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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Erfahrung, dass die Vorfahren der heutigen Menschen ihre Geheimnisse gut gehütet hatten. So überließen sie es dem Zufall, wohin sie ihre Füße trugen, wagten sich mal in diesen, mal in jenen Gang vor und mussten immer wieder kehrtmachen, weil sie in einer Sackgasse gelandet waren oder sich vor ihnen eine unüberwindliche Kluft auftat. Es war sinnlos, die Gänge methodisch absuchen zu wollen, denn sie waren zu verwinkelt, um sich orientieren zu können.
    Neben der Kälte machte Eryne ihre wachsende Mutlosigkeit zu schaffen. An den düsteren Mienen ihrer Gefährten erkannte sie, dass sie von ähnlichen Sorgen geplagt wurden. Was, wenn sie den richtigen Gang schon übersehen hatten? Hatte es einst vielleicht eine Brücke über einen der Abgründe gegeben, vor dem die Erben hatten umkehren müssen? Oder war der Weg zu der sagenumwobenen Hochebene unter einem Berg Geröll verschwunden? Dann wäre ihre Suche zum Scheitern verurteilt, und sie könnten nur noch zum Boot zurückkehren und versuchen, aus der eroberten Stadt zu fliehen. Aber sie würden gewiss nicht kapitulieren, bevor sie nicht einen Großteil des Labyrinths erkundet hatten, was wohl Tage dauern würde. Und dafür reichten weder ihre Vorräte noch ihre körperlichen Kräfte aus!
    Es war ein Wettlauf gegen die Zeit, und ein Glücksspiel noch dazu, wenn man bedachte, dass alles vom Zufall abhing. Ein Spiel, dessen Ausgang über das Schicksal der bekannten Welt entschied.
    Eryne wurde immer beklommener zumute. Tief in ihrem Innern ahnte sie, dass dieser Ort dem Kind, das sie unter dem Herzen trug, in irgendeiner Weise schadete. Nicht etwa wegen der Gefahren, die in den Gängen lauern konnten und die sie selbst und ihre Gefährten ebenso bedrohten wie ihren Sohn. Nein, das unterirdische Labyrinth hatte eine verhängnisvolle Wirkung. Als trüge die Luft, die sie atmete und die sie an ihr Kind weitergab, ein Gift in sich, das sich schleichend in ihm ausbreiten würde.
    Außerdem fühlte sie sich schuldig, weil sie schon so lange durch die Gänge irrten. Die anderen verließen sich darauf, dass sie plötzlich spüren würde, welches der richtige Weg war. Selbst im Halbdunkel entgingen ihr die fragenden Blicke ihrer Gefährten nicht. Obwohl niemand etwas sagte, war ihr klar, dass alle voller Anspannung auf ein Zeichen von ihr warteten. Und sie hätte die Hoffnungen, die auf ihr ruhten, so gern erfüllt! Doch die Eingebung, die sie auf der Insel Ji gehabt hatte, blieb aus, sosehr sie sich auch konzentrierte. Schließlich begann sie sogar daran zu zweifeln, dass sie die Erben damals tatsächlich auf den richtigen Weg zur Pforte geführt hatte. Vielleicht war es doch nur Glück gewesen?
    Kaum hatte sie diesen Gedanken gefasst, mahnte sie sich zur Gelassenheit. Ihre Erinnerung trog nicht. Zwar hatte sie lange nicht wahrhaben wollen, dass sie eine Göttin war, aber nun konnte sie die Fähigkeiten, die sie in sich spürte, nicht mehr leugnen. Auch wenn sich noch nicht all ihre Gaben offenbart hatten, wusste sie ganz genau, dass sie in der Lage war, den Weg ins Jal zu finden. Sie musste nur nah genug an die Pforte herankommen - und beten, dass der Gang nicht eingestürzt war, wie so viele der Tunnel, die nicht mehr passierbar waren.
    Sie machten gerade zum bestimmt vierzigsten Mal vor einem Berg aus Geröll kehrt und gingen zu der letzten Abzweigung zurück. Kaum hatten sie den nächsten Tunnel betreten, bedeutete ihnen Zejabel, stehen zu bleiben, und kauerte nieder. Die Zü hatte von Zeit zu Zeit die Führung übernommen, um nach Fußabdrücken oder sonstigen Spuren Ausschau zu halten. Sie hatte nichts entdeckt – bis jetzt.
    »Ein Obstkern«, sagte sie und hob das Fundstück auf. »Könnte von einer Pflaume stammen. Er ist noch nicht sehr alt.«
    Die Gefährten erschraken. Der eintönige Marsch durch die dunklen Gänge hatte sie so eingelullt, dass sie die Gefahr schon fast vergessen hatten.
    »Was heißt das, nicht sehr alt?«, fragte Bowbaq, der nun das Schlusslicht bildete.
    »Zwei bis drei Tage. Er ist noch nicht getrocknet. Andererseits ist es hier ziemlich feucht.«
    »Vielleicht hat ihn eine Ratte hergeschleppt«, sagte Nolan.
    »Wir haben keine Ratten mehr gesehen, seit wir die Kanalisation verlassen haben«, wandte Zejabel ein. »Nein, den Kern hat sicher ein Mensch fallen lassen. Es ist die erste Unachtsamkeit, die sie sich erlaubt haben.«
    »Wenn diese Kerle Obst essen wie jeder normale Mensch, dann kann ich ihnen auch mit meiner Lowa den Schädel

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