Die Krieger der Königin: Falkenherz
natürliche Form kann er nicht annehmen, ohne dabei zu sterben.« Sie sah kurz auf. »Er hat sich selbst fast umgebracht.«
Rashala runzelte die Stirn. Als Krüppel wäre er nicht besonders nützlich, aber er war der neue Liebling des Kaisers. »Kann er wieder hergestellt werden?«
»Nein.«
Rashala schüttelte seufzend den Kopf. Ein fremder Krieger – sie hätte nur zu gern gewusst, wie er in die Stadt gekommen war, ohne bemerkt zu werden! –, der auch noch verkrüppelt war. Wo war sein Meister? Rashala hatte auch von ihm schon gehört. Die Gerüchte behaupteten, er hätte Neunundachtzigs Beine abgetrennt, auch wenn sie das nicht glauben konnte. Aber sie glaubte durchaus, dass er entkommen war. Allen Kriegern im Wachdienst war befohlen worden, ihn zu finden, doch bis jetzt war es ihnen nicht gelungen. Es war zwar beängstigend, aber sicherlich nicht der Auftakt zu einer Invasion. Kein Feind hätte einen Spion geschickt, der so offensichtlich beschädigt war. Rashala sah auf seine blonden Haare hinunter und tippte sich mit einem Finger an die Lippen, während sie an eine bestimmte, strohhaarige Konkubine im Harem dachte.
»Und hier sind sie«, sagte Shalatar schließlich und warf einen zufriedenen Blick zur Tür. Rashala drehte sich um und entdeckte zehn Wärterinnen, von denen jeweils zwei einen benommenen Mann stützten.
Die Futtersklaven trugen immer noch die Kleidung, die sie in der Arena angehabt hatten. Ihre Augen waren vom Schock und den Schmerzen trüb und sie stanken nach Schweiß und Dreck. Das überraschte Rashala nicht, da allen gerade erst die Zunge entfernt und die Wunde ausgebrannt worden war. Aber man durfte den Futtersklaven nicht erlauben zu sprechen, da sie sonst einen Krieger kontrollieren konnten. Selbst bei einem bewusstlosen Sylph wie diesem konnte man das Risiko nicht eingehen. Rashala war wirklich unglücklich darüber, dass sein Meister entkommen war.
Ihr Bruder trat vor. Die Futtersklaven wurden in einer Reihe vor der Couch in die Knie gezwungen. Zwei von ihnen waren schon älter, mit weißen Haaren. Die anderen drei Männer waren jünger, und der jüngste von ihnen war fast noch ein Junge, von dem ihr Bruder ihr gestand, dass er zusammen mit dem Krieger gefangen worden war. Es war zu dumm, dass niemand daran gedacht hatte, ihn zu verhören, bevor man ihm die Zunge entfernt hatte. Der Junge starrte mit panisch aufgerissenen Augen um sich und versuchte immer noch, zu sprechen, obwohl er keine Zunge mehr hatte. Tränen liefen ihm über das Gesicht, und er streckte den Arm nach dem Krieger aus, als wolle er ihn wecken. Aber der Krieger bewegte sich nicht. Sein Energielevel war so niedrig, dass ihn im Moment nur die Heilerin am Leben hielt.
Shalatar begann einen Sprechgesang und begann damit das Ritual, das die Männer und den Krieger aneinanderbinden würde. Rashala trat zur Seite und beobachtete, wie er sie verband und die Muster dieser Männer in den Krieger übertrug, so dass er sich von ihrer Energie nähren konnte. Es dauerte seine Zeit, aber Shalatar war ein Experte. Er errichtete die Verbindung, ohne dass der Sylphe auch nur ein Mal zuckte, dann trat er zurück und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
»Gut gemacht«, sagte Rashala.
Die Heilerin winkte nach dem ersten Mann, der von seinen Wärterinnen nach vorn gezerrt wurde. Sie legte ihre Hände sowohl auf ihn als auch auf den Krieger. Die Energie floss, und der Mann stand kurz vor einer Ohnmacht, bevor sie nach dem Nächsten verlangte. Sie wiederholte den Prozess, bis alle Futtersklaven erschöpft, bleich und zitternd zurückblieben. Alle außer einem. Dann, obwohl die Risse im Körper des Kriegers verschwunden waren und er auch nicht mehr durchsichtig war, berührte die Heilerin den Jungen und nahm auch seine Energie. Der Jugendliche starrte den Krieger die ganze Zeit unverwandt an, während Tränen über seine Wangen liefen und auf seinem Gesicht ein Ausdruck stand, den Rashala problemlos als Hass erkannte. Doch das spielte keine Rolle. Die meisten Futtersklaven hassten ihre Schützlinge.
Schließlich war es vollbracht. Die Futtersklaven wurden wieder entfernt. Shalatar würde sich darum kümmern, dass sie gefüttert und versorgt wurden, damit sie weiter Energie für den Krieger lieferten. Nicht, dass Rashala wirklich begriff, wofür die Kreatur gut sein sollte. Vielleicht wollte der Kaiser ihn als Haustier halten. Aber sie ahnte schon jetzt die Probleme, wenn er seine Gestalt nicht wechseln konnte. Wie
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