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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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grinsen, und Eryne marschierte hinaus in die Kombüse, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Ihr Entschluss stand fest: Sie wollte endlich wie ein ganz gewöhnlicher Mensch behandelt werden! Cael und Nolan schliefen noch, nur Bowbaq war schon mit den Frühstücksvorbereitungen beschäftigt. Als er Eryne sah, blieb ihm der Mund offen stehen. Dann fing er sich wieder und begrüßte sie mit gewohnter Herzlichkeit. Unzufrieden mit dieser ersten Reaktion ging sie an Deck, wo sie fast mit Amanon zusammenstieß. Ganz der formvollendete Kavalier, ließ er ihr sofort den Vortritt, konnte seine Überraschung aber ebenso wenig verbergen wie Bowbaq. Na schön, sie musste ihnen eben Zeit geben, sich daran zu gewöhnen.
    Einen Augenblick später kam Kebree herbei, blieb neben Amanon'stehen und musterte Eryne von oben bis unten. Der Wallatte mit seiner Vorliebe für Frauen aus dem gemeinen Volk würde ihren neuen Aufzug sicher gutheißen.
    »Willst du den ganzen Tag so bleiben?«, fragte er nach kurzem Nachdenken. »Aber … ja«, erwiderte sie. »Das ist viel bequemer.«
    »Es ist nur … Heute Abend sind wir vielleicht schon in Goran. Und meine Mutter ist immerhin eine Königin, also … Da gebietet es das Zeremoniell …« Schlimmer noch als das Herumdrucksen des Kriegers war die Andeutung eines Lächelns auf Amanon's Gesicht, das sich schließlich zu einem Grinsen auswuchs und Eryne die Schamesröte ins Gesicht trieb. Sie ließ Keb gar nicht erst ausreden, wandte den beiden Männern den Rücken zu und lief wieder zurück in die Kombüse. Zejabel trat gerade aus ihrer Kajüte. Als Eryne ihre Kleidung erblickte, wurde ihr noch heißer. »Ach, Ihr tragt also wieder Euer Mördergewand?«, fauchte sie. »Ich habe die religiösen Symbole abgelöst«, verteidigte sich Zejabel. »So fühle ich mich wohler.«
    »Wie schön für Euch!«
    Mit dieser schnippischen Bemerkung zog sich Eryne in ihre Kajüte zurück, wo sie über einen Dekant damit zubrachte, sich zurechtzumachen. Als sie wieder zum Vorschein kam, fein und elegant wie eine Prinzessin, hatte die Gabiere schon wieder ein gutes Stück Weg Richtung Goran zurückgelegt. Über Kebs und Amanon's Grinsen sah sie stur hinweg.
    Nie wieder würde sie versuchen, sich als jemand auszugeben, der sie nicht war. Und wem das nicht gefiel, der hatte eben Pech gehabt!
    Ein Gutes hatte die Sache jedoch: An diesem Tag wagte es niemand mehr, sie als Göttin zu bezeichnen.
    Nachdem das Wetter drei Tage lang durchwachsen gewesen war und sich die Sonne zumeist hinter grauen Wolken versteckt hatte, zog sich der Himmel nun endgültig zu und ließ immer wieder Regenschauer auf die
Rubikant
niedergehen. Niss hielt sich trotzdem so oft wie möglich im Freien auf. Sie fand es unerträglich, unter Deck eingepfercht zu sein. Schließlich war sie über drei Jahre hinweg in ihrem eigenen Geist gefangen gewesen: Jetzt wollte sie endlich etwas von der Welt sehen. Im Nieselregen zu stehen, war ihr immer noch lieber, als in der stickigen Kombüse herumzusitzen, in der sie nicht nur alle Mahlzeiten einnahmen, sondern in der auch fünf Männer ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Dadurch war die Luft so abgestanden, dass sie jedes Mal froh war, wenn sie den Raum verlassen und tief durchatmen konnte. Aber vielleicht war sie ja die Einzige, der es so ging. Zu Hause in Arkarien waren ihr die Winter auch immer endlos vorgekommen. Die Hütte ihrer Eltern war mit allem ausgestattet, was sie brauchten, um es in der kalten Jahreszeit warm und behaglich zu haben, doch nach einigen Monden war es ihr unweigerlich langweilig geworden. Sie war einfach nicht dafür geschaffen, in geschlossenen Räumen herumzusitzen, ganz besonders dann nicht, wenn sie sich nicht beschäftigen konnte, wie jetzt auf der Gabiere.
    Die Erwachsenen schienen da sehr viel geduldiger zu sein. Zumindest hatte jeder von ihnen einen Weg gefunden, die Zeit totzuschlagen. Nachdem sie zu Mittag gegessen hatten, holte Nolan ein paar hübsche itharische Würfel hervor, ein Geschenk seines Vaters, der ein leidenschaftlicher Spieler war. Mehr oder minder erfolgreich versuchte er, Kebree und Zejabel so vergnügliche Spiele wie Gejac, Zwei Brüder und Kaiser beizubringen, die außerhalb der Oberen Königreiche unbekannt waren. Die übrigen Erben spielten ebenfalls die eine oder andere Partie mit, nur Niss stand nicht der Sinn danach.
    Sie stellte sich lieber an die Reling und betrachtete die Landschaft, obwohl es nicht viel zu sehen gab und die Ufer immer

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