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Die Krieger der Königin: Falkenherz

Die Krieger der Königin: Falkenherz

Titel: Die Krieger der Königin: Falkenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. J. McDonald
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ein dünner Haarkranz um die Glatze zog. Seine Roben waren um einiges prächtiger. Es war nicht so, als müsse er sich der Hitze entsprechend kleiden. Die Luft in dem Palast, in dem man Ril gebracht hatte, war so mild wie an einem Frühlingsnachmittag zu Hause. Man brauchte mindestens ein halbes Dutzend Sylphen, um den Palast so kühl zu halten. Ril hatte das Gebäude gesehen, als er hineingebracht worden war. Es war riesig, mit dreißig Meter hohen Decken und vollkommen aus Marmor und Gold erbaut. Der Palast war pompös und einfach nur Platzverschwendung. Ril bevorzugte Sylphental und sein Kriegerzimmer, wo er in seiner natürlichen Form schlafen konnte, umgeben von seinen Stockgenossen.
    Denk nicht daran, ermahnte er sich selbst. Denk nicht an sie, denk nicht an Lizzy. Denk nicht daran, diesem Mann den Kopf abzureißen, weil Shalatar es spüren würde und weil man dem Kaiser die Macht über ihn verliehen hatte. Der Mann konnte jeder Sylphe in Meridal alles befehlen. Dies war eine Parallele zu einer Sylphenkönigin, über die Ril nur bitter lachen wollte. Die Kontrolle des Kaisers war ein Witz – aber trotzdem hielt sie Ril niedergeworfen auf dem Boden, auf den kalten Marmor gepresst wie der Hund, für den sie ihn hielten.
    »Trotzdem …«, sprach der Kaiser weiter und nahm seine Runde um Ril wieder auf. Dann blieb er hinter ihm stehen und Ril fühlte tatsächlich den Schuh des Mannes auf seinem Rücken, als wolle er sehen, ob er in Stücke zerfiel. »Er war in der Arena wundervoll zu beobachten. Ich will ihn wieder sehen. Allerdings nicht im Kampf gegen Krieger. Lasst ihn gegen Gladiatoren antreten und schaut, wie er sich schlägt. Ja.« Er hob den Fuß und umkreiste Ril noch ein weiteres Mal, bevor er zu seinem Thron zurückkehrte.
    Der Rand seiner Robe strich über Rils Gesicht, und Ril zischte leise. Zwar war es ihm nicht erlaubt, jemals wieder zu sprechen, aber trotzdem konnte er noch ein paar Geräusche von sich geben. Der Kaiser zuckte überrascht zusammen. Was Siege betraf, war dieser relativ armselig, aber trotzdem ergötzte Ril sich daran, obwohl ihm klar war, dass er nicht von Dauer sein konnte.
    War er auch nicht. Der Kaiser machte eine Geste, und eine Peitsche traf Rils Rücken. Wäre es eine normale Peitsche gewesen, hätte er sie nicht einmal gefühlt, aber diese war aus einem Krieger geformt und schnitt so tief ein, dass er aufschrie. Wieder schlug die Peitsche zu. Wieder schrie er.
    Er wurde ein Dutzend Mal getroffen, bevor er die Lektion verstand, die man ihm erteilen wollte. Eigentlich hatte er es nach dem vierten Schlag schon verstanden, aber bis zum zwölften Schlag weigerte er sich, nachzugeben. Erst als er fühlte, wie seine Energien auf den Boden rannen und er befürchtete, dass er hier sterben würde, zu Tode geprügelt aus einem nichtigen Grund, gab er nach. Als die Peitsche sich zum zwölften Mal senkte, gab Ril kein Geräusch von sich, nicht den geringsten Laut. Daraufhin folgte eine Pause in den Schlägen, und er blieb still und starrte auf sein Spiegelbild.
    »Gut«, sagte der Kaiser und kehrte zu seinem Thron zurück. »Ihr könnt gehen.«
    Ril musste aus dem Raum geschleift werden.

[home]
    18
    D ie Leute, die Leon traf, nachdem er Zalia vom Restaurant aus gefolgt war, gehörten zu den ärmsten Menschen, die er je gesehen hatte. Sie lebten in ihren provisorischen Behausungen und fürchteten die Sandstürme, genauso wie giftige Schlangen und Spinnen. Tagsüber wurden sie von der Hitze gebacken, und die nächtliche Kälte löste Krankheiten aus. Sie waren verschwitzt und stanken … und anscheinend waren sie das Rückgrat von Meridals Arbeitswelt. Sie waren die vergessenen Kellner und Arbeiter, die niemand zu Gesicht bekam.
    Viele von ihnen waren Flüchtlinge aus der schwebenden Stadt. Ein Drittel der Männer, die er an diesem ersten Abend traf, hatte keine Zungen. Viele der Frauen waren in den Harems vergewaltigt worden, um danach als Sklaven verkauft zu werden. Diejenigen, die keinen Käufer gefunden hatten, waren in die Wüste geworfen worden, um auf eigene Faust zu überleben. Wie die anderen Ausgestoßenen einer Stadt, die fast selbst schon ein einziger Slum war, schlossen sie sich der Gemeinschaft am Rand an, die jeden Tag zurück ging in die Stadt, um zu betteln oder zu arbeiten. Doch dadurch, dass sie außerhalb der Mauern lebten, entkamen sie der Aufmerksamkeit der städtischen Beamten und der Krieger. Wahrscheinlich waren sie freier als die Einwohner der eigentlichen

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