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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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um Hilfe zu bitten.
    Doch dafür würde sie ihren Anhänger ablegen müssen, den letzten Schutz, der ihr noch blieb, und daran wollte Nolan lieber gar nicht denken.
    Cael genoss den zweiten Tag ihrer Fahrt sehr viel mehr als den ersten. In Niss’ und Bowbaqs Gesellschaft fühlte er sich so wohl, dass er sogar die Angst vor Sombres Hinterlassenschaft für eine Weile vergessen konnte. Die beiden Arkarier erzählten ihm Geschichten von früher, sprachen über Sagen, Bräuche und traditionelle Gerichte ihrer Heimat und zeichneten so ein eher verklärtes als wirklichkeitsgetreues Bild des Weißen Landes. Dabei bekam Cael richtig Lust, Arkisch zu lernen. In der Schule im Großen Haus hatte er immer großen Spaß am Lernen gehabt, und obendrein hätte er dann einen Grund mehr, Zeit mit Niss zu verbringen und sich von ihrer Fröhlichkeit und unersättlichen Neugier anstecken zu lassen.
    Natürlich kamen Bowbaq und die beiden Jugendlichen schließlich auch auf die Gabe der Erjaks zu sprechen, aber sie plauderten so unbeschwert darüber, dass Cael die Erinnerung an das wild gewordene Pferd nicht allzu sehr zusetzte. Bowbaq beschränkte sich darauf, ihm die wesentlichen Regeln dieser Kunst zu erklären. Beispielsweise ließ sich die Erjak-Kraft nur auf Tiere anwenden, die ihre Jungen säugten. Folglich funktionierte sie auch bei Menschen, aber Gedanken lesen wie Eryne und die Götter konnten die Erjaks nicht. Sie waren allerdings in der Lage, kurz in einen anderen menschlichen Geist einzudringen, und das genügte schon, um das Opfer völlig außer sich geraten zu lassen. Daher war eine solche Verwendung der Erjak-Kraft tabu, und Bowbaq bezeichnete sie sogar mit Nachdruck als
unhöflich.
Selbst Niss schien dieses Verbot ernst zu nehmen.
    Bowbaq wollte Cael seine Kräfte nicht noch einmal anwenden lassen, schien aber nicht abgeneigt, ein paar Übungen mit ihm zu machen.
    Diese Aussicht genügte Cael vollauf, denn er hatte kaum zu hoffen gewagt, dass Bowbaq ihm helfen würde. Wohlweislich verschwieg er, dass er die Magie vor allem lernen wollte, um gegen seinen inneren Dämon zu kämpfen. Manchmal bereute er sogar, Niss eingeweiht zu haben, aber zum Glück hatte sie das Geheimnis für sich behalten. Andererseits konnte er froh sein, jemanden ins Vertrauen gezogen zu haben, denn so war die Bürde des Fluchs, der auf ihm lastete, leichter zu tragen. Hätte er niemandem davon erzählt, wäre er wohl an der Angst zerbrochen, nur ein Werkzeug in den Händen des Dämons zu sein. Immerhin konnte Cael den Erben jederzeit zum Verhängnis werden!
    Noch vor kurzem hätte er sich wohl Amanon anvertraut, der immer wie ein Bruder für ihn gewesen war, doch in letzter Zeit fühlte er sich von ihm abgewiesen. Unter dem Vorwand, ihn schützen zu wollen, beteiligte ihn sein Cousin immer seltener an seinen Entscheidungen. Wie heute Morgen zum Beispiel, als er kurz vor ihrem Aufbruch ein Pferd gekauft hatte, um allein neben den Wagen herzureiten! Hatte er etwa vergessen, dass Cael auf einem Gestüt aufgewachsen war? Dass er zehnmal lieber im Sattel gesessen hätte, als hier im Wagen durchgerüttelt zu werden? Vor lauter Enttäuschung hatte er mit keinem Wort protestiert, und zum Glück erwies sich die Fahrt als recht erträglich. Trotzdem empfand er die Sache als Vertrauensbruch.
    Dabei war Cael durchaus bereit, Amanon einiges nachzusehen. Die Spannungen zwischen ihm, Keb und Eryne waren deutlich zu spüren: Gestern, als er mit den dreien in einem Wagen gefahren war, hatte dicke Luft geherrscht, und seit der vergangenen Nacht sah sein Cousin verständlicherweise noch trauriger aus. Amanon bemühte sich zwar, sich nichts anmerken zu lassen, und gab freundlich Antwort, wenn man ihn etwas fragte, aber ansonsten kam kein Wort über seine Lippen. Als sie gegen Mittag kurz Rast gemacht hatten, damit sich die Pferde satt fressen konnten, hatte Amanon die ganze Zeit abseits im Gras gesessen und angestrengt in das Tagebuch seiner Mutter gestarrt, ohne auch nur einmal umzublättern.
    Gegen Abend hatte sich seine Stimmung immer noch nicht gebessert. Da sie auch diesmal eine möglichst lange Strecke zurücklegen wollten, hatten die Erben ihren Pferden kaum Ruhe gegönnt und sie bisweilen sogar querfeldein geführt, wenn sie dadurch den Weg abkürzen konnten. So waren sie bei Einbruch der Dunkelheit meilenweit von der nächsten Herberge entfernt und mussten am Straßenrand übernachten. Nachdem sie die Pferde abgeschirrt hatten, kündigte Amanon an, auf

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