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Die Krieger der Königin: Falkenherz

Die Krieger der Königin: Falkenherz

Titel: Die Krieger der Königin: Falkenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. J. McDonald
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nächsten Nische und bewegte den Mann so sanft wie möglich.
    Lizzy sah ein Aufblitzen von blonden Haaren und fühlte, wie ihre Beine nachgaben. Sie fiel auf die Knie und schlug eine Hand vor den Mund. Das brachte Rashala dazu, sie anzusehen, aber Lizzy war sich des Blickes der Frau kaum bewusst. Sie konnte das Gesicht des Mannes nicht klar erkennen, aber sie wusste, wer er war. Der einzige Mann, der es sein konnte. Der es sein
musste.
    Die Wärterinnen trugen ihn in die Nische, Rashala folgte ihnen und ließ den Vorhang hinter sich zufallen. Die Gruppe blieb für mehrere Minuten darin, während alle Konkubinen aufgeregt flüsterten und die Krieger die Luft witterten, wobei sie sich aggressiv aufrichteten. Eapha fiel neben Lizzy auf die Knie und fragte, ob es ihr gutging, aber Lizzy konnte nur den Kopf schütteln. Sie hatte Angst, zu sprechen. Schließlich kamen die Wärterinnen wieder heraus und gingen auf die Tür zu. Als Nächstes kam Rashala und warf Lizzy einen langen Blick zu. Doch schließlich folgte sie den anderen. Die Tür schloss sich hinter ihr und wurde verriegelt.
    Alle außer Lizzy rannten zu der Nische. Selbst die Krieger sahen sich den Neuankömmling an. »Es ist ein Mann!«, rief eine der Frauen. »Er hat Haare wie Lizzy!«
    Sie alle sahen sie an. Langsam stand Lizzy auf und stolperte vorwärts. Ihre Kehle war so zugeschnürt, dass sie kaum atmen konnte. Frauen und Krieger traten zur Seite, um sie durchzulassen. Sie ging in die Nische und wusste dabei genau, dass Rashala sie durch ein Guckloch beobachten würde. Aber sie konnte einfach nicht anders.
    Ein Mann mit kurzen blonden Haaren und langem Pony lag auf der Daunenmatratze, das Gesicht abgewandt. Er atmete leise, aber inzwischen war es im Harem so ruhig, dass sie es problemlos hören konnte. Er war bleich, aber bis auf ein rotes Brandzeichen auf seiner Brust, die Nummer  703 , sah er genauso aus, wie sie sich an ihn erinnerte. Lizzy stellte fest, dass sie weinte.
    Sie wimmerte, fiel neben dem Bett auf die Knie und sagte seinen Namen. Er drehte sich im Schlaf zu ihr um, als folge er ihrer Stimme, und sie drückte ihre Stirn an seine, während sie sein Gesicht mit den Händen umfasste.
    »Oh, Ril«, sagte sie wieder und fing an zu schluchzen.
     
    Als der nächste Tag seine heißeste Stunde erreicht hatte, war Leon davon überzeugt, dass die Krieger von Meridal ihn nicht finden konnten. Er kehrte zu seinem Versteck in der Gasse zurück, das er in der vorigen Nacht gefunden hatte, und bemühte sich, ein wenig zu schlafen. Die Anstrengungen ihrer Ankunft, ihre Gefangennahme und seine Flucht – er war ausgelaugt, und Ril zu nähren hatte seine Erschöpfung noch vertieft. Die brennende Hitze machte alles nur noch schlimmer, so dass er befürchtete, zusammenzubrechen. In diesem Zustand konnte er Lizzy nicht helfen.
    Er kauerte sich in der ungemütlichen Nische zusammen und wickelte sich in seine Robe, während er angestrengt versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass er seinen Krieger bewusstlos in der Arena zurückgelassen und auch Justin im Stich gelassen hatte. Er versuchte, an gar nichts zu denken und so seine Gefühle zu kontrollieren. Es waren immer noch Krieger unterwegs, die ihn suchten, das bezweifelte er nicht.
    Er konnte sich relativ einfach verstecken. Nach so vielen Jahren an der frischen Luft war seine Haut ledrig und trocken und wurde leicht braun. Nach der langen Seereise war sie braun genug, dass er mit ein wenig Dreck im Gesicht als Einheimischer durchgehen konnte. Und während die Sonne sein Haar ausbleichte, würde der Ruß, den er hinter einen Bäckerei gefunden hatte, seinen Zweck erfüllen, bis ihm eine bessere Lösung eingefallen war. Nur seine blauen Augen konnte er nicht verstecken, also hielt er den Blick zu Boden gerichtet und ging mit gebeugtem Rücken, als wäre er ein älterer, unterwürfiger Mann. Niemand beachtete ihn, auch nicht die patrouillierenden Kriegssylphen. Er achtete sorgfältig darauf, auch seine Gefühle zu kontrollieren.
    Und um ehrlich zu sein, Letzteres fiel ihm nicht besonders schwer. Leon war so erschöpft, dass er kaum denken oder fühlen konnte. Als der Nachmittag die Luft abkühlte, zwang schiere Entschlossenheit ihn auf die Beine und brachte ihn dazu, die warme Robe trotz der Hitze über seinen Körper zu werfen und mit gesenktem Blick wieder auf die Straßen zu treten. Er dachte nicht an seinen verlorenen Freund und seine vermisste Tochter oder daran, wie viele Krieger an ihm vorbeikamen, die

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