Die Krieger der Königin: Falkenherz
hindurch, schloss sie wieder und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, um die Wärterinnen einzusperren, die ihm folgten.
Fast hätte es ihn den Kopf gekostet. Er hatte gedacht, Melorta wäre mit ihrer Vorgesetzten geflohen. Stattdessen wartete die oberste Wärterin in der Wachstube auf ihn, und ihr Schwert schoss bösartig nach vorn. Ril ließ sich instinktiv zur Seite fallen, landete in der Hocke, stieß sich ab und zielte mit ausgestreckten Fäusten auf ihren Bauch. Melorta warf sich nach hinten, fiel auf den Rücken und machte einen Salto, so dass sie auf Händen und Knien landete. Drei Meter voneinander entfernt, starrten sie sich an. Ril keuchte.
Melortas Wille drückte gegen ihn. Sie war nicht so stark wie Rashala, aber da war er auch noch nicht so müde gewesen.
»Sieben-Null-Drei«, befahl sie mit erstaunlich ruhiger Stimme.
»Lass es«, blaffte er. »Deine Lügen werden nicht mehr funktionieren.«
»Wie …?«
Ril lächelte schief. »Mein Meister hat eine viel stärkere Stimme als du. Er hat mich freigelassen.«
Melorta schnaubte. »Du wirst niemals frei sein.«
»Und du wirst Lizzy nie wieder zum Weinen bringen.«
Ril bekam wieder Luft. Er stieß sich vom Boden ab und sprang. Melorta versuchte, sich zur Seite zu werfen, und ihr Schwert war eine glitzernde Linie in der Luft. Die Waffe riss eine brennende Spur in seine Seite, aber zur selben Zeit packte Ril ihr Kinn und riss es herum. Ihr Genick brach, und die oberste Wärterin fiel in sich zusammen.
Irgendwo weit entfernt dröhnten Alarmglocken, schrill und misstönend. Ril ignorierte sie und sah sich um. Von hier aus hatte man ihn in die Arena oder zu den Futtersklaven gebracht, also kannte er die Wege, die zu diesen zwei Orten führten. Schmale Flure erstreckten sich von der Wachstube aus in beide Richtungen, mit Gucklöchern, durch welche die Wärterinnen den Harem bespitzeln konnten. Gegenüber der Haremstür gab es noch eine andere Tür, und diese führte in das Gewirr der Pferche für Futtersklaven. Lizzy war irgendwo in diese Richtung gelaufen.
Ril stieg über Melortas Leiche und näherte sich der Tür. Sie hatte kein Schloss. Ril versuchte zu spüren, was sich auf der anderen Seite befand. Nichts, zumindest nicht in der Nähe. Melorta war bis jetzt die Einzige gewesen, die den Mut aufbrachte, ihm aufzulauern. Er sah zur Haremstür zurück. Nachdem das Schloss aufgebrochen war, konnte die übrigen Wärterinnen ihm folgen, sobald sie den Mut dazu aufbrachten … aber aus dieser Richtung empfing er zwiespältige Gefühle. Manche wollte einfach bleiben, wo sie waren.
Ril fuhr sich mit der Hand durch die Haare, strich sie sich aus den Augen. Als er die Hand zurückzog, sah er, dass sie blutig war, und zitterte. Er war müde und angestrengt, und sein Körper tat weh. Aber Lizzy wartete auf ihn. Er öffnete die Tür und trat hindurch.
Ein Armbrustbolzen traf ihn in die Brust, genau an der Stelle, wo sein Herz gesessen hätte, wäre er ein Mensch gewesen. Trotzdem kippte er nach hinten und brach den Bolzen einen Zentimeter über der Haut ab. Gute fünfzehn Meter entfernt starrte ihn eine Wärterin böse an, während sie den Kolben ihrer Armbrust gegen den Bauch drückte, um neu zu laden.
Er kämpfte sich wieder auf die Füße und griff an, lief mit höchster Geschwindigkeit auf sie zu. Wie Melorta verfiel die Wärterin nicht in Panik. Ruhig hängte sie die Sehne ein und legte einen Bolzen auf. Da sie nicht mehr genug Zeit hatte, um die Armbrust an die Schulter zu legen, schoss sie aus der Hüfte. Der Bolzen traf Ril in der Kehle. Er fiel um, rollte sich herum, sprang wieder auf die Beine und warf sich auf sie.
Ril wog immer noch mehr als sie, sie fiel nach hinten, und landete auf ihr. Die Wärterin ließ ihre Armbrust fallen und zog ihren Dolch, um den sie dann rangen. Ril keuchte wegen des zweiten Armbrustbolzens. Die Verletzung war nicht schwer genug, um ihn umzubringen, aber er brauchte Luft und bekam nicht viel. Außerdem hatte er furchtbare Schmerzen. Aber er konnte nicht aufgeben, nicht, wenn er nicht getötet werden und Lizzy schutzlos zurücklassen wollte.
Schließlich übernahmen seine Instinkte, und er schlug mit seiner Energie aus. Die Frau unter ihm verwandelte sich in blutigen Schleim und zerrissenes Fleisch, und Ril fiel stöhnend und vollkommen erschöpft in die nasse Masse. Trotz des Wissens, dass Lizzy ihn brauchte, benötigte er eine Weile, bis er sich wieder bewegen konnte. Zitternd rollte er sich schließlich auf den
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