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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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mit ihren glatten Sohlen rutschte Niss leicht aus. Sie kamen nur noch langsam voran, und da die meisten von ihnen eine Lampe oder eine Waffe trugen, tasteten sie mit der freien Hand nach Vorsprüngen in der Felswand, um sich daran festzuhalten. Niss’ Finger waren schon ganz steif gefroren und bluteten aus vielen kleinen Schürfwunden, aber sie beklagte sich mit keinem Wort. Sie nahm Amanons Warnung sehr ernst und wollte auf keinen Fall der Dummkopf sein, der die Gefährten durch ein unbedachtes Stöhnen verriet. Seit Cael verschwunden war, musste sie sich allein unter Erwachsenen behaupten, so schwer das auch war.
    Als sie aus dem Gang in eine Höhle traten, konnte sie endlich ein wenig verschnaufen und auf ihre klammen Finger pusten. Sie standen in einem riesigen natürlichen Gewölbe mit massiven Kalksteinsäulen. Der Schein ihrer Lampen reichte nicht weit genug, um die Decke oder das andere Ende der Höhle ausmachen zu können. Mit zum Zerreißen gespannten Nerven erkundeten sie die unmittelbare Umgebung, bevor sie sich weiter ins Innere vorwagten. Als Amanon unvermittelt stehen blieb, rechnete Niss schon mit dem Schlimmsten, doch ein paar Augenblicke später fiel ihr Blick auf die Felsmalereien, die er im Licht seiner Lampe begutachtete. Die Entdeckung versetzte alle in helle Aufregung.
    »Ethekische Schriftzeichen!«, raunte Nolan staunend. »Unfassbar … So nah an der Stadt!«
    »Also haben sie tatsächlich hier gelebt«, sagte Amanon erleichtert. »Vielleicht besiedelten sie sogar das gesamte Gebiet unter den Bergen. Damals gab es sicher viele Eingänge zu den Höhlen.«
    »Aber wie kann es sein, dass niemand davon weiß?«, fragte Nolan ungläubig. »Hat denn in all den Jahrhunderten kein Forscher diesen Gang erkundet?«
    »Das Volk der Etheker ist schon lange in Vergessenheit geraten«, rief ihm Amanon in Erinnerung. »Und mit ihm auch alle Errungenschaften ihrer Kultur.«
    »Kannst du übersetzen, was da steht?«, fragte Eryne.
    »Ich fürchte nicht«, sagte Amanon bedauernd. »Viele der Zeichen sind kaum mehr zu erkennen, und die Farben sind verblasst. Daher haben ihnen unsere Vorfahren wohl auch keine Beachtung geschenkt. Wir wissen, wie bedeutend diese Inschriften sind, aber andere würden darin nur primitive Felsmalereien sehen.«
    Obwohl er sich bemühte, die Erwartungen der anderen zu dämpfen, ging Amanon noch eine Weile von Inschrift zu Inschrift und hielt seine Lampe dicht davor, um sie genauer zu studieren. Er wirkte sogar ein wenig enttäuscht, als Bowbaq einen weiteren Gang entdeckte, der leicht ansteigend aus der Höhle hinausführte. Trotzdem gab er sofort das Zeichen zum Aufbruch, und die Erben marschierten weiter. Niss reihte sich wieder zwischen ihren Großvater und Nolan ein.
    Wie ihre Freunde hoffte sie, dass sie die Pforte möglichst bald finden würden, auch wenn sie wusste, welche Gefahren sie dort möglicherweise erwarteten. Aber es genügte wohl kaum, einfach nur immer weiter den Gang hochzumarschieren, denn nicht alle Wege führten unweigerlich zu der Hochebene, die sie suchten. Womöglich würden sie tagelang herumirren, bevor sie auf den richtigen Gang stießen und wieder Tageslicht sahen. War draußen, über der von den Loreliern verwüsteten Stadt, eigentlich schon die Sonne aufgegangen? Mittlerweile knurrte ihr der Magen, der Morgen musste längst angebrochen sein. So würde es vermutlich noch tagelang weitergehen: ein Marsch in immer gleichbleibender Dunkelheit, in der ihnen jedes Zeitgefühl abhandenkam. Niss hoffte inständig, dass diese Entbehrungen nicht vergeblich wären. Vielleicht hatte sich Amanon bei der Übersetzung geirrt, und die Pforte befand sich auf einem ganz anderen Berg? Schließlich war das Rideau-Gebirge viermal so groß wie das Matriarchat von Kaul!
    Niss verscheuchte die trüben Gedanken und marschierte tapfer bis zur nächsten Gabelung, wo sie in einen neuen Tunnel einbogen. Rund drei Dezimen lang gingen sie aufs Geratewohl weiter. Da Eryne Angst hatte, sie könnten sich verirren, griff Bowbaq auf eine alte arkische Tradition zurück und begann, ihren Weg mit Zeichen zu markieren. Dazu verwendete er ausschließlich das, was er vor Ort vorfand – in diesem Fall kleinere Steine, die er so unauffällig anordnete, dass nur ein geübtes Auge das Zeichen erkennen oder gar lesen konnte. Niss war froh über die Idee ihres Großvaters. In der Dunkelheit konnte man Entfernungen nur schwer einschätzen, und ohne Bowbaqs Fährte würde sie nie und nimmer auf

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