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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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herwälzte, obwohl er vermutlich auch schon vorher kein Auge zugetan hatte. Irgendwann war Amanon aufgestanden und hatte sich in der Gaststube mit einem Krug Wein an den Kamin gesetzt. Dort hatten sie ihn jedenfalls vorgefunden, als sie am nächsten Morgen zum Frühstück herunterkamen.
    Die Stimmung bei Tisch war mehr als frostig. Keb versuchte, Erynes Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, während sie seinem Blick beharrlich auswich und verstohlen Amanon beobachtete, der den Kopf über den Teller gesenkt hielt. Nur Bowbaq schien davon nichts mitzubekommen. Er wirkte ausgeruht und zufrieden und schob sich ein Marmeladenbrot nach dem anderen in den Mund, als knabberte er Nüsse. Ihre Unterhaltung beschränkte sich auf die Entscheidung, nicht herumzutrödeln, um an diesem Tag ein gutes Stück Weg zurücklegen zu können, und so machte sich die kleine Schar kaum drei Dezimen später wieder auf die Reise.
    Diesmal hatten sie mehr Platz in den Wagen. Keb kaufte dem Wirt von seinem eigenen Geld ein Pferd ab, da er, wie er behauptete, nicht noch einmal den ganzen Tag stillsitzen konnte. Amanon folgte seinem Beispiel: Er schien sich ebenfalls vor der Eintönigkeit der langen Fahrt zu fürchten oder wollte lieber für sich bleiben. So kletterten Bowbaq, Cael und Niss auf einen Wagen, während Eryne, Nolan und Zejabel den zweiten bestiegen.
    Ritterlich erbot sich Nolan, das Gespann zu lenken. Anfangs genoss er es, einfach nur mit den Zügeln in der Hand dazusitzen und die Landschaft zu betrachten. Sie fuhren so flott dahin, dass ihm nicht langweilig wurde, zumal das Grenzgebiet zwischen Arkarien und Lorelien mit seinen Blautannenwäldern und sanften Hügelketten einen reizvollen Anblick bot. Doch als die beiden Frauen hinter ihm ein ernstes Gespräch begannen, hatte er keine Augen mehr für die Schönheit der Landschaft.
    Zejabel sprach erneut davon, dass Eryne lernen solle, mit ihren Fähigkeiten umzugehen. Zu Nolans Überraschung schien seine Schwester diesmal gewillt, sich darauf einzulassen. Was auch immer zwischen ihr und Keb vorgefallen war, offenbar hatte er ihr etwas von ihrer Angst nehmen können. Sie war zwar immer noch recht zurückhaltend, hörte aber aufmerksam zu, als Zejabel zu einer längeren Erklärung ansetzte, und fragte sogar ab und zu nach, wenn sie nicht ganz folgen konnte. Dennoch musste Zejabel viel Geduld und Einfühlungsvermögen aufbringen, wenn Eryne mit ihren Gedanken abzuschweifen schien, was immer dann geschah, wenn einer der beiden Reiter sein Pferd ein kurzes Stück neben dem Wagen traben ließ.
    Ohnehin war das, was sich die Züvorgenommen hatte, alles andere als leicht. Wie sollte sie ein so unergründliches Phänomen wie die Entsinnung erklären, wo sie selbst sich diesem Zustand nur in Zui’as Gegenwart hatte annähern können? Obwohl Nolan angestrengt lauschte, schnappte er nur ein paar Bruchstücke auf. Offenbar war die Gabe der Entsinnung neben der Unsterblichkeit die einzige Eigenschaft, die allen Göttern und Dämonen gemein war. Sie funktionierte wie eine Art sechster Sinn, wie Hören oder Sehen. Für die Unsterblichen war diese Fähigkeit eine solche Selbstverständlichkeit, dass sie sich nur kurz zu konzentrieren brauchten, so wie ein Mensch vielleicht auf einem belebten Platz die Ohren spitzen würde, um in dem Durcheinander die Stimmen seiner Kinder zu hören, die er aus den Augen verloren hat.
    Daraufhin fragte Eryne, ob es möglich sei, diese Wahrnehmung abzustellen, wie man ja auch die Augen schließen könne, um nichts mehr sehen zu müssen. Zejabel war sich nicht sicher, hielt aber dagegen, dass sich niemand auf Dauer Augen und Ohren zuhalten könnte. Sie empfahl Eryne, sich lieber gleich daran zu gewöhnen, vom Klang fremder Gedanken begleitet zu werden, und sie lesen zu lernen, statt sich dagegen zu wehren.
    Dann begann Zejabel mit den ersten praktischen Unterweisungen. Sie befahl Eryne, tiefer zu atmen, sich auf all ihre Sinneseindrücke zu konzentrieren und jeden Körperteil schwer werden zu lassen.
    Die Übungen erinnerten Nolan an die Meditationstechniken, die er als eurydischer Novize gelernt hatte. Als er das zur Sprache brachte, erzählte Zejabel, dass die Götter mit der Entsinnung eine höhere Bewusstseinsebene erreichten als die Menschen und sie jedesmal in eine Art Rausch versetzt worden war, wenn Zuia sie auf eine Reise durch die Gedanken der Menschen mitgenommen hatte.
    Leider blieben Erynes erste Versuche ergebnislos. Das Rattern der Räder auf der holprigen

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