Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
zusammen. »Okay.«
Mace schlug ihm eine Hand auf die Schulter. »Halte einfach deine Sinne offen.«
»Okay.« Claw sah wieder auf. »Ich nehme an, jeder könnte es sein? Ich meine, auch jemand, den wir kennen?«
»So könnte es sein. Wir müssen jeden kontrollieren.«
Claw lächelte strahlend zu ihm auf.
Schweigend ging Sala zur Schule, den Schal gegen die Kälte um die Schultern geschlungen. Bald würde der Unterricht anfangen, und ohne Rachel war sie gezwungen, länger zu unterrichten, als sie eigentlich vorgehabt hatte. Aber sie wagte es nicht, aufzuhören und damit Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Das einzig Gute, was sie an Wass’ missglücktem Mordversuch entdecken konnte, war, dass Claw nicht getötet worden war. Die Krieger hätten sich auf sie gestürzt, wenn sie gewusst hätten, dass sie beteiligt war. Wenn sie Glück hatte, erinnerte sich Gabralina auch jetzt nicht daran, dass sie ihrem Krieger befohlen hatte, Sala zu gehorchen. Für einen kurzen Moment erwog Sala, Gabralina umzubringen, damit sie sich nie mehr erinnern konnte, aber das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Sie musste diskret und subtil vorgehen und Solie bei der ersten Gelegenheit umbringen, die sich ergab.
Sala ging an der Bäckerei vorbei. Das Schulhaus kam in Sicht. Direkt davor stand ein Kriegssylph auf dem Gehweg und musterte intensiv jeden Vorbeigehenden.
»Was tust du?«, verlangte eine Frau wütend zu wissen.
»Ich suche nur nach einer Seele«, antwortete er. »Bei dir ist alles in Ordnung.« Sie rümpfte die Nase und lief weiter.
Sala rümpfte ebenfalls die Nase und ging auf ihn zu. Sie erkannte Blue und nickte ihm zu, als sie näher kam. »Hallo, Blue. Claw hat mich natürlich schon kontrolliert.«
Blue blinzelte überrumpelt. »Oh, okay.« Er wandte sich einer Gruppe Schulkinder zu, die auf die Schule zurannte.
Sala ging weiter.
21
D ie letzten Blätter fielen von den Bäumen, in der Stadt war es ruhig. Kalte Winde bliesen von den Bergen, und die Einwohner bereiteten sich auf den Winter vor.
Es gab Erntefeierlichkeiten, aber sie fielen kleiner und ruhiger aus als in den letzten Jahren. Alle waren sich bewusst, wie viele Menschen gestorben waren und dass der Kanzler im Sterben lag. Keiner schien sich mehr sicher zu sein, ob es einen Feind gab, alle waren angespannt.
Gabralina ging nicht zu ihrer Arbeit bei der Witwe, schon seit Tagen nicht. Sie wusste nicht, wie die Witwe ohne sie zurechtkam, aber sie konnte sich nicht dazu zwingen, Interesse dafür aufzubringen. Sie vermisste Wass. Ihr Herz war einfach nicht fähig, zu akzeptieren, dass er verschwunden war. Immer öfter ertappte sie sich dabei, wie sie durchs Tal wanderte und nach ihm suchte. Der Anblick, wie Gabralina, schön und mit verweinten Augen, oft sogar ohne warmen Mantel, mit wehenden Haaren durchs Tal wanderte, vertiefte nur noch das Rätsel, das die Stadt lähmte.
Gabralina kümmerte sich nicht darum, was die Stadtbewohner dachten. Sie suchte einfach weiter, während sie immer trauriger und zerbrechlicher wurde. Sie wanderte durch die unterirdischen Tunnel genauso wie durch die Straßen. Aber sie konnte Wass nirgendwo finden, also lief sie über die Felder. Als weite Strecken abgeernteter Felder und Viehweiden ihn nicht preisgaben, ging sie zur Beschwörungshalle. In ihrer Trauer dachte sie, wenn er sonst nirgendwo war, hielt er sich vielleicht an einem anderen Ort auf, und das Tor wäre die Möglichkeit, ihn zu finden.
Petr bemerkte sie zuerst nicht. Die Heilerin hatte sich dem Tor wieder genähert, und all seine Helfer intonierten ihren Sprechgesang, um es offen zu halten. Ash allerdings entdeckte sie und fühlte die Trauer der Frau in sich widerhallen. Sie war der Trauer so ähnlich, die sie empfunden hatte, als ihr erster Meister vor sechs Jahren gestorben war. Bewegt sah sie zu der Frau und trauerte mit ihr.
Auf der anderen Seite des Tors war die Heilerin zurückgekommen, um wieder einmal hindurchzusehen. Das Kribbeln war inzwischen fast unerträglich. Sie wusste, was es bedeutete, aber es war nicht etwas, das sie für sich selbst wollte. Sie wollte sich nicht verändern, wollte ihren Stock nicht verlassen und wollte auch die Aufmerksamkeit des Kriegers nicht, der sich an ihr rieb – egal, wie gut es sich anfühlte.
Seit Tagen dachte sie darüber nach, wie sie das Kribbeln abstellen konnte, aber der einzige Weg schien zu sein, das Tor zu durchqueren. Wenn sie in die andere Welt wechselte, würde sie an eine dieser zerbrechlichen
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