Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
benutzte, als sie den Leviathan rief.«
Während alle sie verblüfft anstarrten, blätterte sie das Heft aufmerksam durch. »Kannst du die Schrift lesen?«, fragte Cael schüchtern.
»Nein. Ich hatte gerade erst angefangen, sie zu lernen, als wir nach Ji aufbrachen. Warum? Steht da etwas Wichtiges?«
Statt einer Antwort vergrub Amanon enttäuscht das Gesicht in den Händen. Nach einem langen Gespräch mit Zejabel kam Amanon zu der Überzeugung, dass es mithilfe von Zui'as Bibliothek möglich wäre, Ethekisch zu lernen. Offenbar gab es dort sogar Lehrbücher, die der Ausbildung der Kahatis dienten. Alle bedauerten, dass Zejabel nicht früher mit dem Unterricht begonnen hatte, und Amanon haderte geradezu mit dem Schicksal.
»Wenn wir diese Seiten übersetzen könnten, wüssten wir mehr über die Götter, da bin ich mir sicher«, klagte er, als sie sich zum Abendessen versammelt hatten. »Und alles, was wir über Sombre und seine möglichen Schwächen herausfinden können, wäre eine große Hilfe!«
»Das können wir vergessen«, sagte Bowbaq. »Wir werden wohl kaum zur Insel der Züu fahren, nur um ein Buch zu stehlen.«
Nolan warf Zejabel einen Blick zu, aber ihre Miene blieb reglos. Seit sie ihre Gebieterin verraten hatte, ließ sie sich nur selten zu einer Gefühlsäußerung hinreißen.
»Dort leben nicht nur Mörder«, wandte Amanon ein. »Kaufleute und Fischer aus Mythr oder anderswoher treiben regen Handel mit den Inselbewohnern. Die Einheimischen sind einfache Leute wie überall auf der Welt.«
»Ja, aber sich in Züias Palast zu schleichen, ist was anderes«, meinte Bowbaq. »Ich bin schon einmal von einem dieser vergifteten Dolche verletzt worden. Wenn Freund Reyan nicht das Gegengift gehabt hätte, wäre ich in weniger als einer Dezille tot gewesen. Mir steht nicht der Sinn danach, mich Hunderten solcher Klingen auszusetzen!«
»Vermutlich ist das Lus'an streng bewacht?«, fragte Nolan. Zejabel sah ihn traurig an, dann nickte sie kurz.
»Genug davon«, entschied Eryne. »Ich verstehe Eure Hoffnung, Amanon, und wir alle wissen, wie wichtig es wäre, diesem Rätsel auf den Grund zu gehen. Aber wir dürfen uns nicht in solche Gefahr begeben, ohne ganz sicher zu sein, dass es uns weiterbringt. Zumindest nicht alle auf einmal.«
Bei diesen Worten sah sie die Zü am anderen Ende des Tisches vielsagend an, doch Zejabel blieb stumm. Die Erinnerungen an die Insel und ihr früheres Leben als Kahati hatten sie tief erschüttert. Glücklicherweise war Nolan nicht der Einzige, der das bemerkte: Auch Amanon begriff, dass er ihr besser nicht weiter zusetzte. »Na schön«, seufzte er. »Vergessen wir es fürs Erste. Ich weiß ja selbst, wie verrückt die Idee klingt. Ich hoffe nur, dass wir einen anderen Weg finden.« Er entschuldigte sich und stand auf, um wie gewohnt eine Runde zu drehen und sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Wenig später folgte ihm Keb, den es wahrscheinlich in die nächste Schänke trieb. Bowbaq und Cael erboten sich, an Deck das Geschirr zu säubern, während Eryne und Niss, die diesmal das Kochen übernommen hatten, sich zum Schlafengehen bereit machten. Zum ersten Mal an diesem Tag war Nolan mit Zejabel allein.
»Lass es dir ja nicht einfallen, auf die Insel zurückzukehren«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Das wollte meine Schwester damit nicht sagen.«
»O doch, das wollte sie«, erwiderte die Zü. »Und sie hat Recht! So könnte ich mich wenigstens nützlich machen. Wenn uns diese Bücher im Kampf gegen den Dämon helfen …«
»Aber das wäre dein sicherer Tod! Allein ist das nicht zu schaffen.«
»Im Gegenteil – mit euch im Schlepptau wäre es viel schwieriger. Die Straßen ins Lus'an werden zu gut bewacht, man müsste den Weg durch die Sümpfe nehmen. Und einen grässlicheren Ort gibt es auf der ganzen Welt nicht, das kannst du mir glauben.«
»Untersteh dich«, sagte Nolan und zwang sich zu einem Lächeln. Zejabel sah ihn ungehalten an. Hatte sie ihnen nicht klar und deutlich gesagt, dass sie sich von niemandem Befehle erteilen ließ?
»Untersteh dich«, wiederholte er. »Wenn überhaupt, dann gehen wir alle gemeinsam. Erinnerst du dich, wie du sagtest, dass wir, die Erben der weisen Gesandten, etwas Besonderes in uns tragen? Eine Kraft, einen Funken Glück, den Zauber des Dara oder was es auch sein mag, das uns die Stärke gibt, alles zu überstehen, wenn wir nur zusammen sind? Nun, ich glaube, dass du Recht hast. Und ich glaube, dass auch du dieses
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