Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen
Geringere war als dieses im Dara geborene Schandbalg! Als ich merkte, wie nah ihr meinem Palast wart, war ich ziemlich überrascht. Und bevor du fragst: Ja, dein Gwelom reicht kaum noch aus, um dich zu verbergen, Schwester!« Zuias Gesicht war von Hass verzerrt.
Eryne war totenbleich. Sie hatte sich eine Hand vor den Mund geschlagen, als müsste sie einen stummen Schrei unterdrücken. Die andere Hand ruhte auf ihrem Bauch, in dem ein neues Leben heranwuchs. Ein Leben, dass Zui’a vernichten wollte, nicht anders als das ihre und das ihrer Freunde.
Erynes Bestürzung war der letzte Grund, den Niss noch brauchte, um ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Sie konzentrierte sich kurz und schlüpfte dann in den Körper eines der Züu, der ganz hinten an der Tür stand. Sie spürte das Entsetzen und die Hilflosigkeit des Mannes und gleich darauf das Gewicht des Dolchs, den sie nun in der Hand hielt. Der vergiftete Hati.
Während sie auf den nächststehenden Zu einstach, sah sie, wie Bowbaq zu ihrem eigentlichen Körper stürzte, einem schmächtigen jungen Mädchen, das am Boden lag. Wieder hob sie den Dolch.
Ihre Freunde gingen nun ebenfalls zum Angriff über. Sie hatte noch Zeit, einen weiteren Gegner zu töten, bevor Zui’a sich umwandte und sie anstarrte. Ihr Blick brannte Niss in den Augen.
Den Zu, dessen Körper sie kontrolliert hatte, sterben zu fühlen, war unendlich schmerzhaft, aber nicht so grauenvoll wie das Gefühl, wieder im Tiefen Traum zu versinken – diesmal vielleicht für immer.
Als die Züu anfingen, sich gegenseitig umzubringen, traute Cael seinen Augen kaum. Erst als Niss zu Boden sackte, begriff er – schließlich hatte er sich oft genug mit den beiden Arkariem über Erjak-Kräfte unterhalten. Kein Zweifel: Niss hatte vom Körper eines der Boten Besitz ergriffen.
Nach der ersten Verwirrung nutzten die Erben das Durcheinander: Zejabel stürmte mit gezücktem Dolch auf einen ihrer Feinde zu. Der Mann hatte nur ganz kurz zur Seite gesehen, doch das wurde ihm zum Verhängnis. Bevor er sich auch nur rühren konnte, hatte die Zu ihm den Dolch in den Hals gerammt und ihm den Hati aus der Hand gerissen.
Auch Keb und Amanon stürzten sich in den Kampf und stachen jeweils einen derjenigen Boten nieder, die sich zu ihrem abtrünnigen Bruder umgewandt hatten. Plötzlich presste der Zu, dessen Körper Niss kontrollierte, die Hände an den Schädel und sackte zu Boden. Cael starrte entsetzt auf den reglosen Körper des Mädchens, den Bowbaq in den Armen hielt. Niss’ Augen verdrehten sich, bis nur noch das Weiße zu sehen war.
Zuia hat sie getötet!
In Caels Kopf platzte ein Knoten aus Hass und Zorn. Die Stimme des Dämons erhob sich und kämpfte um die Vorherrschaft über seinen Körper, und diesmal leistete Cael keinen Widerstand. Immerzu hatte er Niss vor Augen, die wie ein totes Bündel am Boden lag. Die Erben hatten verloren, und er wollte nur noch eins: Rache.
Während sein Körper vor Wut zitterte, ging der Kampf richtig los. Zejabel wollte sich auf Zuia stürzen, aber Zhira versperrte ihr mit einem bösen Grinsen den Weg. Zwischen den einstigen Rivalinnen begann ein Duell mit Finten und Ausweichmanövern, bei dem beide Frauen ihre vollkommene Beherrschung der Kampfkunst unter Beweis stellten. Amanon und Keb wandten sich anderen Gegnern zu, und auch Nolan griff in den Kampf ein, doch mittlerweile waren die sechs verbliebenen Züu auf der Hut und bildeten eine Front aus vergifteten Klingen, um sich die Erben vom Leib zu halten.
Je stärker Caels Sinne von Sombres Einflüsterungen vernebelt wurden, desto lächerlicher kam ihm die Gegenwehr der Züu vor. Was konnte dieses armselige Gewürm schon gegen ihn ausrichten? Er hatte viel mächtigere Gegner besiegt, zum Beispiel den Lemuren in Goran! Weitere Erinnerungen stiegen in ihm auf, und in seinem Inneren tobte ein erbitterter Kampf. Da war irgendetwas gewesen … In einer Höhle …
Ein erneutes Aufwallen seiner Wut ließ ihn alles vergessen. Bowbaq hatte sich gerade brüllend und mit hoch erhobener Kaute auf die Züu gestürzt. Angesichts seiner blinden Verzweiflung verlor Cael die Beherrschung und raste auf ihre Feinde zu, um jeden von ihnen in Stücke zu reißen. Mit ihrem gemeinsamen Ansturm streckten sie zwei Männer nieder. Nun standen den Erben noch vier Züu gegenüber.
Nicht eine Dezille lang kam Cael in den Sinn, sie könnten unterliegen. Sein gepeinigter Geist befahl ihm, den Gegner niederzumetzeln, um die Todesangst in seinen Augen zu
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