Die Krieger der Königin: Falkenherz
jemanden ansahen, den man entführen und verkaufen konnte, um sie dann gegen ihren Willen wie eine Hure zu benutzen.
Der Gedanke an Lizzy brachte die Erinnerungen an ihre weiche Haut und ihren Geruch zurück, und er musste sie zurückdrängen. Er konnte es sich nicht leisten, sich in diesen Erinnerungen zu verlieren, nicht, wenn er wollte, dass sie sich wiedersahen. Aber ihr atemloses Keuchen hallte in seinen Ohren wider, und er biss sich auf die Lippe und umklammerte den Rahmen des Schlittens mit solcher Kraft, dass das Holz splitterte.
»Beruhige dich«, sagte Shalatar und musterte ihn milde. Der Mann hatte keinerlei Angst. Ril wollte ihn mit seiner Aura des Hasses beschießen, aber die Regeln waren strikt. Er konnte seine Aura überhaupt nicht einsetzen, außer er kämpfte in der Arena. Ril schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Als er sich bemühte, die Wut und die Angst, die er empfand, zu beruhigen, streckte der Mann die Hand aus und tätschelte ihm wie einem Hund den Kopf. »Guter Junge«, sagte er.
Lizzy befand sich in einer der Nischen, sprang auf dem Bett auf und ab und versuchte, sich keine Sorgen zu machen. So sehr ihr die Idee auch zuwider gewesen war, sie hatte sich gezwungen, das Hemd zur Seite zu legen, das Ril ihr gegeben hatte, und wieder ihr durchsichtiges Kleid anzuziehen. Darin wippten ihre Brüste schmerzhaft auf und ab, und sie hielt sie mit den Händen fest, während sie hüpfte.
Zwo sprang neben ihr, schlenkerte mit den Armen und beobachtete sie. Lizzy war seine Blicke – und die der anderen Krieger – inzwischen so gewöhnt, dass es ihr nicht peinlich war. Außerdem konnte sie kaum noch behaupten, unschuldig zu sein. Nicht, nachdem sie Rils Lippen auf ihren Brüsten gespürt hatte, seine Hände an ihren Hüften und seinen fantastischen, seidigen Penis tief in … Ihr lief ein Schauder über den Rücken, und sie erwischte Zwo dabei, wie er sie beäugte. Ihr fiel ein, dass er fühlen konnte, was sie empfand. Sie errötete.
»Tut mir leid.«
Er zog eine Augenbraue hoch, und in seinen Augen funkelte ein Lachen. Er hörte auf zu hüpfen und machte ein paar langsame Bewegungen mit Händen und Armen. Lizzy hielt ebenfalls inne und konzentrierte sich. Sie hatte die Zeichensprache so schnell gelernt, wie sie konnte, aber es gab immer noch eine Menge, was sie nicht verstand.
Zwo kommunizierte einfach. »Nein. Gut«, las sie. Er wiederholte eine der Gesten und fügte eine zweite hinzu. »Nein. Tut mir leid … Oh, ›Es muss dir nicht leidtun, es ist gut?‹«
Er nickte.
Lizzy lachte, weil sie doch ein wenig verlegen war, und biss sich auf die Lippe. »Was glaubst du, werden sie mit ihm tun?«, fragte sie.
Er zuckte mit den Schultern und gestikulierte. »Weiß. Nicht. Geld.«
Sie wandte sich ab. Das war wahr. Ril war zu viel wert, als dass sie ihn verletzen würden. Wieder biss sie sich auf die Lippe und hasste diese Vorstellung genauso sehr, wie sie es hasste, eine Sklavin zu sein. Kein Wunder, dass die Gemeinschaft sich selbständig gemacht und Sylphental gegründet hatte. Wie konnte jemand nicht verstehen, dass Sylphen denkende, lebende Wesen mit Rechten waren? Natürlich war sie Mitglied derselben Spezies, und trotzdem hatten sie es auch ihr angetan.
»Menschen sind furchtbar.«
Zwo legte den Kopf schräg, hob die Arme und bewegte sie in einem Muster, das sie nur mühevoll verstehen konnte. »Nicht. Alle. Sie. Gut.«
Lizzy lächelte. »Du liebst Eapha wirklich, oder?«
Zwo nickte. »Will. Sie. Wie. Er. Dich.«
Lizzy war sich nicht ganz sicher, was das bedeutete. Eapha und Zwo waren schon seit Jahren zusammen, während sie und Ril sich gerade erst gefunden hatten. Vielleicht ging in der Übersetzung etwas verloren. »Na ja«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln, »dann lass uns sicherstellen, dass sie keinen Grund finden, euch zu trennen.« Mit diesen Worten fing sie wieder an, auf der Matratze herumzuhüpfen, und einen Moment später machte er mit.
Leon folgte der jungen Frau aus der Taverne, nicht, weil er sie als Bedrohung empfand, und sicherlich nicht, weil er vorhatte, ihr irgendwelchen Schaden zuzufügen. Und sie erinnerte ihn auch nicht an seine Frau oder eine aus der Schar seiner Töchter. Er folgte ihr aus einem vagen Gefühl heraus und weil er mehr Informationen darüber brauchte, wie diese Gesellschaft funktionierte.
Ihre Schicht endete weit nach Sonnenuntergang. Sie machte sich über die trockenen Steinstraßen auf den Weg und bog fast
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