Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
fragte Nolan.
»Sie haben die Residenz zusammen mit der Königin verlassen, bevor die feindliche Truppe eintrifft. So schnell, wie sie sich aus dem Staub gemacht haben, schätze ich mal, dass wir auch nicht länger herumtrödeln sollten.«
»Was hast du hier noch verloren?«, stieß Amanon, der seinen Groll nicht länger zurückhalten konnte, plötzlich hervor. »Warum bist du nicht mit deinen Leuten mitgegangen, um dem Dämon die Füße zu küssen?«
Der Krieger warf ihm einen vernichtenden Blick zu, wehrte sich aber immer noch nicht gegen den Griff der Zü.
»Ich verneige mich vor niemandem«, sagte er kalt. »Lieber sterbe ich bei dem Versuch, Sombre in den Arsch zu treten, als ihm in selbigen zu kriechen.« Eryne war schockiert, obwohl sie wusste, dass er unter Anspannung nur noch wüster fluchte als sonst. Amanon trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen, sah die anderen fragend an und griff schließlich nach der Lowa des Kriegers. »Lass ihn los«, sagte er zu Zejabel.
Die Zü trat langsam zurück und hob dann ihren Bogen und Köcher auf. Wortlos streckte Amanon Keb die eiserne Waffe hin. Eryne fand diese Geste so edelmütig, dass sie Amanon bewundernd nachsah, während er den Kerker verließ, gefolgt von Cael, Nolan und den anderen. Vielleicht lag es daran, dass sie ihn schon tot geglaubt hatte, aber es kam ihr fast so vor, als spürte sie so etwas wie Liebe für ihn … Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht gleich bemerkte, wie Keb sich ihr näherte. Als er ihre Hand er griff, fuhr sie erschrocken zusammen. Die Zärtlichkeit, mit der er das tat, brachte sie vollends aus der Fassung.
»Hör zu«, sagte er. »Ich wusste nicht, was meine Mutter vorhatte, verstehst du? Ich war nicht eingeweiht.«
»Lasst uns später darüber sprechen«, entgegnete sie verlegen.
»Nein«, beharrte er. »Es ist wichtig, Eryne. Ich habe dich nie belogen. Nie. Ich will nur, dass du das weißt.«
Sie nickte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass seine Worte ihr derart nahegehen würden. Kebree hatte sie zum ersten Mal beim Vornamen genannt, ohne ein spöttisches »Prinzessin«, »Herzogin« oder Ähnliches hinzuzusetzen. Und er hatte mit solcher Leidenschaft und solchem Ernst gesprochen … Noch dazu hatte er seine eigene Mutter und Königin verraten, um sie zu retten! Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit wurde ihr ganz flau im Magen.
»Ich glaube Euch«, versicherte sie mit zitternder Stimme. »Lasst uns jetzt gehen.«
Kebree ließ ihre Hand nicht los, während sie Seite an Seite durch einen Gang mit weiteren Verliesen rannten. Waren sie immer noch in der Residenz mit den steinernen Fratzen? Chebree hatte das Ganze wirklich eingeschickt eingefädelt. Sie waren ihr genau über ihrem eigenen Kerker in die Falle gegangen.
Bowbaq und die anderen warteten am Ende des Gangs, beschienen vom fahlen Licht einer Laterne. Eryne erschauerte beim Anblick der engen Kammer, in der sich ihre Freunde versammelt hatten: An den Mauern hingen Ketten mit Halsbändern, die eindeutig der Folter dienten. Keb verlor kein Wort über die zweifelhaften Verhörmethoden seiner Ahnen, überließ Eryne dem Schutz ihres Bruders und setzte sich an die Spitze der Gruppe, um sie auf eine niedrige Stiege zu führen, dem einzigen Ausgang aus dem Gewölbe. Nach rund zwanzig Stufen gelangten sie durch eine offene Falltür in einen weiteren Keller, und dieser Saal kam ihrer Vorstellung vom Untergeschoss der königlichen Residenz schon näher: In dem kühlen Gewölbe lagerten Fässer, Flaschen und sogar Käselaibe. Mehr konnte Eryne nicht erkennen, denn Keb brachte sie schon zur nächsten Treppe.
Dass er es so eilig hatte, machte ihr Angst. Als die anderen ihre Waffen wieder angelegt hatten, hatte sie sich in Sicherheit gewähnt, aber die Gefahr schien noch nicht gebannt zu sein, sonst wäre Keb nicht so hastig Treppe um Treppe hinaufgerannt. Was mochte Chebree im Schilde führen? Warum hatte sie ihre Gefangenen nicht einfach getötet? Der Gedanke, sie könnte Sombre höchstselbst gerufen haben, ließ Eryne schneller laufen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sie überhaupt nicht vorankamen.
Über Treppen und Flure, durch dunkle Zimmerfluchten und enge Rumpelkammern gelangten sie schließlich wieder in den großen Saal mit dem Kamin, in dem das Feuer fast heruntergebrannt war. Keb rannte geradewegs weiter zum Eingangstor, dicht gefolgt von Amanon und Zejabel. Fieberhaft schob er die Riegel beiseite und stieß mit den Schultern die
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