«, sagte sie. »Ich habe den Schmerz gespürt und das Blut fließen sehen, genau wie bei jedem anderen! Wer von Euch will jetzt noch behaupten, ich sei eine Göttin?« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und stürmte hinaus. Zejabel sah ihr erstaunt nach. Sie hätte Eryne nicht für so kühn gehalten – oder für so leichtsinnig. »Ich rede mit ihr«, sagte Nolan.
    Er lief seiner älteren Schwester nach. Die anderen ahnten, was sich draußen abspielen würde: Sie würde weinen, er würde sie trösten, ihr versprechen, sie künftig mit der Sache in Frieden zu lassen, und ihr zureden, in Ruhe über alles nachzudenken. »Dass sie blutet, tut nichts zur Sache«, sagte Zejabel mit einem Schulterzucken. »Auch Zui'as Körper kann verwundet, ja sogar vernichtet werden, ohne dass die Dämonin deswegen stirbt. Jeder Gott und jede Göttin hat eine andere Gestalt und andere Fähigkeiten.«
    »Ich weiß«, meinte Amanon traurig. »Aber Eryne muss sich erst darüber klar werden, welche das sind, bevor sie versuchen kann, sich damit abzufinden.« Die Spannungen zwischen Eryne, Zejabel, Keb und Amanon hatten den Erben die Lust an der Unterhaltung genommen, und so fand der Abend ein jähes Ende. Sie verließen das Lokal und kehrten auf die Gabiere zurück, wo sich die meisten sofort schlafen legten.
    Nur Keb ging wieder einmal eigene Wege: Er sah nicht ein, warum er sich den Spaß verderben lassen sollte, und verschwand im Straßengewirr des goronischen Städtchens. Einen halben Dekant lang wartete Amanon auf seine Rückkehr, während er an Deck saß und trüben Gedanken nachhing. Wie kalt es geworden war, fiel ihm erst auf, als Nolan neben ihn trat und sich die Hände rieb.
    »Du solltest zu Bett gehen«, sagte er. »Ich habe in Lorelia erlebt, wie sich Keb die Nächte um die Ohren schlägt. Es kann gut sein, dass er erst morgen früh wiederkommt.«
    »Dieser Trottel wird in Schwierigkeiten geraten und im Kerker landen«, seufzte Amanon. »Wenn wir nicht zu einem Treffen mit seiner Mutter unterwegs wären, würde ich die Segel setzen, ohne auf ihn zu warten.«
    »Das denkst du doch nicht wirklich.«
    »Wenigstens denke ich überhaupt etwas«, erwiderte er

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