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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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sich zu vergewissern, dass sie unverletzt waren, während Bowbaq versuchte, Amanon wachzurütteln. Vor lauter Sorge schüttelte er ihn wie eine Lumpenpuppe, bis der Arme das Gesicht verzog und die Augen aufschlug. Sie ließen ihm Zeit, zu sich zu kommen, und weckten erst Zejabel, dann Nolan und schließlich auch die anderen aus ihrem Tiefschlaf. Bald streckten alle ihre klammen Glieder oder hielten sich stöhnend den schwindelnden Kopf. Niss musste unwillkürlich an Untote denken, die sich ächzend aus ihren Gräbern erhoben. So abwegig war die Vorstellung nicht: Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wären aus ihrem todesähnlichen Schlummer nicht mehr erwacht. »Wo sind wir?«, fragte Cael mit schwerer Zunge. »Was ist passiert?«, wiederholte Bowbaq. »Sie haben uns die Waffen abgenommen«, murmelte Zejabel.
    Das Stimmengewirr verstummte. Da Niss nicht einmal ein Messer bei sich getragen hatte, war ihr dieser Umstand noch gar nicht aufgefallen. Aber sie hätte es sich denken können: Wer würde sie schon mitsamt ihrer Waffen ins Gefängnis werfen, damit sie sich verteidigen konnten?
    »Keb und Chebree haben uns verraten«, sagte Amanon bitter. In wenigen Sätzen schilderte er, was nur drei von ihnen noch miterlebt hatten, und befeuchtete währenddessen ein Taschentuch, um sich das Blut von der Schläfe zu wischen. Eryne half ihm, die Wunde zu reinigen, und er ließ sie mit schmerzverzerrtem Gesicht gewähren. Erynes Miene hingegen war wie versteinert. Sie hatte noch kein Wort gesprochen: Kebs Treuebruch hatte sie tiefer erschüttert als die anderen.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Cael, als Amanon geendet hatte. »Hier kommen wir nicht raus.«
    »Ich sehe nur eine Möglichkeit«, erwiderte Amanon. »Wir müssen uns alle zusammen auf die Wallatten stürzen, sobald sie die Tür öffnen.«
    »Unbewaffnet?«, fragte Nolan entgeistert. »Das klingt ziemlich … gefährlich.«
    »Ich übernehme das«, sagte Zejabel. »Seid unbesorgt.«
    »Ich helfe dir«, verkündete Bowbaq. »Meine Arme sind lang genug, um die Verräter meine Faust spüren zu lassen, bevor mich ihr Dolch erreicht.«
    Die anderen bewunderten den Mut der beiden, aber Niss dachte mit Schrecken an die riesigen Lowas der königlichen Wachen. Weder ihr Großvater noch die Zü würden ihre Gegner überwältigen können, ohne von ihnen verwundet zu werden. Sie wollte gerade protestieren, als das Geräusch von Schritten hinter der Wand sie verstummen ließ. Als sich ein Schlüssel im Schloss drehte, stellten sich Zejabel und Bowbaq leise zu beiden Seiten der Tür auf. Dann wurde die Tür mit einem heftigen Fußtritt aufgestoßen.
    Die Erben waren so verdattert, dass sie sich nicht rührten. Auf der Schwelle stand Kebree, allein und mit ihren Waffen unter dem Arm.
    »Schon wach?«, fragte der Krieger mit einem seltsamen Funkeln in den Augen. »Umso besser. Wir sollten uns schleunigst aus dem Staub machen.«
    Keb hatte seinen Umhang und die Stirnkette abgelegt und trug nun einen Mantel, der dem seiner Mutter ähnelte. Mehr konnte Eryne nicht erkennen, denn plötzlich sprang Zejabel mit einem Satz auf ihn zu und stieß ihn gegen die Wand. Blitzschnell entriss sie ihm einen Dolch und hielt ihm die Klinge an die Kehle. Keb wehrte sich nicht. »Na los«, sagte er herablassend. »Wenn ihr Dummköpfe nicht begreift, dass ich hier bin, um euch zu helfen, habe ich mich wohl in euch geirrt. Dann bringen wir es lieber gleich zu Ende.«
    Statt einer Antwort nahm die Zü ihm die restlichen Waffen ab, warf sie auf den Boden und schubste sie mit dem Fuß zu den anderen. Die hoben ihre Ausrüstung mit so offenkundiger Erleichterung auf, dass Eryne bedauerte, nicht auch etwas zu haben, mit dem sie sich verteidigen konnte. Einen Augenblick lang beneidete sie Zejabel um ihre Schnelligkeit und ihr Geschick, bevor ihre Gedanken wieder zu Kebree wanderten. Konnte es wirklich sein, dass … Nein! Manche Dinge waren nicht so schnell vergeben und vergessen.
    »Elender Verräter, Ihr habt Amanon angegriffen!«, warf sie ihm zornig an den Kopf. »Ihr hättet ihn töten können!«
    »Er hat sich auf meine Mutter gestürzt«, verteidigte sich Keb. »Wenn ich ihn tatsächlich hätte umbringen wollen, wäre er längst tot. Aber du bist ja wieder ziemlich munter, oder?«
    Amanon'sah ihn finster an, während er sein Krummschwert am Gurt befestigte. Eryne kannte ihn mittlerweile gut genug, um seinen Zwiespalt zu erahnen: Sollte er Keb noch einmal vertrauen?
    »Wo sind die Wachen?«,

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