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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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aussperren, und er ertrug es einfach nicht, sie so leiden zu sehen.
    Da Keb seine Hilfe nicht anbot und Amanon ihn nicht darum bitten wollte, wechselte er sich mit seinem Cousin am Steuer ab. Der Alt war ein tückisches Gewässer, und sie durften keinen Augenblick lang unachtsam sein. Noch dazu waren auf dem größten Fluss der Oberen Königreiche Schiffe aller Art unterwegs: Schuten, Feluken, Barken, Galeoten und einige Varianten, die Cael noch nie gesehen hatte.
    Bowbaq geriet ganz aus dem Häuschen, als er ein Lesqi entdeckte, ein arkisches Kanu, das Cael ins Träumen brachte. Was machten die beiden Fallensteller wohl hier, so weit vom Weißen Land entfernt? Bis wohin wollten sie mit ihrem Boot aus gespannten Tierhäuten fahren? Waren sie vielleicht nach Ith unterwegs? Seit der Schlacht am Blumenberg unterhielten die arkischen Klans und die Einwohner der Heiligen Stadt enge Beziehungen, und die tapferen Kämpfer, die vor mehr als zwanzig Jahren die Stadt gerettet hatten, wurden dort noch immer wie Helden empfangen.
    Während Cael die vorbeiziehende Landschaft betrachtete, fiel ihm ein, dass der Alt die Grenze zwischen Arkarien und dem Großen Kaiserreich bildete. Am linken Ufer sah er bald nur noch unberührte Natur und gelegentlich eine Ansammlung Blockhütten. Auf der goronischen Seite wurde die Besiedlung hingegen immer dichter, bis sie ein befestigtes Städtchen nach dem anderen passierten und schließlich gegen Abend die Ausläufer großer Städte wie Partacle erreichten.
    Amanon hatte den anderen eingeschärft, dass sie noch vor Einbruch der Nacht einen Hafen ansteuern mussten, denn die meisten Orte im Landesinnern verwehrten fremden Schiffen die Einfahrt, sobald es dunkel wurde. Einem uralten Aberglauben zufolge, der sich hartnäckig gehalten hatte, würde eines Tages ein Heer von Toten auf Geisterschiffen den Fluss hinabgesegelt kommen, um sich an den Lebenden zu rächen. Deshalb befürchteten die Bewohner bei jedem im Dunkeln eintreffenden Schiff, es mit der Vorhut der Gespensterflotte zu tun zu haben.
    Cael fragte sich, wie diese Legende entstanden sein mochte. War sie nur ein Ammenmärchen? Oder handelte es sich um eine Prophezeiung von Usul, den Undinen oder einer anderen Gottheit, die in die Zukunft blicken konnte? So viel die Erben inzwischen über die Unsterblichen wussten, so ahnungslos waren sie doch immer noch. Das war ihm wieder klar geworden, als er Corenns Aufzeichnungen zum dritten Mal gelesen hatte, ohne die Antworten zu finden, die er suchte. Als Amanon kam, um ihn am Steuer abzulösen, wagte er endlich, die Frage zu stellen, mit der er sich seit Tagen herumquälte.
    »Könntest du mir das letzte Heft deiner Mutter zeigen?«, fragte er geradeheraus. Sein Cousin sah ihn stumm an. Dann zog er das Heft aus der Tasche, musterte es kurz und drückte es ihm in die Hand. »Versprich dir nicht zu viel davon«, sagte er.
    Dennoch hatte Cael es auf einmal sehr eilig. Er bedankte sich und rannte zum Heck, wo er im schwächer werdenden Abendlicht allein sein konnte. Amanon hatte ein so großes Geheimnis um diesen Teil des Tagebuchs gemacht, dass er unbedingt wissen wollte, was darin stand.
    Schon in den ersten Zeilen wandte sich Corenn direkt an ihren Sohn. Das war nicht weiter verwunderlich, denn schließlich hatte sie das Testament ausdrücklich für ihn verfasst. Die Ratsfrau schilderte ihre persönlichen Überlegungen zu den Pforten und dem Jal, auch wenn sie nicht viel darüber wusste. Nur in einem war sie sich ganz sicher: Die Pforten, die über die gesamte bekannte Welt verteilt waren, waren von den Ethekern errichtet worden. Das war zwar eine wichtige Erkenntnis, brachte sie aber nicht weiter, weil über diese untergegangene Kultur so gut wie nichts bekannt war. Außerdem berichtete Corenn, wie ihr ein in der vergessenen Sprache dieses Volkes verfasstes Manuskript in die Hände gefallen war und unter welchen Umständen sie den kostbaren Fund zusammen mit ihrem ursprünglichen Tagebuch im Tiefen Turm von Romin zurücklassen musste. Sie empfahl Amanon, sich näher mit der geheimnisvollen ethekischen Sprache zu befassen, da diese Kenntnisse den Erben, insbesondere dem Erzfeind, von Nutzen sein würden. Sie selbst hatte sich erfolglos an der Entschlüsselung der Schrift versucht und schließlich jedes Zeichen, das im Laufe der Jahrhunderte entdeckt worden war, fein säuberlich in ihr Tagebuch kopiert. Auf knapp dreißig Seiten hatte sie rätselhafte Symbole und Textfragmente verschiedenster

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