Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Händen. Sie holte keuchend Luft, ihr Gesicht verzerrt und hässlich.
»W-w-w-warum?«, stammelte sie.
Mace schüttelte den Kopf, sah ihr tief in die Augen und erforschte sie bewusst mit seiner Empathie. Er entdeckte Schmerzen und Trauer und sah, dass das Muster, das Wass gewesen war, sich in ihr auflöste. Darunter lag Verwirrung ohne jedes Verständnis, warum ihr Liebhaber sterben musste.
Mace drang tiefer ein und durchsuchte ihren innersten Kern. Sie tat nichts, um ihn aufzuhalten, wusste nicht, wie, und interessierte sich auch nicht dafür. Sie wollte selbst sterben, wollte ihren Krieger zurückhaben, wollte einfach nur, dass dieser Alptraum ein Ende fand.
Es war nicht ihr erster Alptraum. Alte Ängste, alter Verrat, ein Geist, der langsamer arbeitete als bei ihren Mitmenschen, vollkommen verwirrt, als sie sie auslachten, ohne zu verstehen, dass sie das Ziel des Spottes war. Alte, alte Ängste. Sie würde alles für die Liebe tun, alles riskieren. Sie klammerte sich daran und ließ niemals los.
Aber sie wollte niemals Leons Tod.
Mace lehnte sich zurück. Er war sich sicher. Das Innerste ihrer Seele stand ihm offen, und er fand keinerlei Feindseligkeit darin. Ein Teil von ihr liebte Leon, weil er sie gerettet hatte, auf eine schüchterne, unausgesprochene Weise. Die Qual, die sie wegen des Angriffes auf Leon empfand, war tief und unverwechselbar. Sie hätte nie etwas getan, um ihn oder jemand anderen zu verletzen. Warum auch immer Wass es getan hatte, er hatte nicht auf ihren Befehl gehandelt.
Als Mace seine Prüfung abgeschlossen hatte, beugte er sich vor und nahm sie in die Arme. »Schhh«, beruhigte er sie. »Schhh, Mädchen. Es wird wieder gut.«
Gabralina klammerte sich schluchzend an seine Uniform. Ihrem Empfinden nach würde sie niemals mehr aufhören zu weinen, und er konnte fühlen, dass sie sterben wollte. Das war inakzeptabel, aber nicht einfach zu behandeln. Mace schloss die Augen, hielt sie fest und schickte eine stumme Bitte hinaus.
Er hielt das weinende Mädchen eine halbe Stunde lang in den Armen, bevor die Hilfe ihn erreichte. Nicht seine Lily. Sie war im Haus der Petrules und half Betha mit den Kindern und der Trauer und bei ihrem bewusstlosen Ehemann. Stattdessen betrat eine rundliche Frau den Raum, die nur ein paar Jahre jünger war.
»Oh!«, keuchte sie, »mein armes Entchen! Komm zu Iyala.«
Gabralina sah auf, entdeckte Galways Witwe mit weit geöffneten Armen und Tränen in den Augen an der Tür und löste sich aus Maces Umarmung. Die Frau wiegte sie und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
»Meine arme Kleine«, sagte sie liebevoll. »Ich werde mich um dich kümmern.«
»Es war schrecklich!«, schluchzte Gabralina. »Er kann nicht weg sein! Es tut zu sehr weh.«
»Ich weiß. Ich weiß genau, wie du dich fühlst, Süße. Weine dich nur aus, und irgendwann wird es besser, das verspreche ich.«
Mace nickte Iyala zu. Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln, bevor er den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. Gabralina war unschuldig, was gut war, aber er hatte immer noch keine Ahnung, warum Wass Leon angegriffen hatte. Dumme Kreatur. Für den Stock war er nutzlos gewesen, und jetzt fühlte sich Ril seinetwegen auch noch schuldig, weil er einen Stockgenossen hatte töten müssen, obwohl er schon durch Leons Verletzungen und das, was Justin ihm angetan hatte, unter Stress stand.
Mace stieg eine Treppe hinauf und nahm seine Wolkenform an, um über die Stadt hinweg zu seinem eigenen Zuhause zu fliegen. Nachdem sich herausgestellt hatte, wie unsinnig es gewesen war, dass jede Sylphe ihren eigenen Meister bewachte, standen die Krieger erneut auf den Dächern Wache. Diejenigen, die gerade nicht eingeteilt waren, bewachten ihre Meister und die ihrer Nachbarn, und der Rest der Elementarsylphen kümmerte sich um alle anderen. Es war viel Organisation und Absprache nötig, und das System war bei weitem nicht perfekt – das hätte bedeutet, jeden Meister jede Sekunde zu bewachen –, aber insgesamt war es nicht schlecht. Kein Meister war je mehr als dreißig Sekunden von der Rettung durch eine Sylphe entfernt.
Es gab bereits Beschwerden über die Regelung, aber trotzdem würde alles so bleiben, bis die Person gefasst war, die Leon die Treppe hinuntergestoßen hatte. Wer auch immer es war, er war schlau, wie derjenige, der an Wass vorbeigeschlichen war, um die Meuchelmörder zu befreien. Vielleicht dieser Mann, Umut, von dem Leon ihnen erzählt hatte. Jemand, den sie nicht spüren
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