Die Krieger der Königin: Falkenherz
Sklaven, die Unberührbaren und die Kranken. Und jeder von ihnen war sich mit schrecklicher Klarheit bewusst, dass ein Vergehen den Tod in der Arena oder ein Leben in den Ställen der Futtersklaven bedeutete. Vier-Siebzehn konnte vor dem Hintergrund ihrer andauernden Angst überhaupt nichts verfolgen.
Er wechselte zu Bosheit – Wut, Hass, Entschlossenheit, irgendetwas in der Art. Dieser Mann würde doch sicherlich etwas davon empfinden. Wie sollte er nicht hassen, wenn ihm so viel genommen worden war? So fanden sie die Regelbrecher. Entweder durch Angst oder durch Wut. Eines davon empfanden sie immer.
Vier-Siebzehn tapste die Straße entlang und über eine Kreuzung, während er von rechts nach links sah. Er befand sich jetzt in einem der wohlhabenderen Gebiete, wo der Müll verschwunden war. Hier gab es Restaurants und Märkte, und Hunderte von Leuten eilten hin und her. Die meisten waren höhergestellt als Sklaven, aber noch nicht reich genug, um auf der Insel zu leben. Sie betrachteten Vier-Siebzehn mit Furcht, aber ohne Panik. Trotzdem wichen sie ihm aus.
Hass – er fühlte ihn hinter einem der Markstände. Vier-Siebzehn wirbelte sofort mit bösem Blick herum, und der dunkelhäutige Mann hinter dem Wasserstand wurde bleich. Vier-Siebzehn kam näher und schnüffelte, bis der Mann sich an die Wand drängte und die Kontrolle über seine Blase verlor. Der Händler fiel auf die Knie und fing panisch an, um seine Leben zu flehen.
Hinter ihm erhob sich neue Wut, also drehte sich Vier-Siebzehn um, besonders, nachdem die Wut von Schmerzen begleitet wurde. Er vergaß den Wasserverkäufer und rannte über den Markt zu einem Mann, der gerade seine Frau schlug und sie anschrie, sie wäre dumm, ohne sich bewusst zu sein, dass er beobachtet wurde. Nicht, dass es eine Regel gab, die das Schlagen von Frauen verbot. In Meridal hatten Frauen weniger Rechte als Sylphen. Aber es gab eine Regel gegen das Kämpfen, und sehr viele Männer, die ihre Frauen schlugen, waren wegen Verstoßes gegen diese bestimmten Regeln in der Arena gelandet.
Während die Frau, ein hübsches dickes Wesen, aus Angst vor der Wut ihres Mannes auf dem Boden kauerte, sprang Vier-Siebzehn auf ihn zu. Er packte ihn, und seine Klauen gruben sich in sein Fleisch, als er ihn nach oben riss. Der Ehemann schrie vor Panik auf und versuchte zu entkommen, aber Vier-Siebzehn klemmte ihn sich einfach unter den Arm und trottete zurück zu den Arena-Ställen. Der gelbhaarige Mann war nicht hier, also ließ er seinen Fang nicht fallen und suchte weiter. Selbst wenn er ihn nicht fand, irgendwann mussten sie ihn zu Kiala zurückschicken. Niemand wollte einen aufgeregten Krieger. Er musste es einfach nur noch eine Weile länger ertragen.
Hinter dem davontrottenden Krieger schrie die Frau, weil sie nicht verstand, was gerade geschehen war. Als sie sah, dass ihr Ehemann weggeschleppt wurde, schlug sie die Hände vor den Mund.
»Geht es dir gut?«, fragte jemand.
Sie sah auf. Über ihr stand ein Mann in einer einfachen braunen Robe, mit rußigem Haar und dreckiger Haut. Aus jeder seiner Poren schien Dunkelheit zu strömen.
»Geht es dir gut?«, fragte er erneut.
Sie zog den Kopf ein. Frauen sprachen nicht mit Fremden – nicht, wenn man sie als etwas Besseres ansehen sollte als die Frauen in den Kriegerharems. Sie hatte ihren Ehemann nicht geliebt, aber jetzt war sie allein und hatte noch weniger Perspektiven als vorher. Wütend und voller Angst um ihre Zukunft kam sie auf die Beine und rannte davon, ohne sich umzusehen. Erst viel später ging ihr auf, dass der Mann, der versucht hatte, mit ihr zu reden, blaue Augen gehabt hatte.
Lizzy lernte von Eapha und den anderen Mädchen, wie man tanzte. Kichernd schwang sie ihre Hüften erst zur einen Seite, dann zur anderen, begleitet von den Schlägen einer kleinen Trommel. Zwo saß im Schneidersitz auf einem Kissen und beobachtete alles sehr interessiert. Als die Haupttür sich öffnete, schaute Lizzy auf und ihr Lachen verklang. Es war nicht die richtige Tageszeit für das Essen. Zwei braungekleidete Wärterinnen kamen herein und trugen einen Körper.
Lizzy starrte überrascht auf diese Beine. Sie gehörten definitiv einem Mann, der lange Hosen und Stiefel trug, wie es zu Hause üblich war. Sie wich zurück und stieß gegen Eapha, deren Mund offen stand, aber sie konnten nichts sagen, weil Rashala den Wärterinnen folgte. Sie sprach leise, was sie immer in der Nähe von Kriegern tat. Das Paar trug seine Last zur
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