Die Krieger der Königin: Falkenherz
sollte er zu seinen Futtersklaven kommen? Sie konnte sie nicht in den Harem bringen. Das war einfach unmöglich.
Schließlich trat die Heilerin zurück, warf ihnen einen kurzen Blick zu und schwebte aus dem Zimmer. Bruder und Schwester blieben mit dem Krieger allein.
»Was willst du mit ihm anfangen?«, fragte Shalatar, während Rashala die Kreatur genau musterte. Er sah wirklich menschlich aus, was abscheulich war, aber zumindest war er leicht zu erkennen. Sie würde ihn trotzdem brandmarken, während er schlief.
Sie sah ihren Bruder an. »Bevor sie seinen Meister gefunden haben? Nicht viel. Wer weiß schon, was für Befehle er hat.« Sie mussten den geflohenen Mann um jeden Preis finden. Bis er tot war, wären seine Befehle vorrangig vor denen jedes anderen Meisters. Der Krieger würde eingeschlossen werden müssen, nur für alle Fälle. Rashala hatte allerdings Angst, dass der Kaiser nach ihm schicken würde. Wenn er das tat, musste sie jede Menge Risiken eingehen.
»Zumindest ist er schwächer als die anderen.«
»Das ist wahr«, stimmte Rashala zu. »Viel kann er nicht anrichten.« Bis die Situation sich geklärt hatte, würde sie mit ihm einfach tun, was sie mit neuen Kriegern tat, um sowohl gegen ihren Hass als auch ihren Widerstand anzugehen: Sie wissen lassen, dass es hier einen Platz für sie gab, ein Glück im Leben. »Ich stecke ihn in den Harem.«
Vier-siebzehn tapste langsam die Straße entlang, und seine Krallen kratzten über den Stein. Er ging direkt in der Mitte der Gasse, ohne wahrzunehmen, dass Tiere und Menschen verzweifelt versuchten, ihm auszuweichen.
Eigentlich hätte er keinen Wachdienst haben sollen, nicht schon wieder. Allerdings war das fast alles, was er jemals tat, meist im Hafen und in den Vierteln der Stadt, zu denen Fremden der Zutritt gestattet war. Das machte ihn zu etwas Besonderem, sagten die Wärterinnen, die immer bemüht waren, ihn zu besänftigen. Er war einer der Kriegssylphen gewesen, die den fremden Krieger und seinen Meister gefangengenommen hatten, und müsste fähig sein, den Meister wieder zu finden. Also hatten sie ihn von Kiala weggeschleppt und an die Arbeit geschickt, trotz der Ruhepause, die ihm eigentlich zustand.
Er war zum Schweigen verurteilt und von so vielen Regeln gebunden, dass er kaum funktionieren konnte, aber Vier-Siebzehn ließ sich nicht dumm machen: Er wusste, dass er als Bestrafung aus dem Harem geholt worden war, weil er einen Krieger gefangen hatte, ohne dies zu bemerken. Alle Krieger, die an diesem Tag im Einsatz gewesen waren, waren jetzt auf die Suche geschickt worden. Aber woher hätte er wissen sollen, dass diese Kreatur ein Kriegssylph war? Nur frisch geschlüpfte und junge Sylphen versteckten ihre Muster. Dieser hier hatte in der halben Sekunde, die es gekostet hatte, ihn bewusstlos zu schlagen, nicht anders gewirkt als jeder andere Verbrecher. Natürlich hatte man keinem von ihnen die Chance gegeben, sich zu erklären. Die bekam niemand. Vier-Siebzehn seufzte innerlich und trat vor ein paar Kamele, die verängstigt mit den Augen rollten und spuckten – allerdings nicht auf ihn.
Jetzt war er wieder von Kiala getrennt, und das hasste er. Er gehörte ihr. Sie beide waren Mitglieder des selben Kreises wie Eapha und Zwo. Keiner der anderen zur Suche ausgeschickten Krieger gehörte dazu, so dass er nicht einmal in Zeichensprache darüber klagen konnte. Nicht, dass er viel mit anderen Kriegern des Kreises sprechen würde, wenn er es vermeiden konnte. Im Moment musste er einfach nur Befehle befolgen: Finde den Mann, der mit dem gefangenen Krieger gekommen ist. Je eher ihm das gelang, desto eher wäre er wieder bei Kiala.
Er hatte seine Suche an dem Loch in der Arenawand begonnen, das genau zu diesem Zweck noch nicht von Erdsylphen repariert worden war. Alle Krieger hatten hier angefangen und einander böse angestarrt, bevor sie sich verteilten. Aber ohne eine Ahnung, wohin der Mann gegangen war, folgte Vier-Siebzehn verschiedenen Gefühlen. Ein fremder Mann, verloren in einer Stadt, in der gerade sein Gefährte gefangen genommen worden war? Vier-Siebzehn suchte genauso sehr nach Furcht wie nach bleicher Haut und gelben Haaren. Finde die Angst, und du findest den Mann. Vielleicht würde er sogar Hass empfinden.
Das Problem war, wie Vier-Siebzehn mit verdrossener Gewissheit feststellen musste, dass es bereits zu viel Angst gab. Wo immer er hinging, fürchteten sich die Leute. Nur die Unterklasse lief hier herum: die Armen und die
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